Gewaltakt in Frankreich: 84-Jähriger greift Moschee an
Im Südwesten Frankreichs versucht ein ehemaliger Front-National-Kandidat erst, ein Feuer zu legen. Dann schießt er auf zwei Rentner.
Anschließend zündete der Amokschütze noch ein Fahrzeug an. Wenig später konnte die Polizei ihn in seiner Wohnung in der benachbarten Ortschaft Saint-Martin-de-Seignanx verhaften. Als Mitglied eines Sportschützenvereins verfügte er über mehrere Waffen. Der Mann war geständig, wollte aber vorerst zu seinen Tatmotiven nichts aussagen.
Nach Angaben der Behörden handelt es sich beim betagten Festgenommenen um Claude S., einen ehemaligen Kandidaten des rechtsextremen Front National (FN), der bei den Departementswahlen von 2015 angetreten war. Die Partei von Marine Le Pen, die heute Rassemblement national (RN) heißt, distanzierte sich sofort von diesem Anschlag und erklärte, Claude S. sei kurz nach seiner erfolglosen Kandidatur wegen Meinungsverschiedenheiten aus dem FN ausgeschlossen worden.
Den lokalen Behörden war S. seit Längerem als Querulant bekannt. Er habe die Bürgermeisterin verbal attackiert, sich oft beschwert und dabei den Eindruck erweckt, unter „Zwangsvorstellungen“ zu leiden, bestätigten mehrere kommunale Politiker, die sich an „xenophobe und homophobe Äußerungen“ erinnern.
Wachsende antimuslimische Hysterie
Der Vorfall wird in Frankreich auch im Kontext einer wachsenden antimuslimischen Hysterie gesehen, namentlich wegen einer Debatte um weitergehende Verbote von Kopftüchern. Politiker des RN und Konservative möchten mit einer Gesetzesvorlage Müttern das Tragen religiöser Kopftücher und Schleier verbieten, die ihre Kinder bei Sport- oder Freizeitaktivitäten außerhalb der Schule begleiten.
„Beim gegenwärtigen Klima der Anprangerung des Islams und der Muslime braucht man sich nicht wundern, dass es zu solchen Gewaltakten kommt“, erklärte Abdallah Zekri, der Vorsitzende einer französischen Organisation gegen Islamfeindlichkeit der Nachrichtenagentur AFP. Jean-Luc Mélenchon von der linken Bewegung La France insoumise teilte diese Ansicht: „Das Mobbing gegen Muslime hat Folgen. Ein Verrückter schießt vor einer Moschee. Jetzt reicht’s! Die öffentliche Hetze darf nicht länger zu Hass ermutigen.“
Präsident Macron verurteilte auf Twitter den Angriff: „Die Republik wird niemals den Hass tolerieren. Alles wird getan, damit die Täter bestraft und unsere Landsleute muslimischer Konfession geschützt werden.“
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße