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Gewalt gegen queere Personen bleibt hochQueerfeindliche Gewalt steigt

Der 3. Queer Monitor bringt neue Rekordzahlen. Muslime seien nicht öfter Täter als andere. Das Problem sind Männer.

Trans-Flagge auf einer Demo zum Internationalen Frauentag Foto: Andreas Friedrichs

Berlin taz | Der Berliner Monitor zu queerfeindlicher Gewalt hat für das Jahr 2023 insgesamt 588 Fälle erfasst. „Damit haben wir einen nie dagewesenen Höchstsand erreicht“, sagt Dr. Albrecht Lüter, der als Wissenschaftler mit dem Camino Institut den Monitor herausgegeben hat, bei der Vorstellung am Mittwoch. Cansel Kiziltepe (SPD), die Sozialsenatorin, die auch für Vielfalt und Antidiskriminierung zuständig ist, spricht von einem Trend, der „wenig überraschend“ sei.

Das Monitoring ist ein mehrdimensionales Berichterstattungsverfahren, das neben polizeilichen Statistiken auch wissenschaftliche und zivilgesellschaftliche Daten, also Angaben von queeen Vereinen und Initiativen, heranzieht. Zu den häufigsten Formen queerfeindlicher Gewalt zählen mit 45,4 Prozent Beleidigungen; Körperverletzungen sind mit 11,6 Prozent auf dem zweiten Platz. Davon gesondert wurde die gefährliche Körperverletzung mit 9,4 Prozent gezählt. Etwa die Hälfte dieser Fälle findet im öffentlichen Raum statt, gefolgt vom öffentlichen Nahverkehr und dem digitalen Raum.

Mehrfach betonten die Senatorin und Wissenschaftler:innen, dass keine spezifische ethnische Personengruppe oder soziale Schicht als besonders queerfeindlich einzuschätzen ist. „Die Zahlen und Fakten geben nicht her, dass arabische oder muslimische Menschen queerfeindlicher sind als andere Gruppen“ so Lüter. Welche Gruppe allerdings besonders stark als Täter zu verzeichnen ist, seien Männer. Als Grund dafür sehen die Ex­per­t:in­nen ein bestimmtes Männlichkeitsbild, welches immer noch bei Männern den Impuls auslöse, Gruppen, von denen sie sich in ihrer Männlichkeit bedroht sehen, gezielt anzugreifen.

Mehr Sichtbarkeit führt zu mehr Gewalt

Beobachten lasse sich, so Lüter zur taz, „dass immer wenn queere Personen sichtbar werden, mehr Gewalt verübt wird“. Mit 65,1 Prozent findet die Mehrzahl der Taten in nur neun Berliner Ortsteilen statt, in denen die meisten queeren Personen leben. Der Monat mit dem meisten Übergriffen ist der Juli. Das kann zum einen an den CSDs liegen, aber auch an einem anderen Ausgehverhalten im Sommer.

Der thematische Schwerpunkt dieses Monitors lag auf Bi+ Feindlichkeit. Hier berichten Betroffene am häufigsten von einer Unsichtbarmachung oder Verleugnung der Tatsache, dass sie mehr als ein Geschlecht begehren. Neben Vorwürfen und Zuschreibungen als Verräter haben viele BI+ Menschen auch mit Projektionen und Verkennungen zu tun. Vor allem weibliche BI+ Personen sehen sich oft mit Projektionen der Promiskuität und der Hypersexualität konfrontiert. Dies führe dann bei den Betroffenen zu Selbstzweifeln an der eigenen Orientierung.

Zum Schluss hob die Senatorin die Wichtigkeit der neuen Kampagne „Dir bleiben nur 48 Stunden“ hervor. Ziel sei es Menschen, die im Nahverkehr Gewalt erleben, darauf aufmerksam zu machen, dass sie Vorfälle schnell melden müssen. Denn nach 48 Stunden wird das Videomaterial von Überwachungskameras automatisch gelöscht – dann entfalle die Möglichkeit, es auszuwerten und Tä­te­r:in­nen zu ermitteln.

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4 Kommentare

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  • Zitat:



    „Die Zahlen und Fakten geben nicht her, dass arabische oder muslimische Menschen queerfeindlicher sind als andere Gruppen“ so Lüter."

    Eine Aufschlüsselung der Tätergruppen:



    "Zwischen 2010 und 2023 waren 4,5 Prozent der Tatverdächtigen türkische Staatsbürger. Lediglich 2,8 Prozent der Berliner sind türkische Staatsbürger (Stichtag 31. Dezember 2023). 3,6 Prozent der Verdächtigen waren Syrer, im Vergleich zu 1,3 Prozent in der Berliner Wohnbevölkerung."

    Es gilt hier wohl das Motto: Weil nicht sein kann, was nicht sein darf

  • ...die offizielle Statistik sagt: 70% der Täter sind Deutsche (deutscher Pass).



    Damit sind nichtdeutsche Täter deutlich überrepräsentiert. Wenn man schon eine Statistik zitiert, dann doch bitte auch die unbequemen Zahlen.

  • Queer sein heißt sich seiner/ihrer inneren Verfassung anzunehmen und diese zu verwirklichen..sprich zu leben.

    Was einen ehrlichen Umgang mit seinen Gefühlen und Bedürfnissen voraussetzt.

    Und genau daran scheitern offensichtlich die Personen, die meinen queeres Leben bekämpfen zu müssen. Diese Menschen haben nicht gelernt sich selbst zu reflektieren oder mit ihren Gefühlen umzugehen.

    Es handelt sich also um meist verklemmte, feige und in ihrem Selbstwert beeinträchtigte Personen..

    Ich finde auch das muss man diesen "Helden" gegenüber offen und öffentlich aussprechen..

  • Korrekt wäre, die Anzeigen werden mehr.

    Seit einiger Zeit hängen in jedem Rathaus und jeder Polizeidienststelle regelrechte Aufforderungen, Hasskriminalität anzuzeigen. Dass dann die Zahlen steigen, nur natürlich. Sind es deswegen mehr Taten? Fraglich.