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Gewalt gegen KinderSchläge in Gottes Namen

In evangelisch-freikirchlichen Familien werden Kinder häufig geprügelt. Außerhalb dieser Gruppe geht Gewalt gegen Kinder deutlich zurück.

„Die Rute ist per Definition eine elterliche Pflicht. Gott hat ihren Gebrauch angeordnet“, so freikirchliche US-Ratgeber. Bild: dpa

HAMBURG taz | Je religiöser evangelisch-freikirchliche Eltern sind, desto häufiger und massiver schlagen sie ihre Kinder. Das ist das Ergebnis einer Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN), die deren Leiter Christian Pfeiffer am Dienstag auf dem Deutschen Präventionstag in Bielefeld vorstellte.

Die Grundlage für Pfeiffers Analyse bilden zwei Befragungen: Eine mit knapp 45.000 Schülern aus der neunten Jahrgangsstufe sowie eine mit etwa 11.500 Erwachsenen über Missbrauch und innerfamiliäre Gewalterfahrungen.

Insgesamt belegt die Studie, dass in den vergangenen zwanzig Jahren elterliche Gewalt in Familien – egal ob konfessionslos, evangelisch oder katholisch – deutlich abgenommen hat. Besonders Mädchen würden davon profitieren. Mehr als die Hälfte der deutschen Elternhäuser erzieht seinen Nachwuchs inzwischen komplett gewaltfrei. Vor zwanzig Jahren galt das gerade mal für jede vierte Familie oder alleinigen Sorgeberechtigten.

Ein anderes Bild zeigt sich bei evangelisch-freikirchlichen Glaubensangehörigen. Hier werden Kinder weitaus häufiger Opfer häuslicher Misshandlungen. Bei den stärker religiös orientierten Familien leiden gut ein Viertel der Kinder unter massiver und jedes zweite Kind unter leichter Gewalt. Gewaltfreie Erziehung findet sich dagegen nicht einmal in jeder 4. Familie.

„Christliche Tradition des erzieherisch motivierten Schlagens“

„Die Befunde zu den evangelisch-freikirchlichen Familien fallen völlig aus dem Rahmen. Hier gilt: Je stärker die Eltern in ihrem Glauben verankert sind, umso mehr prügeln sie“, fasst Pfeiffer die Studienergebnisse zusammen. Es gebe „eine christliche Tradition des erzieherisch motivierten Schlagens“, die noch nicht überwunden sei. Dabei haben seit Ende der 1990er-Jahre Kinder ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Wenn Eltern schlagen, kann dies als Körperverletzung geahndet werden.

Ihre Ergebnisse sprechen laut den Autoren der Studie dafür, dass „in einem beachtlichen Teil“ der Freikirchen „Eltern dazu aufgerufen werden, in der Erziehung ihrer Kinder Schläge gezielt einzusetzen“. Eine besondere Rolle bei der Legitimation elterlicher Gewalt spielen offensichtlich religiöse Erziehungsratgeber – meistens US-Importe. Sie variieren Bibelzitate wie „Wer seine Rute schont, der hasst seinen Sohn, wer ihn aber lieb hat, der züchtigt ihn.“

In dem Ratgeber „Eltern – Hirten der Herzen“ etwa schreibt der amerikanische Autor Tedd Tripp: „Die Rute ist per Definition eine elterliche Pflicht. Gott hat ihren Gebrauch angeordnet“. Laut einer aktuellen Schweizer Studie zu evangelischen Erziehungsratgebern leitet Tripp sogar zur „systematischen, körperlichen Züchtigung schon von Kleinstkindern an“.

Das 1995 erschiene Buch ist seit Jahren auf dem deutschen Markt erhältlich, erscheint aber zum 30. April auf dem Indizes jugendgefährdender Schriften. Ab dann darf es zumindest Kindern und Jugendlichen nicht mehr zugänglich gemacht werden. Erwachsene können es allerdings auf Anfrage weiterhin erwerben.

Wissenschaftler Christian Pfeiffer ist jedenfalls überzeugt davon, dass eine solche Indizierung eine Debatte erzeugen werde. „Es verändert die Atmosphäre in diesen Gemeinden, sie können sich nicht länger darum herum mogeln, dass es ein Diskussionsthema gibt.“ Pfeiffer hofft, dass den freikirchlichen Gemeinden durch eine mediale Diskussion klar werde, dass ihre Prügel-Appelle strafbar sind.

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44 Kommentare

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  • Auch wenn die Freikirchen und Brüdergemeinden es gar nicht gern wahrhaben wollen: Sie praktizieren und lehren nicht nur körperliche, sondern auch psychische Gewalt, und das sogar bereits gegen Kinder!

    Als 10-jähriger wurde ich für 2 Wochen auf eine Freizeit in ein Heim der Herrnhuter Brüdergemeinde nach Friolzheim bei Pforzheim geschickt, mit der durchaus guten Absich,t mit Gleichaltrigen in Kontakt zu kommen. In der Freizeit gab es morgens und abends jeweils Teilnahmepflicht an Andachten, in deren Anschluß man sich "bekehren" lassen konnte. Die begangenen "Sünden", die im Verlauf der "Bekehrung" eroiert wurden, schrieb man auf einen Zettel, und mit viel Beten und Singen ging es danach in den Garten, wo der Zettel feierlich verbrannt wurde. Damit waren auch die Sünden vergeben. Die Bekehrung selbst hatte den Chrarakter einer Gehirnwäsche. Ich bin unbeabsichtigt in eine solche geraten und hatte danach (wohlvermerkt als 10-Jähriger!) einen Nervenzusammenbruch (was übrigens positiv gesehen wurde, da der Teufel aus dem Leib wollte...) und wollte nur noch nach Hause. Eine telefonische Kontaktaufnahme mit zu Hause wurde verweigert.

    Das geschilderte Vorgehen ist bei Zeltmissionen im Übrigen identisch.

    Eine befreundete, sehr religiöse Familie und ein ebenfalls befreundeter evangelischer Dekan zeigten sich ob dieser Praktiken erschüttert.

  • DS
    Der Sizilianer

    Hallo Freikirchler,

     

    eine Ergänzung noch zu den anderen von Ihnen monierten Punkten:

     

    Herr Carini geht in seinem Artikel durchaus darauf ein, dass die als erzieherisch-pädagogisch begründete elterliche Gewalt gegen ihre Kinder gesamtgesellschaftlich deutlich zurückgegangen ist. Es wird also diesbezüglich keinesfalls irgendetwas „verschwiegen“, wie Sie behaupten.

     

    „Komplett erfunden ist die Aussage, nur jedes vierte Kind einer freikirchlichen Familie würde gewaltfrei erzogen. Richtig wäre laut Studie: 49,6% aller freikirchlichen Eltern erziehen gewaltfrei.“

     

    Auch das ist nicht richtig, wenn Sie die von Ihnen verlinkte Studie eingehend betrachten: Laut den befragten Schülerinnen und Schülern bejahen 62% der evangelisch-freikirchlich aufwachsenden Kinder Gewalterfahrungen durch ihre Eltern (Abbildung 3 auf Seite 6 der Studie).

     

    Die Aussage mit den noch nicht einmal zu 25% gewaltfrei erzogenen Kindern bezog sich darüber hinaus laut Herrn Carini nicht auf die evangelisch-freikirchlich aufwachsenden Kinder insgesamt, sondern auf die Teilgruppe, die hier besonders religiös-fundamentalistisch erzogen wird: „Bei den stärker religiös orientierten Familien leiden gut ein Viertel der Kinder unter massiver und jedes zweite Kind unter leichter Gewalt. Gewaltfreie Erziehung findet sich dagegen nicht einmal in jeder 4. Familie.“

     

    Sie finden die diesbezüglichen empirischen Ergebnisse in der von Ihnen verlinkten Studie in Abbildung 4 / Seite 7 unter „gesamt“, „ev.-freikirchl.“, „sehr religiös“.

  • DS
    Der Sizilianer

    Hallo Sanny Schsal,

     

    „wer seine Kinder schlägt hat nicht die Bibel gelesen.“

     

    Ist das so?

     

    Wieso steht dann in der Bibel – beispielsweise in Sprüche Vers 13/14: „Entziehe dem Knaben die Züchtigung nicht! Wenn du ihn mit der Rute schlägst, wird er nicht sterben. Du schlägst ihn mit der Rute, aber rettest sein Leben vom Scheol.“ - d. h. vor dem Totenreich bzw. der Hölle … ?

     

    Quelle: http://www.bibleserver.com/text/ELB/Spr%C3%BCche23

  • DS
    Der Sizilianer

    Hallo Peter,

     

    sind Sie auch der Ansicht, ein Klaps auf den Hintern ab und zu würde Ihrer Frau / Partnerin / Mann / Partner auch nicht schaden, wenn er oder sie sich mal danebenbenimmt?

     

    Nein? Warum nicht? Löst doch wahrscheinlich kein Trauma aus?

     

    Leseempfehlung an Sie: Art. 1 GG

  • DS
    Der Sizilianer

    Hallo Freikirchler,

     

    in der dankenswerterweise von Ihnen verlinkten Studie konnte ich bislang keinen Hinweis für Ihre Behauptung finden, dass „die Kinder aus freikirchlichen Familien weniger gewalttätig“ seien – vielleicht können Sie mir da bei meiner Suche weiterhelfen?

     

    Stattdessen fand ich folgende interessante Passage:

     

    „Im Vergleich dazu fallen die klaren Trends, die sich aus den Antworten der Mitglieder von evangelisch-freikirchlichen Gemeinden ablesen lassen, völlig aus dem Rahmen. Sie sprechen dafür, dass in einem beachtlichen Teil solcher Gemeinden die Eltern dazu aufgerufen werden, in der Erziehung ihrer Kinder Schläge gezielt einzusetzen. (…)

     

    Einen Beleg für die These, dass eine derartige Erziehungskultur in evangelisch-freikirchlichen Gemeinden besonders gepflegt wird, haben Florian Götz und Oliver das Gupta am 30.9.2010 in der Süddeutschen Zeitung (SZ)veröffentlicht. Unter dem Titel „Liebe geht durch den Stock“ setzen sie sich mit Erziehungspraktiken in Familien von fundamentalistisch orientierten, streng gläubigen Christen auseinander. Sie stützen ihre Analyse zum einen auf zahlreiche Gespräche mit Mitgliedern solcher Gemeinden. Zum anderen zitieren sie aus einem amerikanischen Erziehungsratgeber eines evangelikalen, fundamentalistischen Pfarrerehepaars, der 2007 unter dem Titel „Wie man einen Knaben gewöhnt“ auch auf Deutsch erschienen ist. (...) Das nachfolgende Zitat beschreibt eine der zentralen Botschaften des Textes:

     

    „Wenn es Zeit wird, die Rute anzuwenden, atmen Sie tief ein, entspannen Sie sich [...] Reißen Sie ihr Kind nicht herum. Erheben Sie ihre stimme nicht. Das Kind sollte die Rute an Ihrem ganzen ruhigen, überlegten und beherrschten Geist kommen sehen [...] Wenn Sie sich auf das Kind setzen müssen, um es zu versohlen, dann zögern Sie nicht. Und halten Sie es so lange in dieser Stellung, bis es aufgegeben hat [...] Manchmal bei älteren Kindern, wenn die Schläge nicht kräftig genug sind, ist das Kind noch aufmüpfisch. Wenn das der Fall ist, nehmen Sie sich Zeit zum Erklären und versohlen Sie weiter. Hören Sie mit Ihrer Disziplin nie auf, bevor das Kind sich ergeben hat.“

     

    Was denken Sie dazu?

  • DS
    Der Sizilianer

    Hallo ReVolte,

     

    ca. 1 Milliarde Jungen und Männer auf diesem Planeten (ungefähr jeder Dritte) ist beschnitten Wollen Sie ernsthaft alle ungefragt für „genitalverstümmelt“ erklären???

     

    Kommen Sie mal wieder auf´n Teppich!

  • DS
    Der Sizilianer

    Hallo „Antidiskriminierung“,

     

    ich hab da was interessantes für Sie:

     

    „Jugendliche, deren Familien freikirchlichen evangelischen Gemeinden angehören, werden von ihren Eltern auffällig oft geschlagen. Das ist ein Ergebnis einer Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN). Die hannoverschen Forscher hatten Tausende Jugendliche in ganz Deutschland unter anderem nach ihrer Erfahrung mit Gewalt befragt; dabei stellte sich heraus, dass die Kinder der Freikirchler häufiger von ihrer Mutter und ihrem Vater gezüchtigt werden als der Nachwuchs von Katholiken, Protestanten oder Muslimen.“

     

    Quelle: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-74549652.html

     

    Tja – wie kann das denn sein, wo doch „der Islam“ angeblich so furchtbar furchtbar ultra-böse sein soll? Ist vielleicht doch eher religiöser Fundamentalismus das Problem – und nicht eine bestimmte Religion?

  • DS
    Der Sizilianer

    Hallo Lisa,

     

    „Wegen ein paar Evangelikaler regt man sich auf?“

     

    Der evangelikale Dachverband DEA geht von ca. 1,3 Millionen evangelikal-bibelfundamentalistischen Menschen in Deutschland aus. Davon sind nach groben Schätzungen ca. die Hälfte in Freikirchen o. ä., die andere Hälfte in den evangelischen Landeskirchen organisiert.

     

    Quelle: http://www.mission-gottesreich.de/index.php/evangelikal/

     

    Die Expertise von Prof. Dr. Ahmet Toprak ist in der Tat wirklich lesenswert. Fragt sich nur, welche „Abgründe“ sich Ihrer Ansicht nach beim Lesen auftun sollen? Abgründe an verfehlter Integrationspolitik vielleicht – ich zitiere mal exemplarisch:

     

    „Diese jungen Menschen mit Migrationshintergrund müssen frühzeitig erreicht werden, damit sie die Werte und Normen der deutschen Gesellschaft adaptieren und für sich konstruktiv nutzen können.

    Ihnen sollten Perspektiven in dieser Gesellschaft eröffnet werden, damit das Leben in der Demokratie attraktiver erscheint als der Rückzug in die eigenethnische Nische. Ausgrenzung und Schuldzuschreibungen wird hierbei nicht erfolgreich sein.

    Bis heute ist die Integrationspolitik (...) nur unzureichend (...). In der öffentlichen Debatte werden die Migrantinnen und Migranten als defizitär und rückschrittlich dargestellt, ohne die Ursachen und Hintergründe ausreichend zu berücksichtigen. Durch einseitige Darstellung der Probleme und Defizite werden Wahlen bestritten und Stimmung gemacht.“

     

    Quelle: http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Abteilung2/Pdf-Anlagen/gewaltphaenomene-maennliche-muslimischen-jugendliche,property=pdf,bereich=bmfsfj,sprache=de,rwb=true.pdf

  • G
    Gast
  • B
    Bert

    Religion ist eine autoritäre Ideologie. Weg damit!

  • Y
    yoyo

    Zitat Wikipedia über Herrn Pfeiffer und diverse seiner "wissenschaftlichen" Studien: "Die Studie geriet aufgrund methodischer Mängel, die zu einer deutlichen Aufblähung der Zahlen führten, in die Kritik".

    Im aktuellen Fall hat Herr Pfeiffer offensichtlich gelernt: Um die von ihm beabsichtigte Verunglimpfung der Freikirchen zu belegen, reduziert er radikal die Anzahl der in die Stichprobe einbezogenen Fälle. So stammen ganze 1,8 % der befragten 23.900 Schüler aus Freikirchen. Für eine seiner Schlussfolgerungen, von den sehr religiösen und nicht akademischen Freikirchlern übten 21,3 % schwere Gewalt auf ihre Kinder aus, haben damit z. B. ganze 12 Schüler ausgereicht.

    Jeder , der sich in statistischer Methodenlehre auch nur ein bisschen auskennt, weiß, dass man mit derart kleinen Stichproben keine gesicherten Erkenntnisse gewinnen kann. Aber Herrn Pfeiffer geht es offensichtlich nur darum, auf die Freikirchen einzuprügeln. Ach, hätte er sich doch wenigstens die Mühe gemacht, unter den Freikirchen zu differenzieren. Aber auch das war offensichtlich gesteuert: Er könnte sonst seine zweifelhaften Resultate nicht den Evangelisch Freikirchlichen Gemeinden unterschieben.

  • WB
    Wolfgang Banse

    Nicht allers geschieht i Namen des Herrn,im Namen Gottes.

  • GU
    gottlos und stolz drauf

    Der Begriff "Freikirche" ist total blödsinnig, weil paradox.

     

    Frei ist man nur ohne Religion.

  • TG
    traumatisierten, genitalverstümmelten Kindern

    Hilfe, wir werden amerikanisiert!

  • NS
    Na Sowas

    Wer sind eigentlich evangelisch-freikirchliche Christen? Der Professor benutzt einen Konfessionsbegriff (Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland) um ein weites Feld unterschiedlichster christlicher Gruppierungen zu benennen. Wenn das keine Diffarmierung ist? Wer einmal lesen will, wie das Gemeindejugendwerk der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden (längst vor dem Skandal an der Odenwaldschule) zum Beispiel zu sexueller Gewalt steht, sollte sich im Orginal informieren: http://www.gjw.de/themen/sichere-gemeinde

  • KT
    Klaus Theodor

    Hatte vor ein paar Tagen ein Gespräch mit freikirchlichen Christen und kam im Zusammenhang mit dem Gebot "Du sollst nicht töten" auf den göttlich befohlenen Genozid von Kanaan zu sprechen - ob denn dieses Gebot nicht für alle Menschen gelte und dieser Völkermord in Ordnung sei. Antwort: "das Gebot galt nur für die Israeliten untereinander, daß sie sich nicht gegenseitig auslöschen. Und die Kanaaniter hätten ja zum einzig richtigen Gott konvertieren können, dann wäre ihnen auch nichts passiert."

     

    Wie gesagt, diese Aussagen sind am 20. April 2013 (wie passend) gefallen, nicht irgendwann im Mittelalter. Solange Religionen - egal welche, aber besonders die abrahamitischen - ihre überkommenen Weisheiten als einzige Wahrheit verkaufen, solange ein versuchter Kindsmord als großartiges Beispiel von Gehorsam gilt (Abraham soll Isaak opfern), solange Salomo (der mit der Rute) als weiser König gilt, solange wird die Gewalt nicht abreissen.

     

    Übrigens, das ist kein Christenbashing, das gilt für alle Religionen. Und Christentum, Judentum und Islam sind Holz vom gleichen Stamm.

  • T
    Tortes

    Was man generell dazu sagen kann; je extremistischer Eltern in ihren Weltbildern sind, desto eher schlagen sie ihre Kinder, um sie auf "den richtigen Weg" zu bringen.

    Das gilt nicht nur für religiöse Extremisten, gleich welcher Religion, sondern auch für "weltliche" Extremisten.

    Wer erinnert sich z.B. noch an die "übliche" Kindereziehung in der Adenauer-Zeit und davor ?

     

    Allerdings sollte man dann auch eben nicht nur christlichen Extremismus in den Fokus nehmen, sondern eben z.B. auch den Islamismus.

    Wie sieht es denn mit der freien Persönlichkeitsentfaltung von Frauen und Mädchen in vielen islamischen Einwandererfamilien aus ?

    Wenn es da mal der weibliche Nachwuchs "wagt", sich frei entfalten zu wollen, dann ist sofort die "Familienehre" in Frage gestellt und es wird entsprechend "gehandelt".

    Ich denke, die religiös-traditionalistisch bedingte Gewaltquote in islamischen Familien dürfte um einiges höher liegen, als in deutschen Familien mit und ohne christlichem Background.

  • L
    Lilli

    Ich bin zwar überhaupt nicht gläubig und gerne Atheist aber dieses ewige Gedudele über die ach so bösen Christen nervt.

     

    Über Gewalt in muslimischen Familien wird ja auch einiges herausgefunden. Herr Pfeiffer hat seiner Zeit wohl auch rausgefunden, dass Muslime, je gläubiger sie sind, eher zu Gewalt neigen. Bei Christen soll es wohl so sein, dass sie, je gläubiger sie sind, umso friedfertiger sind.

    Das bestätigen wohl auch die Statistiken der Kriminalitätsfälle.

     

    Warum ist die taz so befangen in ihrem Weltbild?

  • O
    Olli

    Dafür sind die Ev. F. die friedlichsten Jugendlichen die es gibt,komisch oder doch nicht?

  • A
    Andreas

    In der Studie werden "die Freikirchen" unsachlich über einen Kamm geschoren. Es gibt solche und solche, sowohl was die theologische Ausrichtung betrifft als auch, wie man Kindererziehung sieht, leider (das ist ein echtes Problem). Und wenigstens das hätte die Studie differenzieren müssen, hat sie aber nicht. Dieser Artikel einer nach eigenem Anspruch kritischen Zeitung vermeidet ebenfalls, eine wenigstens beispielhafte (andere) Sicht aus wenigstens einer Freikirche zu bringen. Daher hier der Link zur Presseerklärung der Vereinigung Evangelischer Freikirchen:

     

    http://www.baptisten.de/aktuelles/artikel-lesen/vereinigung-evangelischer-freikirchen-setzt-sich-fuer-kindeswohl-ein

  • P
    Peffi

    Juhu, der Pfeifer hat ein neues Feindbild! Vielleicht lässt er dann mal ab von uns Killerspielern... Oder schlägt er noch die Brücke nach dem Motto: Entschiedene Christen spielen mehr Killerspiele als andere Menschen. Bin gespannt.

  • D
    Dieter

    Danke für den Artikel. Ich kann aus eigener, leidvoller Erziehungserfahrung in einer freikirchlichen Familie den Inhalt nur bestätigen. Je frömmer-umso brutaler.

    Die z.T. selbstgerechten Kommentare sprechen für sich.

  • SS
    Sanny Schsal

    Es gibt Eltern die ihre Kinder schlagen, weil sie die Kontrolle über sie verloren haben oder irgendein anderes Problem haben(Alkohol, Drogen, Psyche). Aber es ist nicht die Religion. Die hat kaum etwas damit zu tun. Und wer seine Kinder schlägt hat nicht die Bibel gelesen. Also kann er sich nicht als Christ bezeichnen.

  • P
    Peter

    Mir fallen spontan zwei Dinge ein:

     

    1) Schade, dass die Kinder immer noch Gewalt in der Familie erfahren. Es nützt keinem Kind, geschlagen zu werden.

     

    2) Ab und zu einen Klaps auf den hintern zu bekommen sorgt auch nicht für ein Trauma. Viel schlimmer ist es, wenn man sich nicht mehr mit seinem Kind anlegt und dieses einfach machen lässt (häufig unter dem Deckmantel einer falsch verstandenen antiautoritären Erziehung). Wann wird darüber denn diskutiert?

  • D
    DasHatNochGefehlt

    @Getroffenehunde:

     

    Machs dir nur nicht zu einfach. Der Artikel ist verdammt einseitig und propagandistisch geschrieben, da reg sogar ich als nicht religöser Mensch mich auf.

     

    Mit deiner Logik ist ja alles richtig wo sich wer aufregt...

  • G
    gerstenmayer

    auf pfeiffer`s studien können wir pfeifen,der hat sich bei einer talkshow über seine studie 2 mal wiedersprochen

  • F
    Freikirchler

    Die Studie gibt es beim NDR:

     

    http://www.ndr.de/regional/niedersachsen/freikirchen109.pdf

     

    Was man da lesen kann, hier aber verschwiegen wird:

     

    - Kinder aus freikirchlichen Familien sind durchweg weniger gewalttätig.

    - Die herausgearbeiteten Unterschiede zwischen den Konfessionen sind um Größenordnungen geringer, als die Unterschiede zwischen den Jahrgängen seit 1970.

     

    Komplett erfunden ist die Aussage, nur jedes vierte Kind einer freikirchlichen Familie würde gewaltfrei erzogen. Richtig wäre laut Studie: 49,6% aller freikirchlichen Eltern erziehen gewaltfrei.

  • AB
    Arne Babenhauserheide

    @hans: Auch wenn es Ausnahmen gibt, lassen sich Trends feststellen.

     

    @Mark: Wo werden denn alle freikirchlichen unter Generalverdacht gestellt? Der Artikel sagt doch, dass 25% davon gewaltfrei erziehen.

     

    Er sagt aber halt auch, dass das im deutschen Durchschnitt 50% sind.

  • A
    Antidiskriminierung

    Sind die paar tausend Kinder in evangelischen Freikirchen denn mehr (Berichterstattung) wert als die Million Kinder in muslimischen Familien in Deutschland?

     

    Ich habe ja gewöhnlich mit Religionen nichts am Hut, aber wenn der Artikel nur von "evangelischen und katholischen" Betroffenen spricht, wird die an der Kinderzahl gemessen vergleichbar grosse Gruppe der Muslime von der TAZ diskriminiert.

  • UP
    Ursula Pudras

    Körperliche und mentale Gewalt sind gleichermaßen abstoßend und gefährlich.

     

    Fundamentalistische Ideologien im Gehirn erzeugen immer Gewalt (Angst, Abgrenzung und Unwertkategorisierung) nach innen wie nach außen, verbunden mit einer hohen Portion persönlicher Feigheit. Das Menschenbild und die Wahrnehmung der Umwelt wird total verzerrt. Im Erwachsenenalter werden diese Kinder zu Terroristen (siehe RAF) oder Befürworter/Veranlasser von Angriffskriegen oder inneren Überwachungsstaat. Man sollte sich hüten, Menschen mit einer solchen Vita in Machtpositionen zu bringen (christlich geprägte Beispiele sind Stalin und Busch; auch Kanzlerin Merkel stört es nicht, die mühsam erreichten Demokratierechte ganzer Völker in der EU zu zertrümmern, basierend auf Gier und Angst; es gibt auch künstlich aufgebaute Idole, die Wertevorstellungen total verändern, u.a. Moderatoren im TV, etc.).

     

    Eine zweite Gruppe Menschen (ob Ideologie dahintersteckt ist nachrangig) ist in ihrem Menschenbild auch sehr gefährlich. Das sind widernatürlich konditionierte Menschen (das reiche Kind darf nicht mit dem Gärtnerkind spielen, das eigene Kind darf keinen Kontakt zu fremd zugezogenen Kindern, Migrationskindern, Kindern anderer Kulturkreise ... haben).

     

    Zu einer dritten gefährlichen Menschengruppe gehören Soziopathen, die nie Macht erringen dürfen In den letzten 20 Jahren hat die Abgrenzung/Ausgrenzung ganzer Schichten so zugenommen, dass man vermuten muss, dass es doch einige hochrangige Politiker gegeben hat und noch gibt, die dieses mit Absicht befördern ohne irgend geartete Schuld- und Schamgefühle).

     

    Es gibt genug zur Gewaltforschung als Herrschaftswissen, zur Feigheit lese ich aber wenig. Der Stärkere schlägt den Schwächeren, eine feige Art, den anderen seinen Willen aufzuzwingen. Eine weitere Stufe ist der Einsatz von Explosivwaffen (man muss seinem Gegner nicht in die Augen sehen, ist weit weg von der Wirkung). Der Höhepunkt dieser abartigen Entwicklung ist die aktuelle Drohnentechnologie..

  • G
    Getroffenehunde

    Der Artikel hat wohl genau getroffen. Die Kommentare bestätigen es auf beklemmende Weise.

  • B
    broxx

    Hergott, wozu sonst hat man Kinder???

  • I
    iwern

    danke, dass die Taz die mediale Diskussion angestoßen hat. Ich warte auf den Beginn der Debatte in den anderen Medien. die zitierten Zahlen oben halte ich aber für etwas widersprüchlich. Über 50 % der FAmilien, ausgenommen der freikirchlichen, setzen auf gewaltfreie Erziehung, bei den freikirchlichen setzen 25% auf die gezielte Anwendung v Gewalt. Da bleibt aber auch bei den nicht- freikirchlichen noch n bisschen Spielraum. zumindest müssten die Ziffern noch n bisschen auseinanderklamüsert werden. ich bezweifle auch das die Fkler sich ohne weiteres darum scheren, dass besagte Erzeihungsratgeber jetzt auf dem Index jugendgef. Schriften stehen, man ist ja ohnehin zumeist volljährig als Eltern und bekommt diese Bücher dann auch ohne Probleme. Wenn in diesen Büchern aber zum systematischen Schlagen aufgerufen wird und Körperverletzung strafbar ist, dann wäre es doch auch denkbar, dass der Gesetzgeber solche Bücher ganz aus dem Verkehr zieht, nicht? Ein Grund warum es über Gewalt in der Erziehung nie wirklich eine "Debatte" gegeben hat: es ist immer noch zu tabubesetzt- in die Erziehung redet man anderen Eltern nicht rein und schließlich ist noch allen Eltern mal die HAnd ausgerutscht, und ein Klapps hat noch keinem geschadet usw, usw. Die konservative Sakralität der Familie tut ihr übriges. Ich vermute aber auch, ich bin mit FKlern nicht so vertraut, dass Gewalt als Erziehungsmittel viel stärker in sozial und bildungsmäßig schlechter gestellten Familien eine Rolle spielt, die permanente Überforderung den Alltag zwischen Ausbeuterjobs und Rechnungen Hinterherlaufen zu meistern lässt die Hemmungen sinken die unruhigen Blagen mit traditionellen Mitteln ruhig zu stellen. Und vielen Leuten ist auch gar nicht klar, dass sie den Kindern damit schaden- hier könnte eine Debatte ansetzen.

  • H
    Henry

    Als konservativer evangelisch-landeskirchlicher Christ bin ich entsetzt. Man hätte es ahnen können...

  • Q
    QuellenNichtPrüfer

    Habe heute bereits auf der Seite des NDR davon gelesen und da war ein interessanter Kommentar. Ich bin so frei und zitiere diesen hier einfach mal:

     

    "Titel und Beitrag passen nicht zusammen. Es ist lt. Aussage des Kriminologen nicht das Ergebnis der Studie, dass Kinder in freikirchlichen Kindern mehr als andere Kinder geschlagen werden, sondern dass je fundamentaler geglaubt wird, desto höher Gewalt bei der Erziehung angewendet wird. Problematisch ist, dass hier wirklich alle freiklichenlichen Familien pauschal unter einen Generalverdacht gestellt werden.

    lnteressant ist, dass die Zahl von 1% der untersuchten Familien genannt wird, wo offenbar Gewalt angewendet wird. Lt. Wikepedia, unter "Häusliche Gewalt" geben nach einer Studie ca. 2,7 % aller Kinder an, Gewalt in Familien erfahren zu haben. Das würde bedeuten, dass häusliche Gewalt in kirchlich verankerten Familien geringer ist, als sonst in der Gesellschaft. Das wäre die andere Botschaft, die leider überhört wird.

    Vielleicht sollte die Redaktion sich zukünftig bemühen, nicht populistische Beiträge zu stellen, sondern sich der Sachlichkeit der Information verpflichtet fühlen. Danke! "

  • L
    Lisa

    Wegen ein paar Evangelikaler regt man sich auf? Ahmet Toprak von der FH Dortmund erforscht u.a. Gewalt in türkischen/islamischen Familien. DA tun sich Abgründe auf.

     

    Warte auf einen Artikel der taz darüber!!!

  • CS
    Christian Schmidt

    Herr Carini,

     

    Sie schreiben: "Vor zwanzig Jahren galt das gerade mal für jede vierte Familie oder alleinigen Sorgeberechtigten." Da Familien auch Ein-Eltern-Familien Familien sind, halte ich den Satz fuer eine ziemliche Frechheit und diskriminierend. Ich erwarte eine Korrektur und Entschuldigung.

     

    MfG,

     

    Christian Schmidt

  • M
    Mensch

    Ein sehenswerter Film zu dem thema wurde mal auf 3Sat ausgestrahlt: Delfin Sommer oder Dolphin Summer.

    Mehr Infos auch hier.

    http://www.youtube.com/watch?v=4O0-rvQMkLA

     

    Gruß, Mensch.

  • G
    GegenExtremisten

    Mal wieder typisch TAZ. Ueber die kleine Anzahl der Freikirchen wird ein massiver (nebenbei auch schlechter Artikel) geschrieben. Wenn es um Moslems geht ist man stets ruhig oder hat groesstes Verstaendis. Da gaebe es so viel zu kritisieren, dass die TAZ ueber Monate von nichts anderem mehr handeln koennte.

     

    Aber: Der Unterschied ist eben, dass es hier um Christen geht und die sind ja einer der erklaerten Hauptfeinde. Das lustige ist ja, dass in dem Staat den sich die TAZ wuenscht auch fuer sie kein Platz mehr waere.

  • M
    Mark

    Jetzt könnt ich kotzen. Dieses verallgemeinernde Christen-Bashing ist nicht mehr hinnehmbar. Natürlich werden wieder amerikanische Bücher zitiert, weil evangelisch-freikirchlich ja überall gleich definiert wird, muss das dann auch alles in Deutschland gelten? Gibt es auch entsprechende Literatur aus Deutschland?

     

    Ich selbst bin in einer ev-frkl. Familie aufgewachsen und nicht geschlagen worden. Selbst ist es mir in den vergangenen 16 Jahren, seid ich Vater (von jetzt 3 Kindern) bin, insgesamt 3 oder 4 mal passiert, dass ich tatsächlich eins meiner Kinder geschlagen habe; darauf bin ich wahrlich nicht stolz und habe mich jedesmal bei meinen Kindern entschuldigt. Und - ehe so etwas vermutet wird - es war z.B. auf den Hintern und keine Prügelorgien.

     

    Ja, es gab in den 70ern Freunde, die von den Eltern geschlagen wurden, eine aussterbende Spezies von Eltern, die es in allen Gesellschaftsschichten und Religionszugehörigkeiten gibt. Und ja, diese Spezies ist (noch) nicht ausgestorben. Aber jetzt alle ev.freikl. verbundenen Menschen unter Generalverdacht zu stellen - da fehlen mir die Worte.

     

    Gibt es Vergleichsstudien zu Katholiken, zu Menschen moslemischen Glaubens, zu ethnischen Herkünften, zu..... ?

     

    Glaube keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast.

  • H
    hans

    Ja ja, der Pfeiffer wieder.

     

    Schöner Satz:

    "Hier gilt: Je stärker die Eltern in ihrem Glauben verankert sind, umso mehr prügeln sie"

     

    Sehr schön verallgemeinert.

    Er stellt zwar fest, dass es auch in der gruppe der stark Gläubigen Eltern gibt, die komplett gewaltfrei erziehen, trotzdem steht dann da so ein Satz.

    Was soll man davon halten?

  • S
    Susanne

    Und schon wieder "Christen-bashing" - genau wegen solchen Artikeln werde ich auch weiterhin nicht für den Online-Zugang zahlen!

  • R
    ReVolte

    Wie bitte?

     

    Außerhalb dieser Gruppe werden Kinder hierzulande außnahmslos Jungen genitalverstümmelt - und zwar am achten Tag nach der Geburt. Das Ganze gesetzlich legitimiert, weil ja die freie Religionsausübung über der körperlichen Unversehrtheit zu stehen hat.

    Willkommen im Mittelalter.

     

    Für Mädchen gelten auch im postfeministischen Zeitalter wie ehedem andere Maßstäbe.

  • A
    aujau

    Noch eine Scheisstradition, die abgeschafft gehoert.