Gewalt bei Protesten in Niger: Wer hat in Téra geschossen?
Augenzeugen machen die französische Armee für mehrere Tote und Verletzte in Niger verantwortlich. Deren Sprecher gibt Demonstranten die Schuld.
Der Konvoi war von der ivorischen Hafenstadt Abidjan über Burkina Faso und Niger auf dem Weg ins malische Gao, von wo aus Barkhane Antiterrorismuseinsätze ausführt. Am Montagabend ist er dort auch angekommen. Die nigrische Regierung von Präsident Mohamed Bazoum hat zügig eine Untersuchung der Vorfälle angekündigt, um die Verantwortlichen zu ermitteln.
In einem Bericht des französischen Senders TV5Monde werfen Augenzeugen der französischen Armee massive Gewalt vor. Sie soll Tränengas gegen die Demonstrant*innen eingesetzt und auf sie geschossen haben. Im Internet zirkulieren Bilder von Patronenhülsen sowie Listen mit den Namen der Opfer.
Der Druck auf die französischen Streitkräfte steigt. In einem Fernsehinterview sagt deren Sprecher Pascal Ianni, er könne auf die Frage, ob die Demonstrant*innen durch französische Kugeln getötet wurden, nicht antworten. Die Proteste seien „extrem gewalttätig“ gewesen. Zivile Fahrer seien verletzt worden. Man habe versucht, besonders gewaltbereite Teilnehmer*innen zu verjagen, um ein „echtes Drama, ein Massaker“ zu verhindern.
Frust über Frankreich in der Sahelzone
Eine Konsequenz hat Präsident Mohamed Bazoum möglicherweise bereits gezogen. Am Montagabend ließ er im Radio die Umbesetzung seines Kabinetts ankündigen, ohne dafür Gründe zu nennen. Neuer Innenminister wird Hamadou Adamou Souley, der als Vertrauter Bazoums gilt und aus der Krisenregion Tillabéri stammt. Der bisherige Innenminister Alkache Alhada bleibt allerdings im Kabinett und wird Handelsminister.
Der Barkhane-Konvoi ist bereits zum zweiten Mal an der Weiterfahrt gehindert worden. Eine Woche zuvor hatten Demonstrant*innen in Kaya im Norden von Burkina Faso eine Blockade errichtet. Vier Menschen wurden verletzt.
Die Proteste spiegeln die steigende Unzufrieden über die französische Präsenz im Sahel. Trotz der großen Barkhane-Operation mit 5.100 Soldat*innen nehmen Gewalt und Unsicherheit weiter zu. Angestiegen war der Unmut noch einmal im September, als Europa die bekannt gewordene Kooperation zwischen Mali und der russischen Wagner-Gruppe – sie verkauft weltweit Sicherheitsdienste und gilt als Russlands Schattenarmee – scharf kritisierte. Sie würde im Gegensatz zu den Stabilisierungsbemühungen der Vereinten Nationen und der Europäischen Union stehen.
Dieses Argument wird nicht nur in Mali als Bevormundung empfunden. Die Staaten seien schließlich souverän und könnten selbst entscheiden, mit wem sie Verträge abschließen.
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