Getreideexporte aus der Ukraine: Warten auf den nächsten Frachter
Erstmals seit der Blockade hat ein Getreideschiff Istanbul erfolgreich passiert, weitere sollen folgen. Die EU will Alternativrouten ausbauen.
Bis dahin waren seit Kriegsbeginn am 24. Februar alle Transporte aus der Ukraine von Russland blockiert worden. Insgesamt sind alle erleichtert, dass die am 22. Juli verabredete Vorgehensweise nun erfolgreich getestet werden konnte. Nachdem das Schiff aus Odessa wegen schlechten Wetters etwas verspätet am Dienstagabend vor der türkischen Küste angekommen war, ankerte es bis Mittwochmorgen am Eingang zum Bosporus.
Am Mittwochvormittag fand dann, wie in der Vereinbarung vorgesehen, die Inspektion des Schiffes statt. Vertreter aus der Ukraine, aus Russland sowie von den Vereinten Nationen und der Türkei wurden von der türkischen Küstenwache zum Schiff gebracht, Ukrainer und Russen jeweils getrennt auf einem extra Boot. Dort wurde dann überprüft, ob die „Razoni“ tatsächlich wie angegeben ausschließlich Mais geladen hatte.
Anschließend veröffentlichten die UN eine Erklärung, in der die Inspektion als erfolgreich abgeschlossen erklärt wurde. Crew und Ladung hätten den Vorgaben entsprochen. Und die insgesamt 20 Inspektoren hätten Gelegenheit gehabt, mit dem Kapitän über die Route zu sprechen. Damit könne im Koordinationscenter in Istanbul nun eine Feinabstimmung der Route für das kommende Schiff erfolgen.
Russland hofft auf Exporte
In Odessa und den zwei weiteren kleineren Häfen der Ukraine, die als Ausgangspunkte für die Getreidelieferungen vereinbart wurden, warten nach unterschiedlichen Angaben 17 bis 27 weitere beladene Schiffe, die Getreide aus der Ukraine herausbringen wollen. Auch Russland wartet nun darauf, dass das Land wieder Getreide und Düngemittel ausführen kann, wie das russische Außenministerium am Mittwoch anmerkte. Schließlich sei in Istanbul ein „Paket“ verabredet worden, das auch Erleichterungen für Schiffe, die in Russland Getreide abholen wollen, vorsehen würde.
Auch in der EU-Kommission zeigte man sich erfreut, dass mit der „Razoni“ nun ein erster Transport gelungen sei. Sie will aber trotzdem weiterhin an dem Ausbau von Alternativrouten über die Donau festhalten und forderte die Mitgliedsländer deshalb auf, mehr Eisenbahnwaggons und Schiffe zur Verfügung zu stellen. Die Türkei will ihren ersten Vermittlungserfolg nun möglichst ausbauen und prüfen, ob Waffenstillstandsverhandlungen möglich sind. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan will am Freitag nach Moskau fliegen, um dort mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu sprechen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen