piwik no script img

Getreide aus Ukraine entwendetPutin bestätigt Getreideraub

Ein Teil der jüngsten Rekordernte Russlands „wurde aus der Ukraine nach Hause gebracht“. Das hat der russische Präsident Putin nun offen eingeräumt.

Ein russischer Soldat beobachtet die Weizenernte in der Region Saporischschja im Juli 2022 Foto: Alexey Maishev/SNA/imago

Berlin taz | Russlands Präsident Wladimir Putin hat angekündigt, die russischen Getreideexporte in diesem Jahr deutlich auszuweiten. „Die russischen Landwirte haben eine Rekordernte eingefahren – mehr als 150 Millionen Tonnen Getreide, darunter mehr als 100 Millionen Tonnen Weizen“, sagte Putin dem Fachblatt Top Agrar zufolge in seiner Rede vor der Föderalen Versammlung am Dienstag.

Putin gab zu, dass nicht die gesamte Getreideernte aus Russland stammte: „Ein Teil der Rekordernte wurde aus der Ukraine nach Hause gebracht. Wir haben also auch an anderen wirtschaftlichen Fronten Fortschritte gemacht“, so der Kreml-Chef. Damit bestätigte er Vorwürfe, die die Ukraine schon seit Monaten erhebt.

Konkrete Zahlen dazu hatte das „Harvest“-Projekt für Ernährungssicherheit und Landwirtschaft der US-Weltraumbehörde Nasa im Dezember geliefert. Nach einer Auswertung von Satellitenbildern der Ukraine teilte Harvest mit: „Die Analyse zeigte, dass 5,8 Millionen Tonnen Weizen in Gebieten geerntet wurden, die nicht unter ukrainischer Kontrolle standen.“ Das entspreche einem finanziellen Verlust von mindestens 1 Milliarde Dollar.

Zuvor hatten auch untere Chargen der russischen Militärverwaltung in besetzten Gebieten mitgeteilt, große Mengen Getreides würden außer Landes geschafft.

Völkerrechtlerin Paulina Starski von der Universität Freiburg sagte im Oktober laut NDR, die rechtswidrige Aneignung von Getreide in großem Ausmaß, die willkürlich erfolgt und nicht durch militärische Not­wendigkeit gedeckt ist, könne ein Kriegsverbrechen sein.

Auf NDR-Anfrage teilte die russische Botschaft damals mit, es sei „unstrittig, dass die Russische Föderation nicht nur den Eigenbedarf an Getreide deckt, sondern auch Exportanfragen aus allen Teilen der Welt entspricht.“ Allerdings gebe es auf Seiten Russlands keinen Bedarf an ukrainischem Weizen, zumal dieses „dem russischen Produkt in Qualität nachsteht“.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare