Gesundheitliche Folgen der Klimakrise: Mit der Smartwatch gegen die Hitze
Ein Forschungsprojekt sucht nach Wegen für arme Menschen, sich vor extremen Temperaturen zu schützen. Sie sind oft besonders davon betroffen.

In ihrem Haus mit Blechdach im armen Viertel Vanzara Vas ist es noch heißer als draußen. Am Handgelenk trägt Chunara eine schwarze Smartwatch, die sich auffällig von ihrem farbenfrohen Schmuck und Sari abhebt. Chunara ist eine von 204 Bewohnerinnen und Bewohnern von Vanzara Vas, die für eine einjährige Studie mit den Smartwatches ausgestattet wurden.
Die Uhren messen die Herzfrequenz und überwachen den Schlaf. Zudem wird bei den Teilnehmenden einmal pro Woche der Blutdruck überprüft. Einige Hausdächer wurden mit reflektierender Farbe gestrichen, um die Innentemperaturen zu senken. Die Ergebnisse sollen mit denen in Häusern ohne diese sogenannten Kühldächer verglichen werden. Die Idee: Vielleicht lässt sich durch die Kühldächer auch einkommensschwachen Haushalten in der Sommerhitze helfen.
Einer Studie aus dem Jahr 2023 zufolge würde sich bei einer anhaltenden globalen Erwärmung von knapp unter 2 Grad die Zahl der Hitzetoten weltweit um schätzungsweise 370 Prozent erhöhen. Die meisten Fälle sind in Süd- und Südostasien sowie in Afrika zu erwarten.
„Das ist sehr besorgniserregend, und es zeigt auch die Hitzekluft zwischen Arm und Reich“, sagt der Klimaexperte Abhiyant Tiwari von der Umweltschutzorganisation NRDC India, der an den Forschungen in Ahmedabad beteiligt ist. Die Studie ist Teil eines globalen Forschungsprojekts in armen, besonders anfälligen Vierteln.
Chunara, deren Haus kein Kühldach erhalten hat, ist nach eigenen Worten froh, mit dem Tragen der Uhr teilnehmen zu können. Sie ist zuversichtlich, dass von den Ergebnissen auch ihre Familie profitieren wird. „Vielleicht streichen sie mein Dach dann auch, und vielleicht können sie etwas tun, das uns allen in diesem Gebiet hilft, besser mit der Hitze zurechtzukommen.“
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