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GesundheitKurze Wartezeiten haben hohen Preis

Nach der Einigung über die Honorare wird der Arztbesuch für Berliner teurer. Kassen versprechen kürzere Wartezeiten.

Gesetzlich Versicherte müssen für Arztbesuche künftig tiefer in die Tasche greifen, können zugleich aber auf eine bessere Versorgung hoffen. So lautet - kurz gesagt - die Prognose von Berliner Ärztevertretern und Krankenkassen nach der bundesweiten Einigung im Streit über die Anhebung der Ärztehonorare.

Der Abschluss dürfte Versicherte und Arbeitgeber 0,28 Prozentpunkte zusätzlich an Beiträgen kosten. "Berliner Ärzte werden von den höheren Honoraren aber überdurchschnittlich profitieren, weil sie seit vielen Jahren das Schlusslicht bei den Vergütungen waren", sagte die Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin, Annette Kurth. Sie geht davon aus, dass Steigerungen der Honorare um bis zu 20 Prozent möglich sind. Dieses Geld komme auch den Patienten zugute, da Ärzte mehr Leistungen anbieten könnten. Zudem würden Wartezeiten in Zukunft abnehmen, glaubt Kurth.

Am Donnerstag hatte die Kassenärztliche Vereinigung eine Studie präsentiert, wonach ein Viertel der Berliner unzufrieden mit der Terminvergabe in ihrer Arztpraxis ist. Lediglich 48 Prozent der Patienten könnten eine Konsultation für denselben Tag vereinbaren, vor zwei Jahren lag der Wert noch bei 53 Prozent. Auch die Patientenbeauftragte des Senats, Karin Stötzner, hatte der medizinischen Versorgung Berlins schwere Mängel vorgeworfen. Vor allem in sozial schwachen Stadteilen mangele es an Fachärzten.

Ann Hörath vom Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) ist daher auch weniger begeistert über den bundesweiten Abschluss. Zwar hofft auch sie auf positive Impulse für Berliner Versicherte. "Es sollte im Interesse der Ärzte sein, den Beitragszahlern eine bessere Versorgung zu bieten, wenn diese mehr zahlen." Sicher sei dies aber nicht. Denn eine qualitative Verbesserung wurde nicht fest vereinbart.

Kurth weist darauf hin, dass die Umsetzung in Berlin noch von weiteren Verhandlungen auf Landesebene abhängt. Berliner Ärztevertreter und Krankenkassen wollen sich bis November geeinigt haben, wie viel Geld für kassenärztliche Leistungen zur Verfügung steht. Da die finanzielle Lage der Berliner Kassen schlecht ist, erwartet Kurth "harte Verhandlungen".

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1 Kommentar

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  • EF
    e. f.

    Ich bin selbst Gewerkschaftsmitglied und kenne bisher keine auch die sonstigen im Gesundheitswesen tätigen Berufsgruppen (Krankenschwestern, Altenpfleger, hauswirtschaftliches, technisches und verwaltendes Personal) vertretende Gewerkschaft, die in den vergangenen ca. 15 Jahren jemals eine Anhebung der Löhne und Gehälter im zweistelligen prozentualen Bereich erreicht hätte. Aber ausgerechnet eine der ohnehin am besten verdienenden Berufsgruppen - nämlich diejenige der Ärzte - meint, sich zu Lasten der Solidarität bzw. der Beitragszahler an der Gesellschaft schier unbegrenzt einseitig bereichern zu können. Da brauchen wir uns über die zunehmenden Probleme der Finanzierbarkeit unseres Gesundheitswesens wirklich nicht mehr zu wundern - an denen allerdings auch Politik und Pharmaindustrie nicht unschuldig sind: Ein ermäßigter Mehrwertsteuersatz auf Medikamente ist ebenso überfällig wie die Anpassung der Medikamentenpreise an die weitaus günstigeren Gegebenheiten im Ausland. Ich habe schon festgestellt, dass im Ausland genau das gleiche Medikament wie im Inland weitaus preisgünstiger zu haben ist als in Deutschland.