Gesetzeswirrungen in Indonesien: Verbotene Hochzeit zweier Frauen
Ein lesbisches Paar in Indonesien hat sich als Heteropaar ausgegeben und geheiratet. Die Scharia-Polizei ist ratlos – denn es gibt kein Gesetz für diesen Fall.
BERLIN taz | Ein verheirates lesbisches Paar ist im westindonesischen Aceh von der Scharia-Polizei zur Trennung gezwungen worden und darf sich nie mehr wiedersehen. Doch hatten die Beamten im lokalen Gesetzblatt der Scharia, die in Indonesien nur in der Provinz Aceh gilt, keinen Paragrafen finden können, gegen den die beiden verstoßen haben sollen, berichtete die englischsprachige Zeitung Jakarta Globe am Freitag. Im überwiegend muslimischen Indonesien gibt es keine gleichgeschlechtliche Ehe, doch ist Homosexualität auch nicht illegal.
Die beiden Plantagenarbeiterinnen Nuraini (21) und Rohani alias Rinto (25) aus dem Dorf Sarah Batee lebten laut Medienberichten schon eine Weile als Paar. Weil Rohani männliche Züge und einen männlichen Spitznamen hat, hielten sie Nachbarn für ein unverheiratetes heterosexuelles Paar und drängten sie zur Heirat. Das machten sie vor einem lokalen Imam im März. Rohani heiratete als Rinto.
Doch später bekamen die Nachbarn Zweifel, ob Rohani/Rinto wirklich ein Mann ist, fanden schließlich ihr wahres Geschlecht heraus und übergaben die beiden am letzten Wochenende der Polizei. Diese reichte sie an die Scharia-Polizei weiter und stürzte diese damit in ein Dilemma. Die beamteten Moralapostel wollten gleichgeschlechtliche Liebe nicht dulden. Doch bisher weigerte sich Acehs liberaler Gouverneur Yusuf Irwandi, ein 2009 vom Provinzparlament verabschiedetes Gesetz zu unterzeichnen und damit rechtskräftig werden zu lassen, das die Steinigung für gleichgeschlechtliche Liebe vorsieht.
"Das Buch des Propheten sieht für Leute, die so etwas tun, die Enthauptung vor oder sie sollten ins Meer geworfen werden, aber wir haben diese entsprechenden Gesetze nicht," sagte der Chef der Scharia-Polizei von Südwest-Aceh, Muddasir, laut Reuters. Alle Gesetzestexte seien durchforstet worden, aber über gleichgeschlechtliche Ehen wurde nichts gefunden.
Es brauchte drei Tage für eine Lösung. "Die beiden wurden ihren Eltern übergeben, nachdem sie versprachen, sich nicht mehr wiederzusehen. Wenn sie dagegen verstoßen, werden sie nach dem Gesetz bestraft", sagte Muddasir dem Jakarta Globe, ohne sagen zu können, nach welchem Gesetz. Das Versprechen mussten die Frauen gegenüber Beamten und Geistlichen abgeben, die sie auch überwachen. "Natürlich stimmten die beiden zu, denn sonst würden sie enthauptet", so Muddasir. Er bestritt eine Zwangsscheidung. "Wie hätten wir sie scheiden können? Es gibt kein Gesetz, das es einer Frau ermöglicht, eine andere zu heiraten."
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