Gesetz zu Lieferketten: Arroganz und Ignoranz
Verbesserungen bei Menschenrechten ausländischer Zulieferer kosten Geld. Das Gesetz muss schnell her.
![Menschen tragen rote Fahnen Menschen tragen rote Fahnen](https://taz.de/picture/3852904/14/Lieferketten-1.jpeg)
S eit etwa 30 Jahren debattiert die Öffentlichkeit in reichen Staaten wie Deutschland, Frankreich und den USA über Vor- und Nachteile der Globalisierung. Trotzdem scheinen die Vorstände der meisten großen Unternehmen hierzulande noch zu denken: Was geht uns das an? Darauf deutet das Ergebnis einer Umfrage der Bundesregierung hin – nur 20 Prozent der teilnehmenden Firmen kümmern sich ausreichend um die Menschenrechte der Beschäftigten in ihren ausländischen Zulieferfabriken. Es herrscht eine Mischung aus Arroganz, Ignoranz und Gewinnfixierung.
Dabei geht es um einfache Dinge: Erhalten die ArbeiterInnen Löhne, die ein einigermaßen normales Leben ermöglichen? Sind die Fabrikgebäude vernünftig gebaut, gibt es genug Feuerlöscher und Notausgänge? Werden Frauen weder belästigt noch benachteiligt? Um diese Fragen zu beantworten, müssen Unternehmen analysieren, ob es derartige Risiken bei ihren Lieferanten in Bangladesch, Kambodscha, Äthiopien oder Honduras gibt. Nicht mal diesen ersten Schritt konnte offenbar die Mehrheit der Firmen nachweisen. Menschenrechte irgendwo in Asien, Afrika und Lateinamerika sind ihnen egal.
Unglaublich eigentlich. Das sagt sehr viel über den Gehalt offiziellen Geredes über die sogenannte Unternehmensverantwortung. Manche Organisationen wie der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) oder der Branchenverband Textil und Mode unterstützen die Ignoranz ihrer Mitglieder, wo es geht. Solche Verbände braucht niemand. Am wenigsten die Unternehmen, die doch beraten werden sollten, wie sie auf der Höhe der Zeit bleiben.
Ja: Verbesserungen kosten Geld – allerdings nicht so viel, dass die importierten Waren für die hiesigen VerbraucherInnen wesentlich teurer würden. CSU-Entwicklungsminister Gerd Müller und SPD-Arbeitsminister Hubertus Heil müssen jetzt das angekündigte Gesetz zur Einhaltung der Menschenrechte in der globalen Produktion auf den Weg bringen, auch gegen Widerstände, etwa im Wirtschaftsministerium.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Jugendliche in Deutschland
Rechtssein zum Dazugehören
Jens Bisky über historische Vergleiche
Wie Weimar ist die Gegenwart?
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
„Edgy sein“ im Wahlkampf
Wenn eine Wahl als Tanz am Abgrund verkauft wird