Gescheiterter Waffenstillstand für Libyen: Zu viele Kriegsköche
Es gibt keinen Waffenstillstand in Libyen, die Emirate und Ägypten sind strikt gegen eine dauerhafte türkische Präsenz dort. Das Drama geht weiter.

Tripolis, 27. Dezember: Demonstranten fordern ein Ende von Haftars Offensive Foto: Ismail Zitouny/reuters
Der Waffenstillstand für Libyen ist vorläufig gescheitert, und zwar wohl an General Haftar, der jegliche türkische Präsenz in Libyen strikt ablehnt. Die Türken sind aber nicht die einzigen, die in Libyen mitmischen. Der Konflikt zwischen den beiden Machtblöcken – der von der UNO anerkannten Regierung in Tripolis und ihren Milizen und dem Warlord General Haftar und dessen Milizen – hat sich längst regionalisiert.
Im September schickte Putin russische Söldner an die Seite Haftars. Auf der Seite der Regierung in Tripolis hilft die Türkei. Geradezu musterhaft haben sich die externen Mächte mit relativ kleinem militärischen Einsatz einen Platz am Verhandlungstisch und womöglich eine längere Präsenz in Libyen gesichert. Mit ein paar russischen Söldnern, einem kleinen Kontingent türkischer Truppen, hat man einen Fuß im ölreichen Libyen.
Doch es rächt sich, dass der Krieg in Libyen inzwischen sehr viele Köche hat. Denn Haftars anderen Unterstützern, den Arabischen Emiraten und Ägypten, dürfte es missfallen haben, bei den Moskauer Verhandlungen nicht dabei zu sein. Und während Russland, wie schon in den kurdischen Gebieten Syriens, kein Problem hat, sich mit der Türkei zu arrangieren, ist den Emiraten und Ägypten eine türkische Präsenz in Libyen zutiefst zuwider. Erdoğan gilt für sie als der größte Unterstützer ihrer Erzfeinde, der Muslimbrüder. Für sie ist der Krieg in Libyen ein Konflikt zwischen den Islamisten in Tripolis und der Al-Sisi-Kopie Haftar, der das Land von ihnen befreien soll.
Eine dauerhafte türkische Präsenz in Libyen ist für beide ein Albtraum. Daher waren wahrscheinlich sie es, die Haftar anwiesen, das Waffenstillstandsabkommen nicht zu unterzeichnen.
So geht das libysche Drama weiter. Wenn Merkel am Sonntag zur großen Libyen-Konferenz nach Berlin bittet, gilt es nicht nur die beiden Kriegsparteien, sondern auch deren zahlreichen Verbündeten endlich an einem Strang ziehen zu lassen. Denn das ist das größte Problem für Libyen: Hat ein Krieg zu viele Köche, wird vor allem der Frieden verdorben.
Gescheiterter Waffenstillstand für Libyen: Zu viele Kriegsköche
Es gibt keinen Waffenstillstand in Libyen, die Emirate und Ägypten sind strikt gegen eine dauerhafte türkische Präsenz dort. Das Drama geht weiter.
Tripolis, 27. Dezember: Demonstranten fordern ein Ende von Haftars Offensive Foto: Ismail Zitouny/reuters
Der Waffenstillstand für Libyen ist vorläufig gescheitert, und zwar wohl an General Haftar, der jegliche türkische Präsenz in Libyen strikt ablehnt. Die Türken sind aber nicht die einzigen, die in Libyen mitmischen. Der Konflikt zwischen den beiden Machtblöcken – der von der UNO anerkannten Regierung in Tripolis und ihren Milizen und dem Warlord General Haftar und dessen Milizen – hat sich längst regionalisiert.
Im September schickte Putin russische Söldner an die Seite Haftars. Auf der Seite der Regierung in Tripolis hilft die Türkei. Geradezu musterhaft haben sich die externen Mächte mit relativ kleinem militärischen Einsatz einen Platz am Verhandlungstisch und womöglich eine längere Präsenz in Libyen gesichert. Mit ein paar russischen Söldnern, einem kleinen Kontingent türkischer Truppen, hat man einen Fuß im ölreichen Libyen.
Doch es rächt sich, dass der Krieg in Libyen inzwischen sehr viele Köche hat. Denn Haftars anderen Unterstützern, den Arabischen Emiraten und Ägypten, dürfte es missfallen haben, bei den Moskauer Verhandlungen nicht dabei zu sein. Und während Russland, wie schon in den kurdischen Gebieten Syriens, kein Problem hat, sich mit der Türkei zu arrangieren, ist den Emiraten und Ägypten eine türkische Präsenz in Libyen zutiefst zuwider. Erdoğan gilt für sie als der größte Unterstützer ihrer Erzfeinde, der Muslimbrüder. Für sie ist der Krieg in Libyen ein Konflikt zwischen den Islamisten in Tripolis und der Al-Sisi-Kopie Haftar, der das Land von ihnen befreien soll.
Eine dauerhafte türkische Präsenz in Libyen ist für beide ein Albtraum. Daher waren wahrscheinlich sie es, die Haftar anwiesen, das Waffenstillstandsabkommen nicht zu unterzeichnen.
So geht das libysche Drama weiter. Wenn Merkel am Sonntag zur großen Libyen-Konferenz nach Berlin bittet, gilt es nicht nur die beiden Kriegsparteien, sondern auch deren zahlreichen Verbündeten endlich an einem Strang ziehen zu lassen. Denn das ist das größte Problem für Libyen: Hat ein Krieg zu viele Köche, wird vor allem der Frieden verdorben.
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Kommentar von
Karim El-Gawhary
Themen
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