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Geschäftszahlen von Air BerlinRekordverlust über den Wolken

Fast 800 Millionen Euro Verlust: Die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft kommt aus ihren Schwierigkeiten nicht heraus.

In der Krise? Foto: reuters

Berlin taz | Kurz vor dem Osterfest kam es für Air-Berlin-Kunden dicke: Weil die Fluggesellschaft einen Dienstleister gewechselt hatte, brach bei der Kofferabfertigung am Berliner Drehkreuz das Chaos aus; und einen Brandbrief von Mitarbeitern gab es ebenfalls.

Am Freitag kamen nun die neuen Geschäftszahlen, und die sind frustrierend: Im vergange­nen Jahr hat die Fluggesell­schaft einen Verlust von knapp 782 Millionen Euro eingeflogen, 75 Prozent mehr als im Vorjahr. Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann sprach von einem „hochgradig unbefriedigenden Fi­nanz­ergebnis“. Auch der Auftakt dieses Jahres lief nicht gut.

Ein Grund für die schlechten Zahlen: Wegen Terrorgefahren und politischer Krisen sank die Nachfrage nach Flügen in den Raum am östlichen Mittelmeer, insbesondere in die Türkei und nach Ägypten, und deshalb kam es zu einem Preisverfall bei den Tickets, worunter Air Berlin litt.

Der Umsatz der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft sank von 4,08 Milliarden Euro auf 3,79 Milliarden Euro. Dazu trug bei, dass Air Berlin seine Kapazität senkte, um nichtlukrative Geschäftsfelder abzustoßen. „Es ist normal, dass man bei einem Umbau dieser Größenordnung erst durch ein Tal schreitet, bevor die Verbesserungen spürbar werden“, sagte Finanzchef Dimitri Courtelis.

Air Berlin befindet sich in einer grundlegenden Umstrukturierung. Ein Teil der Flotte wird an die Lufthansa vermietet, ein anderer Teil geht an einen Ferienflieger. Air Berlin will sich fortan auf seine zwei Drehkreuze in Berlin und Düsseldorf konzentrieren und das Überseegeschäft stärken. „Ich bin angetreten, um aus dem defizitären Hybrid-Carrier eine fokussierte, kosteneffiziente Netzwerk-Airline zu gestalten“, sagte Air-Berlin-Chef Winkelmann.

Bislang zieht der Großaktionär Etihad, der in Europa Fuß fassen will, bei dieser Strategie mit. Aber das kann nicht ewig gut gehen: Bei der vor der Pleite stehenden italienischen Fluggesellschaft Alitalia, an der Etihad ebenfalls beteiligt ist, scheint der Geduldsfaden bereits zu reißen.

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