Gericht kippt Genmais-Verbot: Sieg für Monsanto in Frankreich
Seit langem wehrt sich Frankreich gegen Genpflanzen. Jetzt aber macht das oberste Gericht in Paris den Weg frei für die Gensaat. Der Streit geht in die nächste Runde.
PARIS afp | In Frankreich hat das oberste Verwaltungsgericht das Verbot zum Anbau des Genmaises MON810 des US-Agrarriesen Monsanto aufgehoben. Die Begründung einer entsprechenden Regierungsentscheidung vom März 2012 sei „nicht ausreichend untermauert“, gab der Staatsrat am Donnerstag in Paris bekannt. Die Regierung kündigte umgehend eine neue Entscheidung vor der Aussaat im nächsten Frühjahr an.
Landwirtschaftsminister Stéphane Le Foll und Umweltminister Philippe Martin erinnerten in einer gemeinsamen Erklärung an den Einsatz der sozialistischen Regierung für eine Reglementierung von gentechnisch veränderten Aussaaten, „um Umwelt- und Wirtschaftsrisiken für andere Kulturen und für die Bienenzucht zu verhindern“. Beide wiesen daher ihre Behörden an, nach neuen Möglichkeiten zu suchen, um einen dauerhaften Regelungsrahmen hinsichtlich dieser Ziele zu schaffen.
Der Monsanto-Genmais MON810 ist in Frankreich de facto seit 2008 zur Anpflanzung verboten. Der Staatsrat hatte dies bereits 2011 einmal wegen fehlender juristischer Grundlagen aufgehoben, aber im März 2012 erließ die Regierung ein neues Moratorium für den Genmais.
Der Monsanto-Mais MON810 ist die einzige gentechnisch veränderte Agrarpflanze, die in der EU angebaut wird, insbesondere in Spanien und Portugal. Andere europäische Länder, darunter Österreich, Ungarn und Luxemburg, haben die Aussaat genauso wie Frankreich verboten.
Agrarminister Le Foll hatte am Morgen im Sender Europe 1 hervorgehoben, dass es nicht dem Staatsrat obliege, über ein Verbot oder Nichtverbot des Genmaises in Frankreich zu entscheiden. Das Gericht könne lediglich über die juristischen Grundlagen für entsprechende Anordnungen entscheiden. Er machte deutlich, dass die Regierung neue Anordnungen erarbeiten werde, um den Mais weiter zu verbieten.
Leser*innenkommentare
Rainer Winters
Gast
@ SAFT
Sie reden von Modellen. Die Bürgerinnen und Bürger lehnen GMo aber ab, da sie in diesem Fall 100% Sicherheit wollen.
Und die liefert weder Pyrosequencing noch die Elektrophorese.
Die Aussage, die Monsanto, BASF & Co nicht liefern können lautet:
ES IST AUSGESCHLOSSEN, DASS UNSERE ZUCHTPRODUKTE FÜR DAS AUSSTERBEN VON WICHTIGEN ARTEN VERANTWORTLICH SEIN KANN.
Saft
Gast
Aber ehrlich gesagt:
Gentechnik-Befürworter wie ich sollten zwar kritisch sein
-
Aber wir müssen uns auch keine Moralpredigten anhören.
Im Sommer 2011 starben 53 Menschen an EHEC, weil sie grün-ökologische Rohkost (Sprossen) von einem Bio-Bauernhof gegessen haben.
4000 Menschen erkrankten, einigen mussten die Nieren entfernt werden.
Dass Rohkost ein potentieller Seuchenherd ist, sollte jeden klar sein.
Aber ausgerechnet jene Leute, welche diese EHEC-verseuchten Rohkost-Bio-Sprossen vertickert haben und es imernoch tun, meinen nun, gegen Gentechnik hetzen zu müssen.
Kostprobe:
http://www.gaertnerhof.org/
www.naturideen.de/bockshornklee-keimsaat-a-vogel-91901-00.html
„Bockshornklee Sprossen sind leicht scharfe Sprossen mit Curry-Geschmack. BioSnacky® Keime und Sprossen sind aus kontrolliert biologischem Anbau. Sie sind unbehandelt und frei von Zusatzstoffen und Gentechnik.“
http://www.die-kulinaristen.de/rohkostprodukte-/keimlinge/
„Unsere Keimlinge in exzellenter Rohkostqualität sind aus 100% biologisch kontrolliertem Anbau ohne Gentechnik.“
Und da frage ich mich echt:
Geht es diesen Leuten wirklich darum, Menschen zu retten?
Oder eher darum, eine Ideologie zu predigen?
Rainer Winters
Gast
Die Übertragung der Mais-Gene im MON810 erfolgt nicht gezielt: Der gewünschte Erbfaktor wird mit Hilfe eines Pflanzen befallenden Bakteriums übertragen. Dieses sogenannte Agrobakterium kann Erbmaterial übertragen, indem es dies irgendwo in das vorhandene Erbgut der Wirtspflanze einsetzt. Es kann sich dabei um Bereiche handeln, die für die Entwicklung der Pflanze keine Bedeutung haben, es ist aber ebenso gut möglich, dass das Resistenz-Gen in einen protein-codierenden Abschnitt gesetzt wird. Um bereits bei der Herstellung festzustellen, welche Agrobakterien die gewünschte DNS enthalten, wird diese noch mit einem Resistenz-Gen gegen ein Antibiotikum markiert. Als Folge wird das Antibiotika-Resistenz-Gen oft ebenfalls auf die Pflanze übertragen. Oops, sagt dann Monsanto.
Wird diese aber später auf dem Feld von Mikroorganismen infiziert, ist es gut möglich, dass die Bakterien durch Genaustausch Resistenz erhalten. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist gering, aber es ist gut möglich. Dies entspricht der Aussage des Stationsarztes nach der Operation des Patienten: “Wir geben dem Kassenpatienten Medikament X, die Wahrscheinlichkeit, dass es ihm schadet ist gering. Aber warum nicht mal probieren.“ Vielleicht habe ich mit dieser Analogie ein wenig übertrieben, um die Sorglosigkeit mit Risiken vorzuführen. Aber es sind derzeit v. a. Krankenhäuser, die stark zunehmend mit multiresistenten Bakterienstämmen zu kämpfen haben, was fatale Folgen haben kann.
Dazu lese man Dr. Christoph Then’s Auftragsstudie des Mainzer Umweltministeriums „Kontrolle oder Kollaboration? Agro-Gentechnik und die Rolle der Behörden“.
Fazit: Es gibt enorm viele negative Effekte. Diese werden mit Begriffen markiert wie Risiko, Schädigung oder Antibiotika-Resistenz. Umweltprobleme sind z. B. das Aussterben von wichtigen und schönen Insektenarten und das Auskreuzen auf wilde Rassen.
Saft
Gast
@ Rainer Winter:
Naja...
Mithilfe von Pyrosequencing, Genchips oder der Methode nach Sanger kann man dann feststellen, wo denn die fremde Sequenz eingebaut wurde.
Und mithilfe der 2D-Gelelektrophorese kann man auch die Expressionsprodukte untersuchen.
Außerdem macht die "silent DNA" etwa 92-95% des Genoms aus.
Die andere Behauptung ist wohl falsch.
Bei MON810 wurden keine Antibiotika-Markergene verwendet:
http://www.transgen.de/anbau/deutschland/227.doku.html
"Der MON810-Mais enthält außer dem Gen für das Bt-Protein keine weiteren Fremdgene, auch keine Antibiotika‑Resistenzmarker."
Daro
Ein Blick, in die Historie und die Skandale dieses Unternehmens, genügt eigentlich, um zu entscheiden, ob diesem Unternehmen Vertrauen entgegengebracht werden sollte.
Neutrino
Gast
@ Udo
Es gibt auch keine blasierten
Täteräs. Nein wirklich nicht.
SanktMohn
Gast
@Udo
Ihr Kommentar ist vollkommen
falsch und unsachlich.
Informieren Sie doch einmal
bei greenpeace.
Wenn Monsanto die amerikanische
Politik benutzen kann
um Karrieren kritischer Wissenschaftler zu ruinieren,
dann ist Vorsicht geboten.
Wenn Monsanto und Co die öffentliche Forschung
auch über Patente behindern
auf Gene verhindern und
Enzyme u.ä. die öffentliche
Forschung behindern
und Forschungsbereiche der Öffentlichkeit entziehen wollen,
ist das Unrecht.
Wenn die Europäische Forschung
nur über deren Drittmittel
Forschung überhaupt bewerkstelligen, ist die Objektivität von Wissenschaft
nicht mehr gegeben.
Wenn die kritischen Stimmen dann
durch die amerikanische Politik
einfach mundtot gemacht werden können, ist das keine Demokratie mehr.
Wenn über die Sicherheit
von Lebensmitteln fast ausschließlich nur Juristen und
Patentinhaber,Lobbyisten
stark überrepräsentiert sind
mit totaler Informationsassymetrie gegenüber dem Rest, die nur glauben dürfen, dann ist es
Oktroyanz und Fremdherrschaft!
Lebensmittel, die Pestzide
und Pharmakologische Substanzen
produzieren können, werden
zum Risiko und nicht mehr bedenkenlosen Konsumartikel.
Wer weiß denn, was wirklich an
Wirkstoffen alles eingebaut wird? Es gibt Millionen, wenn nicht Mrd. an wirksamen Medikamentenkonstellationen.
Und Monsanto wirkte auch in
der Biowaffenforschung mit!!!
Wenn man über die Lebensmittel
die Gene des Menschen ein- und
ausschalten kann,(das ginge über
RNA Interferenz), dann kann
man die Weltherrschaft ausüben
und genau dieses Risiko läßt man zu. Der Westen liefert
seine Menschen aus und schützt
auch die Entwicklungsländer nicht.
Europa ist ein feiger Misthaufen, der sich den Tyrannen der Zukunft nicht als
Bollwerk entgegenstellt!
Glas
Gast
@ SanktMohn:
"....Objektivität von Wissenschaft
nicht mehr gegeben."
Was verstehen Sie denn unter "Objektivität"?
Halten Sie Studien der Anti-Gentechnik-Fraktion denn für objektiv?
www.scilogs.de/wblogs/blog/detritus/molekularbiologie/2011-04-05/gerichtsurteile-und-die-unabh-ngigkeit-von-gentech-studien
www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/ratten_sterben_an_gen_mais_der_perfekte_medien_coup/
(Speziell der Text ab dem Satz
-
"Am Ende des Artikels erklärt Séralini, es gebe keine Interessenkonflikte - soll heißen, Séralini hat keine Zuwendungen von Interessengruppen erhalten, die nahelegen könnten, dass auf seine Arbeit irgendein Einfluss ausgeübt wurde......")
Glas
Gast
@ SanktMohn:
"Wenn man über die Lebensmittel
die Gene des Menschen ein- und
ausschalten kann,(das ginge über
RNA Interferenz), dann kann
man die Weltherrschaft ausüben
und genau dieses Risiko läßt man zu."
Au Mann.....
Was für ein Unsinn!
Wissen Sie überhaupt, was RNA-Interferenz ist?
Bzw.:
Wissen Sie überhaupt, was RNA bzw. Gene ist/sind?
.
Und wussten Sie eigentlich, dass JEDES Lebewesen Gene (Bzw. RNA) enthält?
(Auch Bio-Produkte und v.A. Rokost????)
Udo
Gast
Es gibt weder Umwelt- noch Wirtschaftsrisiken fuer genveraenderte Pflanzen. Deshalb konnte und kann die Regierung ihre entsprechenden Entscheidungen auch nicht "untermauern". Sie sollte sich lieber um eine objektive Aufklaerung der Bevoelkerung bemuehen anstatt unbegruendete Vorurteile zu schueren.
lions
@ Udo
Für die Genpflanzen gibts kein Risiko, aber für Mensch und Umwelt.
Bauern in 100 % Saat- und Biozid-Abhängigkeit zu bringen, Biodiversität zu gefährden( Mon810-Gift tötet nicht nur Maiszünsler) sind die unabweisbaren Risiken neben denen, die Langzeitstudien erst hervorbrächten, wie Zunahme der Zeugungsunfähigkeit von Tier und Mensch.
Ich bin froh darüber, dass "Aufklärer" wie Sie mit solch floskelhaften Kurzbeiträgen ihrer Position eher schaden.
Daro
Um zu Umwelt- und Gesundheitsrisiken eine eindeutige Aussage treffen zu können, fehlen sowohl weitere und objektive Langzeitstudien, als auch weitergehende Untersuchungen zu den bisherigen Verdachtsmomenten. Dieses betrifft sowohl die gentechnisch-veränderten Pflanzen, als auch die zum Anbau nötigen Breitbandherbizide. Eine absolute Unbedenklichkeit für Umwelt und Lebewesen ist bisher nicht bestätigt. Unzweifelhaft ist jedoch, dass sich Menschen, durch die Verwendung dieser Produkte, in eine wirtschaftliche Abhängigkeit zum Hersteller begeben, und auch die Gefahr von Patentverletzungen durch Auskreuzungen ist nicht ausgeräumt, da sich bei einem massenhaften Anbau wohl kaum Sicherheitsabstände von fünfhundert Kilometern einhalten lassen.
Viele Fragen bleiben also offen, und Monsanto zeigte bisher wenig Interesse daran, hierzu objektive und umfassende Aufklärung zu betreiben, bzw. in einen offenen Dialog mit Kritikern zu treten. Bevor also nicht alle Zweifel und Befürchtungen restlos ausgeräumt sind, ist ein gesundes Misstrauen vielleicht eher angebracht, als naives Vertrauen, das allzu oft mit einem bösen Erwachen endet.