Gerettete Flüchtlinge im Mittelmeer: Malta lässt „Aquarius“ anlegen
Die jüngste Irrfahrt der „Aquarius“ könnte bald ein Ende haben. Das Schiff darf in Malta anlegen, die Flüchtlinge sollen auf fünf Länder verteilt werden.
Malta habe die Erlaubnis erteilt, obwohl es „keine gesetzliche Verpflichtung dazu hat“, erklärte Muscat auf Twitter. „Die maltesische Regierung betrachtet dies als ein konkretes Beispiel für europäische Führung und Solidarität“, hieß es in einer Erklärung der maltesischen Regierung. Am Vortag hatte sich die EU-Kommission eingeschaltet und in der Sache vermittelt.
Am Montag hatte Maltas Küstenwache selbst 114 weitere Menschen im Mittelmeer gerettet. 60 Personen aus dieser Rettungsaktion werden nun im Rahmen der für die Aquarius-Kooperation ebenfalls auf andere Mitgliedstaaten verteilt.
Deutschland will 50 der 141 Migranten aufnehmen. Bundesinnenminister Horst Seehofer habe sich aus Gründen der Humanität dazu entschieden, teilte das Innenministerium am Dienstag mit. Spanien will nach eigenen Angaben 60 Menschen aufnehmen, Portugal 30. Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez sprach auf Twitter von einem „bahnbrechenden Abkommen“ der EU-Staaten. Noch am Montag hatte Sanchez eine Aufnahme der Aquarius-Insassen abgelehnt.
Viele Minderjährige, viele Frauen
Der Koordinator von Ärzte ohne Grenzen an Bord der „Aquarius“, Aloys Vimard, sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Flüchtlinge seien „erschöpft, gezeichnet von ihrer Reise und ihrem Aufenthalt in Libyen“.Von den 141 Menschen an Bord sind nach Vimards Angaben rund die Hälfte Minderjährige und mehr als ein Drittel Frauen. Die meisten stammen aus Somalia und Eritrea.
Mehrere europäische Regionen und Städte hatten zwischenzeitlich angeboten, die „Aquarius“ in ihren Häfen anlegen zu lassen – darunter Korsika, Katalonien sowie der französische Mittelmeerhafen Sète. Frankreich äußerte am Rande der Verhandlungen Bedauern über die „sehr harte politische Haltung“ Italiens.
Schon im Juni hatte Malta dem Rettungsschiff Lifeline nach einigen Tagen auf See die Anlandung erst erlaubt, nachdem andere EU-Staaten vorab die weitere Aufnahme der Geretteten zugesichert hatten. Die Flüchtlinge waren zunächst in ein Aufnahmezentrum im Osten der Insel gebracht worden und mussten dort einen Asylantrag stellen. Anschließen wurden sie von Beamten der Aufnahmestaaten befragt.
Unterdessen kündigte Gibraltar an, die „Aquarius“ dürfe nicht mehr unter der Flagge des britischen Gebiets fahren. Zur Begründung hieß es, das Schiff sei in Gibraltar als Forschungsschiff registriert worden, nicht als Rettungsschiff.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
US-Interessen in Grönland
Trump mal wieder auf Einkaufstour
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Mangelnde Wirtschaftlichkeit
Pumpspeicher kommt doch nicht