: Gerangel um die Villa Borsig
■ Entwicklungspolitische Stiftung muß entgegen ursprünglicher Planungen auf Wunsch der Bundesregierung ihr Domizil räumen. Dort soll die Stiftung Wissenschaft und Politik einziehen
Für die Deutsche Stiftung für internationale Entwicklung (DSE) war eigentlich alles klar: So wie die beiden anderen entwicklungspolitischen Stiftungen in Berlin wird sie nach Bonn umziehen. Ein Teil der DSE, das entwicklungspolitische Forum und die Zentralstelle für Wirtschafts- und Sozialentwicklung, sollte jedoch in Berlin verbleiben – im bisherigen Domizil, der Villa Borsig. Diesen Plan brachte die Bundesregierung jedoch durcheinander.
Sie hat die Villa Borsig als Domizil für die Stiftung Wissenschaft und Politik aus Ebenhausen in Bayern vorgesehen, die mit dem Kölner Bundesinstitut für ostwissenschaftliche Studien fusionieren soll. Die ehemalige Industriellenvilla am Tegeler See wird als idealer Standort für die Stiftung betrachtet. Zudem sei das Areal der Villa Bundesbesitz, berichtete der Geschäftsführer der DSE, Heinz Bühler. Der Bund reklamiere daher ein Anrecht auf die Anlage.
Doch auch für die DSE ist der Standort ideal. Die Villa Borsig sei auch im Ausland als Ort des Dialogs über Entwicklungspolitik bekannt, so Bühler. Zudem beruft er sich auf einen Entschluß der Föderalismus-Kommission, die das Gesetz für den Regierungsumzug vorbereitet hatte. Sie habe festgelegt, daß die DSE in der Villa Borsig bleiben könne. Das Entwicklungshilfeministerium in Bonn wollte die Entscheidung der Bundesregierung nicht kommentieren.
Obwohl über den Einzug der Stiftung noch der Haushaltsausschuß des Bundestags entscheiden muß, ließen Bundesbauministerium und Oberfinanzdirektion die Räume der Villa Borsig schon vermessen. Für die 150 Mitarbeiter der neuen Stiftung müsse die Villa umgebaut und erweitert werden, kritisierte Bühler. Nach Expertenschätzungen würde das 100 Millionen Mark kosten. Die DSE wurde schon aufgefordert, sich nach einer neuen Unterkunft umzusehen. So lange diese Planung aber noch nicht festgeklopft ist, will der DSE- Chef auf keinen Fall aufgeben. Jutta Wagemann
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