Geplantes Surfparadies in Stade: Wellenberge statt Ackerfurchen

Auf einem niedersächsischen Feld bei Stade soll ein Surfpark entstehen. Kritiker halten das Projekt für „überflüssig und verzichtbar“.

Ein Surfer steht auf einem Surfbrett

Surfen ginge auch ohne Wasser: mit den Beach Boys und Surfmusik Foto: Friso Gentsch/dpa/picture alliance

STADE taz | Bis zu 1.000 Wellen pro Stunde in einer Höhe von 0,5 bis 2 Metern, gesäumt von Restaurant, Boulderwand und Lodges: Dem geplanten Surfpark bei Stade steht fast nichts mehr im Weg. Der Rat der niedersächsischen Stadt auf dem platten Land zwischen Hamburg und Cuxhaven, unweit von Nord- und Ostsee, hat dem umstrittenen Projekt kürzlich mehrheitlich zugestimmt.

CDU-Bürgermeister Sönke Hartlef freut sich auf die „touristische Attraktion“, die auf einem Acker hinter der Stadt gebaut werden soll. Und bei den Brüdern Jan und Dirk Pod­bielski, den Initiatoren vom „Surfgarten“, dürften ebenso die Knorken geknallt haben.

Nicht so bei den Kritiker*innen, darunter der BUND Stade und eine Bürgerinitiative, die sich um die Umwelt sorgen und vor der Versiegelung weiterer Flächen fürchten. Dabei stehen „Nachhaltigkeit und Klimaschutz“ für die Podbielski-Brüder „an erster Stelle“: Wärme und Strom sollen komplett aus erneuerbaren Energiequellen bezogen, Stahl und Beton „möglichst“ reduziert eingesetzt werden. Die Verdunstung des Wassers wird „größtenteils“ durch Regenwasser kompensiert werden, und Anpflanzungen würden das Gebiet sogar „ökologisch aufwerten“. Aktuell wird die Fläche landwirtschaftlich genutzt.

Aber Ökostrom hin oder her: „Die Energie geht der Grundversorgung verloren“, sagt Bernd Hohendorff. Der Stader Arzt hat die Bürgerinitiative gegründet, die das Surfparadies für „überflüssig und verzichtbar“ hält.

Weitere Bauvorhaben könnten zeitnah folgen: Das Gebiet ist immerhin als „Gewerbe- und Surfpark“ geplant

Die Beteiligten kritisieren den Strom- und Wasserverbrauch, die anstehende Flächenversiegelung und das eigens prognostizierte steigende Verkehrsaufkommen. „So ein freizeitorientiertes Projekt passt einfach nicht in die Zeit, wenn man Wasserknappheit und hohe Temperaturen anschaut“, findet Hohendorff. „Wie kann man das noch machen?“ Mit ihren knapp 3.000 gesammelten Unterschriften gegen den Surfpark seien jedoch einfach „abgebügelt“ worden, so Hohendorff.

Die Sorge der BI gilt auch nachfolgenden Projekten. Der Surfpark werde „instrumentalisiert, um einen Pflock in die Landschaft zu schlagen“. Drum herum würde später noch mehr gebaut werden. Diese Option gibt es, bestätigt die Stadt. „Daher heißt der Flächennutzungsplan auch ‚Gewerbe- und Surfpark Stade‘.“ Die weiteren Flächen würden von einem Tochterunternehmen der Stadt entwickelt. Ausschließlich erneuerbare Energien sollen das Gebiet mit Wärme und Strom versorgen.

Eine problematische Expansion sei das, sagt Hohendorff. „Was soll Stade werden, das zweite Hamburg?“ Aktuell zeige der Ukraine­krieg, wie wertvoll landwirtschaftliche Flächen seien. Doch die Landwirte würden verkaufen, wenn Investoren ihnen genug Geld anbieten – und sie selbst Probleme hätten, einen Nachfolger zu finden. „Das dürfen wir uns nicht mehr leisten.“

Dazu fürchte man, dass sich das teure Projekt nicht rentiere. Es könne anfangs „Interesse hervorrufen, auch regional“, sei aber kein „Dauerprojekt“. Und leisten könnte sich den Spaß vermutlich auch nur eine gewisse Klientel. Ab 2023 soll gebaut werden. Die Bür­ge­r*in­nen wollen das verhindern. „Alle Unterlagen sind bei unserem Umweltrechtsanwalt“, sagt Hohendorff. „Sobald etwas angreifbar ist, klagen wir.“

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Dieser Artikel stammt aus dem stadtland-Teil der taz am Wochenende, der maßgeblich von den Lokalredaktionen der taz in Berlin, Hamburg und Bremen verantwortet wird.

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