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Geplantes ProstitutionsgesetzUnantastbare Menschenwürde

Die große Koalition will Prostitution in die Schmuddelecke zurückdrängen. Damit geht sie von der Unmündigkeit der Einzelnen aus.

Ein Schild in Zürich weist den Weg zum Strich. Bild: reuters

Mehr Hilfen für Zwangsprostituierte und eigenständiges Aufenthaltsrecht für Betroffene: Manches von dem, was in den Koalitionsverhandlungen erörtert wird, gebietet schon allein die Achtung vor der Menschenwürde. Es sollte Gesetz werden. Und trotzdem lösen Zwischentöne ein gewisses Unbehagen aus. Der Verdacht verstärkt sich, dass Prostitution insgesamt in die Schmuddelecke oder gar in die Kriminalität zurückgedrängt werden soll.

Die Debatte wird derzeit nicht nur in der institutionalisierten Politik geführt, sondern in der Gesamtgesellschaft. Zahlreiche Prominente haben einen Aufruf der Frauenrechtlerin Alice Schwarzer unterschrieben, die ein generelles Verbot der Prostitution fordert. Auch in Frankreich schlagen die Wogen hoch. Dort ist ein Gesetz geplant, das alle Kunden von Huren mit Geldstrafe oder Haft bedroht.

Viele derjenigen, die Prostitution verbieten wollen, bestreiten nicht, dass es Männer und Frauen gibt, die ihr Gewerbe freiwillig ausüben. Sie argumentieren allerdings, das ändere nichts, da es langfristig zu einem Prozess der physischen oder psychischen Selbstzerstörung führe. Möglich. Und?

Das Recht auf Selbstzerstörung ist ein Merkmal freiheitlicher Gesellschaften – nicht einmal versuchter Freitod ist strafbar. In England beispielsweise war das noch bis 1961 anders: weil nämlich der Krone ein „Untertan“ verloren zu gehen drohte. Aufschlussreiche Formulierung.

Geltender Rechtsprechung zufolge schützt die Unantastbarkeit der Menschenwürde das Individuum auch davor, dass andere definieren, was unter seiner Menschenwürde zu verstehen ist. Anders ausgedrückt: Wer Huren, Stricher und Freier grundsätzlich vor sich selber schützen will, geht von der Unmündigkeit der Einzelnen aus. Dagegen sollten sich auch diejenigen wehren, die sich für das Thema Prostitution wenig interessieren.

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39 Kommentare

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  • "Recht auf Selbstzerstörung"? Mir erscheint ein Recht auf Schutz vor Selbstzerstörung viel notwendiger. Unsere Selbstbestimmung kann an Grenzen geraten, wenn wir davon ausgehen, dass wir nicht immer perfekt über unseren eigenen Gefühle bescheid wissen, sondern von unbewussten Motiven getrieben sind. Ich kann mich sehr wohl für Dinge bewusst entscheiden, die mir schaden - ob ich mich als Prostituierter erniedrigen lasse oder meine Zukunft im Alkohl ersäufe. Die Frage ist doch, ob wir anderen dabei helfen wieder ihren Weg zu finden, wenn sie sich verloren haben. Wer würde schon einer Freundin mit Selbstmordgedanken sagen: "Nur du weißt, was für dich das richtige ist." – ohne sich mit ihr über die Gründe ihres Selbstmordwunsches auseinanderzusetzen und herauszufinden, ob es nicht doch noch Möglichkeiten gibt, für sie eine Lebensperspektive zu finden? Selbstverständlich darf dies nicht auf eine entmündigende Weise geschehen. Aber (!) nicht jede Beeinflussung durch andere ist bevormundend. Auch diese Unterscheidung fehlt in der Argumentation der Autorin.

  • TR
    Trürgen Rittin

    Die ewiggestrigen Emma Ansichten finden bei Euch seltsamer Weise auch noch ein Forum

  • Q
    Querulant

    Die größten moralischen Eiferer waren im Verborgenen schon immer die aller größten Säue...

  • Im Wahlkampf hat man erfolgreich die Grünen als Partei beschimpft, die die Bürger bevormunden wollen und ihnen alles verbieten möchten, was Spaß macht.

    Wenn ich mir nun solche halbgaren Vorschläge zum generellen Verbot von Prostitution (kommt ja alle Jahre wieder mal, überzeugende Argumente gibt's regelmäßig in der Sache selbst keine) ansehe, dann bewahrheitet sich erneut der alte Lehrsatz:

    "Jeder sieht nur sich selbst im anderen."

  • M
    minuskel

    wunderschön klarer, guter Kommentar. Danke!

  • EP
    Ein paar Gedanken

    Gibt es eigentlich wirklich Prostituierte, die diese Tätigkeit ohne Traumata und Verrohung gerne verrichten? Und gibt es vielleicht Freier (etwa sozial Ausgegrenzte oder behinderte Menschen), die mgl. einfach wenig Chance haben, ohne Prostitution sexuellen Kontakt zu anderen herzustellen? Prostitution ist noch heute ein Tabu. Man kann systemkritisch festhalten, dass wir alle im Arbeitsmarkt irgendwo Sklaven sind, aber ich sehe schon einen meilenweiten Unterschied zwischen der Beschäftigung als Lehrer oder als Prostituierte. Wer seinen Körper verkaufen muss, der wird zum Ding, der wird zum Objekt, zum begehrten Fleischhaufen, zur Masturbationshilfe am lebenden Körper. Das wäre die eine Sicht der Dinge. Die andere wäre zu sagen, dass Prostitution eben vorkommt, dass sie unter Umständen (!) viel Geld bringt, und, die Freiwilligkeit vorausgesetzt, ein normaler Beruf ist. Aber wie will man das nun entscheiden? Eigentlich müsste man eine Erhebung vornehmen und eine repräsentative Grundgesamtheit an freiwillig arbeitenden Prostituierten psychologisch untersuchen, hinsichtlich ihrer Motivation, ihrer Biographie etc. Eines ließe sich festhalten: Wenn der Mensch in der Lage ist, freie Entscheidungen zu fällen, dann ist er auch in der Lage, sich aktiv für oder gegen Prostitution, als FreierIn oder als ProstituierteR, zu entscheiden. Dem Staat kommt in meinen Augen durchaus die Rolle zu, den Menschen unter Umständen auch vor sich selbst zu schützen. Die eigentliche Frage ist doch: Unter welchen Umständen ist es denkbar, dass ein Mensch die freie Entscheidung fällt, in die Prostitution zu gehen. Wenn wir diese Umstände tolerieren können, können wir die Prostitution tolerieren - oder auch nicht.

    • @Ein paar Gedanken:

      "Gibt es eigentlich wirklich Prostituierte, die diese Tätigkeit ohne Traumata und Verrohung gerne verrichten?" Natürlich gibt es die. Die Frage ist, welchen Anteil die darstellen. Und die relevantere Frage ist, ob sich genügend "unbelastete" Frauen fänden, denn dieses Potential wird durch die belasteten und die Südosteuropäerinnen am Markt verdrängt. Die meisten Freier hätten wohl nichts dagegen, wenn es nur noch Dienstleisterinnen gäbe, die über jeden Zweifel erhaben sind.

       

      "seinen Körper verkaufen muss" Wer so daherredet, disqualifiziert sich.

       

      "der wird zum Objekt, zum begehrten Fleischhaufen, zur Masturbationshilfe" So wie der One-Night-Stand? Kann man gleich mit verbieten; welche Frau würde so was schon nüchtern machen...

      • KH
        Karl Hau
        @Hauke Laging:

        Der Vergleich zum One-Night-Stand hinkt aber gewaltig. Hier geht es ja um Leidenschaft auf beiden Seiten, das ist wohl bei der Prostitution in den überwiegenden Fällen nicht so. Insofern stimmt schon der Ansatz des Kommentators, hier zugespitzt von einer "Masturbationshilfe" zu sprechen. Übrigens hebt er ja hervor, dass das nur eine Sicht der Dinge ist.

    • K
      kotzbrech
      @Ein paar Gedanken:

      Fein , dass Sie sich hier die Gedanken der Prostituierten machen ! Und da die ja nicht "frei" und eigenständig denken können , liefern Sie auch gern die Antwort mit . Nein , Sie lassen "den Staat" die Antwort geben . Ach , auch wieder nein , Sie denken überhaupt nicht , Sie schwurbeln am Ende nur hochtrabendes Wischiwaschi .

      • KH
        Karl Hau
        @kotzbrech:

        Manchmal würde man sich wünschen, dass man Dinge erst einmal aus verschiedenen Perspektiven durchdenkt. Das versucht ja dieser Kommentar, weshalb auch - wie ein Titel - "Ein paar Gedanken" darüber steht. Ich glaube, dieser Kommentar sollte keine einfachen Antworten liefern, sondern ein paar Fragen stellen. Das finde ich gut. Gibt ja genug Leute hier, die immer klare Antworten zu alles und jedem haben, ohne vielleicht auch nur nen blassen Schimmer von der Marterie.

    • @Ein paar Gedanken:

      Mit der Freiwilligkeit ist das so eine Sache im Leben. Man kann Dinge freiwillig und doch ungern tun und man kann Dinge auch unfreiwillig, aber dennoch gern tun. Niemand fragt einen Zahnarzt, ob er freiwillig anderen Leuten in ihren stinkenden Mäulern rumprokelt und niemand fragt einen Schlachter, ob er Lust am Töten hat, aber alle wollen gerne wissen, warum eine Prostituierte tut, was sie tut.

      • KH
        Karl Hau
        @Rainer B.:

        Naja, eigentlich fragt man einen angehenden Zahnarzt schon durchaus, ob er "anderen Leuten in ihren stinkenden Mäulern rumprokelt". Die freie Entscheidung zur Zahnmedizin dürfte privilegierter sein als die zur Prostitution. Vielleicht sollte man sich wirklich mal informieren, warum Menschen in die Prostitution geraten. Sicher, es gibt auch jene, die einfach viel Geld verdienen wollen, "Edeldamen" (oder Edelherren) sozusagen. Die entscheidende Frage ist: Ist Prostitution ein normaler Beruf?

        • @Karl Hau:

          "Ist Prostitution ein normaler Beruf?"

          Seit dem 1.Januar 2002 ist das durch das Prostitutionsgesetz so. Erst damit haben Prostituierte auch einen einklagbaren Anspruch auf einen Lohn bekommen. Vorher galt Prostitution als "sittenwidrig", so dass keine rechtlich gültigen Verträge zustandekamen. Die Stellung von Prostituierten wurde mit dem Prostitutionsgesetz deutlich verbessert, gleichzeitig wurde aber das Vorgehen gegen Zuhälterei, Ausbeutung und Menschenhandel sträflich vernachlässigt. Diese Dinge sind nach wie vor strafbar.

          Ein Zurück zur Kriminalisierung der Prostitution - wie vielfach gefordert - ist keine Lösung, sondern nur eine Verlagerung der Probleme und weitere Verschärfung der Lebenssituation von Prostituierten.

          Mit Ausbeutung, Lohndumping und den Auswirkungen von Menschenhandel und organisierter Kriminalität haben heute zahlreiche "normale" Berufe nicht weniger auch zu kämpfen. Lösungen können hierbei aber nur länderübergreifend gefunden und umgesetzt werden.

          • KH
            Karl Hau
            @Rainer B.:

            Dass Prostitution unter der rot-grünen Regierung legalisiert wurde, ist mir klar. Darauf zielte die Frage nicht. Mir ging es eher um die moralisch-ethische oder auch soziale Komponente: Ist unter diesen Gesichtspunkten Prostitution ein normaler Beruf? Ich habe meine Zweifel.

            • @Karl Hau:

              Dann lassen Sie doch jede Hure für sich selbst entscheiden, ob sie Ihre Zweifel teilt oder li€b€r nicht.

              • KH
                Karl Hau
                @Viccy:

                Ja, aber das führt doch wiederum zur Frage, ob die freie Entscheidung überhaupt jeder "Hure" möglich ist. Damit wären wir wieder beim Anfang dieser Diskussion, also beim Kommentator "Ein paar Gedanken". Sprich: Wir drehen uns im Kreis. Ist ja auch kein leichtes Thema. Aber ich will meine Zweifel nochmal kurz ausführen: Freie Entscheidungskraft setzt Zwanglosigkeit voraus. Ich bezweifle, dass alle "Huren" diese Zwanglosigkeit empfinden. Ich rede nicht von "Zwangsprostitution", sondern von Sachzwängen: Etwa der osteuropäischen "Hure", die hier anschafft und Geld nach Hause schickt. Die "Hure", die mgl "illegal" hier ist und keinen regelmäßigeren Job finden kann. Wie kann man denn ernsthaft glauben, dass sich diese Menschen freiwillig prostituieren? Was ist eigentlich freiwillig? Ich stelle nicht in Abrede, dass es die eine oder andere Prostituierte gibt, die sich willentlich diesem Gewerbe zugewendet hat. Aber das hier erzeugte Bild der aufgeklärten, gegen staatliche Bevormundung kämpfenden "Viva la revolution"-Dirnen vs. spießbürgerliche, verklemmte und konservative Gutmenschen hinkt einfach. Vielleicht verstößt Prostitution per se nicht gegen Menschenrechte... aber in vielen Fällen tut es das eben doch.

  • M
    MichiF

    "Mein Bauch gehört mir". Diesen guten alten Satz kann man auch hier anwenden. Den Staat hat es nicht zu interessieren, wer was mit seinem Körper macht. Punkt.

  • G
    Gast

    Der Punkt ist das sobald Geld im Spiel ist es nicht mehr um Freiwilligkeit geht. Entweder ist die/der Dienstleistende/r unterdrückt, weil sie finanziell oder durch Zwang von dieser Handlung abhängig ist, oder die/der Zahlende/r, weil er für etwas was die andere Person auch tun will zu abgaben gedrängt wird.

    Sex ist nicht schlecht. Aber finanzelle interessen die Machtverhältnisse ausdrücken schon. Fairer gleichberechtigter Sex kann nicht gekauft werden. Es gibt Möglichkeiten wie Swingerclubs, oder one-night-stands die gleichberechtigten Sex ohne Beziehung ermöglichen.

    Man braucht diesen Auswuchs rollenbidlicher Ungleichheit und Machtmissbachs nicht. Und es geht darum alle vor der Ausbeutung zu schützen egal in welcher Position.

    • @Gast:

      Man kann als Freier auch durchaus Geld hinlegen und wird abgezockt - St. Pauli in Hamburg ist sprichwörtlich bekannt dafür. Jedenfalls unter den "Einheimischen"; der Touri-Kegelklub aus Münster weiß das nicht unbedingt.

       

      Mehr Differenzierung kann nicht schaden.

    • @Gast:

      "Fairer gleichberechtigter Sex kann nicht gekauft werden." Sie haben keine Ahnung.

       

      Und angesichts des Nachfrageungleichgewichts von Männern und Frauen bezüglich Swingerclubs von "gleichberechtigt" zu sprechen ist ja nur noch lächerlich.

  • LN
    Love not Hate!

    Es wird immer von der Sexualität und den menschlichen Körpern gesprochen, als wären diese beiden Begriffe und damit zugleich diese beide Denkkategorien in Ihrer jetzigen Ausformung schon seid Ewigkeiten existent. Übersehen wird dabei, dass es sich um ein Sexualdispositiv handelt, ebenso wie der Körper auf eine ganz bestimmte Art und Weise betrachtet wird. So ist es eine Ehre, wenn jemand stirbt, weil er in Fukushima sein leben lässt und damit andere Rettet, wenn er unter dem Einsatz all sein Glieder den Verschleiß seines Körper bei der Pflege anderer Menschen oder auf dem Bau hinnimmt oder wenn er im Krieg stirbt und tötet und damit seinen eigenen oder andere Körper vernichtet. Jedoch soll es eine Schande sein, einen Menschen, der vielleicht im hohen Alter seine Partnerin verloren hat und sich nach Zärtlichkeit und Liebe sehnt, diesen Wunsch zu Erfüllen, es soll eine Schande sein Liebe zu nehmen und zu geben.

     

    Sicherlich, ist es eine Schande, wenn Menschen verschleppt werden und zu einer Arbeit gezwungen werden, die Ihren persönlichen Vorstellungen wiederspricht, zu einer Arbeit die Menschen in den Freitot treibt! Hier muss angesetzt und gehandelt werden, hier müssen neue Sozialgesetze geschaffen werden, die Menschen vor Ausbeutung und Gewalt schützen!

     

    Love not Hate!

  • G
    Gastname

    Der Staat hat weder das Recht, dem Bürger den Sex zu verbieten, noch einer Bürgerin dessen Bereitstellung gegen Geld zu untersagen.

     

    Prositution mag -in einer Beziehung- ein Problem darstellen, aber das hat den Staat nicht zu interessieren.

     

    Problematisch hingegen ist es, wenn eine Frau (oder ein Mann) gegen deren Willen gewzwungen und misshandelt werden. DAGEGEN sollte der Staat ahrt vorgehen - der Rest allerdings ist nur wieder eine staatliche Bevormundung.

  • F
    Folo

    Niemand wird ernsthaft bestreiten, dass es in Deutschland tausende Zwangsprostituierte gibt, und Zwangsprostitution ist nun einmal nichts anderes als permanente Vergewaltigung und damit Folter. In einem zivilisierten Land wie dem unseren ist das unerträglich und muss zukünftig bekämpft werden. Das Schicksal dieser Frauen ist entsetzlich und wir müssen uns nicht über Zustände in Indien echauffieren, solange wir massenhafte Vergewaltigung in unserem eigenen Land dulden. Frau Schwarzer hat mit wenigem Recht, aber an dieser Stelle muss jeder zivilisierte Mensch sie unterstützen!

    • @Folo:

      Und täglich grüßt das gleiche Argument: Zwangsprostitution und Menschenhandel sind Verbrechen und sind in Deutschland verboten!

       

      Es geht Frau Schwarzer um das Verbot "freiwilliger" Prostitution von Frauen*.

  • Entgegen dem letzten Absatz: Ist doch nicht wirklich neu, dass die Menschenwürde sowie die freie Entfaltung der Person nur insoweit geschützt werden, wie sie deckungsgleich mit den moralischen Vorstellungen des Staates sind. Auch die betroffene Person selbst darf über ihre Menschenwürde nicht disponieren bzw. die Frage, was denn für sie persönlich "menschenwürdig" ist, eigenständig entscheiden. Der Staat zwingt einen zu seinem Glück. Vgl. dazu nur die berühmte Entscheidung zum "Zwergenweitwurf" bereits vor ca. 20 Jahren. Ich halte das für äußerst fragwürdig, weil für mich die freie Entscheidung "Wie definiere ICH mich als Individuum? Was lasse ICH mit mir machen oder auch nicht?" gerade auch einen Kern der Menschenwürde darstellt. Nimmt mir der Staat diese Entscheidung ab, entmündigt er mich und macht mich dadurch in gewisser Weise auch wieder zu seinem Objekt, was gerade durch Art. 1 verhindert werden soll. Ab dem Punkt, wo staatliche oder gesellschaftliche Wertvorstellungen die freie Entscheidung über die eigene Menschenwürde verdrängen, muss man darüber nachdenken, ob man sich nicht gefährlich nah an einem Staatsbild aus vergangenen Tagen bewegt, in dem das "gesunde Volksempfinden" definiert, wie meine Persönlichkeit auszusehen hat, und nicht ich selber. In soweit bin ich völlig d'accord mit der Autorin des Artikels.

  • 6G
    688 (Profil gelöscht)

    "Viele derjenigen, die Prostitution verbieten wollen, bestreiten nicht, dass es Männer und Frauen gibt, die ihr Gewerbe freiwillig ausüben."

     

    NIEMAND ÜBT, in der UNWahrheit des "gesunden" Konkurrenzdenkens des nun "freiheitlichen" Wettbewerbs um Begehrlich- und Abhängigkeiten des geistigen Stillstandes seit ..., IRGENDETWAS freiwillig aus, sondern VERRICHTET, zeitgeistlich-bewußtseinsbetäubt, nach Kapitulation und gebildeter Suppenkaspermentalität, seinen Grad der systemrationalen Verkommenheit, für die Hierarchie von und zu materialistsicher "Absicherung"!!!

     

    "Das Recht auf Selbstzerstörung ist ein Merkmal freiheitlicher Gesellschaften"

     

    Das "Recht des Stärkeren", welches die Systemrationalität mit "Entwicklungshilfe", Waffenhandel und sonstigem ZYNISMUS in Überproduktion von konfusionierendem KOMMUNIKATIONSMÜLL bildet und konsum- wie profitAUTISTISCH steuert, ist DAS Merkmal dieser "freiheitlichen" Gesellschaften - da ist es KEIN Wunder, wenn Selbstmörder (bewußt und / oder unbewußt) die größte Moral, das höchste Verantwortungsbewußtsein an den Tag bringen, angesichts unseres "Zusammenlebens" wie ein blöd-, stumpf- und wachstumswahnsinniges Krebsgeschwür!?

     

    Erst wenn geistig-heilendes Selbst- und Massenbewußtsein, auf der Basis eines UNKORRUMPIERBAREN MENSCHENRECHTS auf KOSTENLOSE Grundversorgung mit NAHRUNG, mietfreies WOHNEN in zeitgem. Sozialwohnungen und kassen- wie klassenlose GESUNDHEIT, OHNE Wettbewerb und seine Symptomatik in Steuern zahlen, "Sozial"-Versicherungen, manipulativ-schwankende "Werte", irrationalem Zeit- / Leistungsdruck zu einer Karriere von Kindesbeinen, usw., wird MENSCHENWÜRDE eindeutig und zweifelsfrei / wirklich-wahrhaftig - denn wenn GRUNDSÄTZLICH ..., könnte PRINZIPIELL alles ..., so daß "Wer soll das bezahlen?" und "Arbeit macht frei" absolut keine Macht mehr hat!?

    • L
      LittlePandaGirl
      @688 (Profil gelöscht):

      Findet noch jemand diesen Kommentar dank der übermäßig eingesetzten Großbuchstaben unlesbar?

  • Die Kritik der Autorin ist für mich nachvollziehbar, denn der Schutz der Menschenwürde schnell in die staatliche Bevormundung münden kann. Und wer hat schon das Recht die Grenzen der Moral zu setzen? Peep-show, Zwergenwurf, Suizid - habe wir nicht alle das Recht auf unser Leben, unseren Körper, unsere Gesundheit?

     

    Jedoch sehe ich das Problem im Fall der Prostitution nicht bei der Menschenwürde, wobei diese heir eine gravierende Rolle spielt, sondern bei dem Anschein der "Freiwilligkeit" der Prostitution. In wiefern ist die Gesellschaft für diese "Freiwilligkeit" verantwortlich?

     

    Ein anderes Problem ist natürlich die moralische Seite des "Körperkaufs" (angemerkt nicht Verkaufs!), die im Hinblick auf die patriarchal-sexistischen Strukturen in fast allen Gesellschaften dieser Welt nicht ausgeblendet werden darf!

    • 6G
      688 (Profil gelöscht)
      @Die Heisze Br@ut:

      Der Staat sollte das demokratische Regulativ für wirklich-wahrhaftige Vernunft sein. Leider ist der Staat nur ein heuchlerisches und DIKTATORISCHES Konstrukt für Bewußtseinsschwäche, Ausbeutung und Unterdrückung - solange wir unsere Verantwortung leichtfertig an die LOBBYISTISCHEN "Treuhänder" dieses "individualbewußt"-entmenschlichenden Systems delegieren (durch Kreuzchen auf dem Blankoscheck), ist alles menschenUNwürdig und ...!?

  • T
    the_master

    Ich stimme dem Artikel schon zu. Es sei auch angesprochen, dass körperlich schwere Arbeit z.B. auf dem Bau ja auch nicht verboten ist - auch wenn das sicherlich auch kein Traumjob ist und deswegn ebenfalls oft von zugewanderten Osteuropäern oder Asiaten zu Hungerlöhnen ausgeführt wird. Das verbietet ja auch keiner.

    Mit dem Recht auf Selbstzerstörung schießen Sie jedoch über das Ziel hinaus. So ist ja etwa der bekannte Fall des Zwergenweitwurfs in Deutschland verboten worden - auch wenn Kleinwüchsige damit ihren Lebensunterhalt verdienen wollten. Es gilt als sittenwidrig.

  • G
    Gast

    "Das Recht auf Selbstzerstörung ist ein Merkmal freiheitlicher Gesellschaften". Das ist ein interessanter Satz und trifft den Kern der Sache: es geht letztlich um Selbstzerstörung. Und hier genau ist die Frage: kann man es sich so einfach machen, oder steckt hinter der "Freiheit" nicht auch das Verweigern von Verantwortung? Soll man also jemanden, den man beim Suizidversuch auffindet, retten oder nicht? Schließlich war es ja seine "freie" Entscheidung, sterben zu wollen. Dasselbe gilt für alle Arten von Drogenkonsum: sollte man auch harte Drogen freigeben, da die Menschen ja selbst entscheiden können? Ich denke, die Postulierung des völlig freien Menschen birgt die Gefahr der Vernachlässigung. Ich denke nicht, daß es einfach freier Wille ist, sich umzubringen/Drogen zum Lebensinhalt zu machen/Prostitution als einfachen Geldwererb zu sehen, sondern daß da vorher etwas schiefgelaufen ist, und da sollte man ansetzen. Wieweit Verbiote sinnvoll sind, weiß ich nicht, aber die Postulierung von "Normalität" hilft da ganz sicher nicht weiter.

  • A
    amigo

    Na, das zeugt doch von Kontinuität! Erst die Akzeptanz des Überwachungsstaates, dann die Entmündigung des Individuums...

    Hurra Deutschland!

  • AN
    Ach Ne

    Ihre Argumentation hat einen entscheidenden Haken:

    Selbstverständlich sollte der Staat die Menschen auch vor sich selbst schützen.

    Mit Ihrer Argumentation müssten z.B. sämtliche Drogen legalisiert werden. Denn wenn es die Menschen kaufen und sich schaden wollen, sollen sie's doch machen...

     

    Damit ist Ihre gesamte Argumentation hinfällig - außer, Sie befürworten tatsächlich sämtliche Konsequenzen der Selbstbestimmung.

     

    Die eigentliche Frage ist, in wie weit der Staat den Bürger vor sich selbst schützen sollte und - in diesem konkreten Fall - in wie weit ein Verbot dafür tatsächlich taugt. Darüber könnten Sie mal einen (fundierten und ausgewogenen) Artikel schreiben, anstatt eine Zeitung als Publikation für Ihre Meinung zu missbrauchen.

    • S
      sarko
      @Ach Ne:

      "Selbstverständlich sollte der Staat die Menschen auch vor sich selbst schützen."

      Übersetzen wir doch mal versuchsweise "Staat" als "Menschen , die auf Zeit an der Macht sind und Gesetze für alle BürgerInnen machen können , Gesetze , die auch wieder geändert oder abgeschafft werden können ."

      Bleibt also : Sollen Menschen andere Menschen per Gesetz daran hindern dürfen , sich auf frei vertragliche Vereinbarung hin miteinander sexuell zu betätigen , und das allein deshalb verbieten wollen , weil der Vertrag eine entgeltliche Leistung voraussetzt , das sexuelle Handeln aber an sich eines der menschlichen Natur konformes ist .

    • @Ach Ne:

      Falsch: Aus genau diesem Grund ist der reine KONSUM jeglicher Droge in Deutschland legal, alles andere wäre verfassungswidrig. Sämtliche Einschränkungen zielen auf Besitz, Herstellung, Einfuhr, Weitergabe etc. ab, also Handlungen, mit denen eine potentielle FREMDgefährdung einher geht. Ich bin aber auch einer von denen, der tatsächlich sämtliche Konsequenzen der Selbstbestimmung befürwortet. Meiner persönlichen Einschätzung nach ist daher auch die Strafbarkeit, zumindest was den Eigenbedarf betrifft, äußerst problematisch und nur schwer mit der Verfassung zu vereinbaren. Leider hatte bei der Grundsatzentscheidung zu Cannabis damals nur einer der Verfassungsrichter die Konsequenz, das so zu vertreten. Schade eigentlich ;)

  • O
    Olaf

    Das die Taz sich eines Tages für die Selbstbestimmung von Menschenhändlern und Bordellbetreibern stark macht, hätte ich auch nicht geahnt. Es ist zumindest unbestritten, dass Menschenhandel und Zwangsprostitution ein nicht unerheblicher Anteil dieses Gewerbes sind. Das allein reicht schon, dagegen vorzugehen. Leider wird durch das Verbot die Prostitution nicht beendet, sondern kriminalisiert. Den Frauen wird so sicher nicht geholfen. Vielleicht könnte die NSA hier mal für etwas Aufklärung sorgen.

    • @Olaf:

      Es macht Ihnen doch sicher nichts aus, mal kurz darzulegen, wer sich dagegen ausgesprochen hat, gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution vorzugehen? Wenn Sie das nicht hinkriegen, ist Ihr Beitrag auf der Niveauskala irgendwo in der Nähe von CSU-Wahlkampfgetöse zu verorten.

    • HL
      Hannibal Lektor
      @Olaf:

      "Das die Taz sich eines Tages für die Selbstbestimmung von Menschenhändlern und Bordellbetreibern stark macht, hätte ich auch nicht geahnt."

       

      Olaf , ... haben Sie eine Leseschwäche oder haben Sie den Schuss nicht gehört ?

  • H
    Heinar

    Kurz und knapp, auf den Punkt gebracht. Danke.