Geplante Waffenruhe in Syrien: Russland und die USA verhandeln
Russland schlägt einen Termin für einen Waffenstillstand vor. Die USA sind aber skeptisch und wollen die Feuerpause sofort.
Seit Ende September unterstützt Russland die Truppen des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad mit Luftangriffen. Moskau bezeichnet die Intervention als Teil einer Anti-Terror-Kampagne gegen Gruppen wie dem IS. Doch dem Westen zufolge treffen die russischen Angriffe vor allem moderate Gruppen, die gegen Assad und die Terrormiliz kämpfen.
Zuletzt gingen die syrischen Regierungstruppen mithilfe russischer Luftangriffe zur Offensive auf die nordsyrische Stadt Aleppo über, um dort Rebellengebiete anzugreifen. Zehntausende Anwohner wurden durch die Attacken an die Grenze zur Türkei getrieben. Aus Protest gegen die Offensive zog sich die syrische Oppositionsgruppen zudem von den Genfer Friedensgesprächen zurück. Die Verhandlungen sollen am 25. Februar fortgesetzt werden.
Die Kämpfe in der Region Aleppo haben nach Schätzungen des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) rund 50.000 Menschen in die Flucht getrieben. „Der Krieg am Boden hat einen direkten Einfluss auf die politischen Gespräche und damit die humanitäre Situation“, sagte Van Bohemen. Das Rote Kreuz versucht nach eigenen Angaben, medizinische Hilfe, Wasser und Essen zu den Menschen zu bringen. UN-Organisationen hatten am Dienstag davor gewarnt, dass bis zu 300.000 Menschen in Aleppo von Hilfslieferungen abgeschnitten werden könnten.
Die internationale Gemeinschaft lotet am Donnerstag in München die Chancen für eine Wiederaufnahme der Syrien-Friedensgespräche aus. An der Konferenz nehmen Außenminister und andere hochrangige Vertreter aus 17 Staaten teil, darunter die USA, Russland, Saudi-Arabien, Iran und die Türkei. Diese fünf Länder haben eine Schlüsselrolle bei den Bemühungen um ein Ende des Bürgerkriegs. Deutschland wird von Außenminister Frank-Walter Steinmeier vertreten.
Bislang 250.000 Tote
Steinmeier warnte vor einer weiteren Eskalation der Gewalt in dem seit fünf Jahren andauernden Konflikt. „Unsere Bemühungen für einen Friedensprozess für Syrien stehen wieder einmal an einem Scheideweg“, sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. „Wie soll es möglich sein, am Verhandlungstisch nach Kompromissen zu suchen, während gleichzeitig bei Aleppo und anderswo mit immer größerer Brutalität Krieg geführt wird?“ Steinmeier erwartet konkrete Vereinbarungen, um so schnell wie möglich zumindest eine Verringerung der Gewalt und eine Verbesserung der humanitären Zugänge zu erreichen.
Russland hatte mit Luftangriffen auf die Opposition in der Region Aleppo die Kämpfe wieder intensiviert. Im syrischen Bürgerkrieg sind bislang 250.000 Menschen ums Leben gekommen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Wirkung der Russlandsanktionen
Der Rubel rollt abwärts
Frauen in der ukrainischen Armee
„An der Front sind wir alle gleich“
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“