Geplante Tesla-Fabrik bei Berlin: Die Bäumen fallen früher
Überraschend hat Tesla mit der Rodung des Waldes auf dem geplanten Fabrik-Gelände begonnen. Umweltverbände gehen juristisch dagegen vor.

Für die Rodungen gehe man von einem Zeitraum von etwa zwei Wochen bis Ende Februar aus, sagte Brandenburgs stellvertretender Regierungssprecher, Simon Zunk, am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Tesla hatte am Vorabend mit der Abholzung von etwas mehr als 90 Hektar Wald begonnen, der für den Bau eines Produktionswerks von Elektro-Autos weichen soll.
Am Vortag war bekannt geworden, dass das Landesamt für Umwelt in Brandenburg die entsprechende Zulassung für einen vorzeitigen Beginn der Rodung des knapp 92 Hektar großen Waldstücks erteilt hatte. Für den Bau des Tesla-Werks gibt es aber noch keine Genehmigung. Das Verfahren läuft noch.
Das Ministerium machte deutlich, dass Tesla „auf eigenes Risiko“ mit den Arbeiten starten dürfe. „Allerdings musste der Investor sich verpflichten, den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen, falls die Genehmigung für das Vorhaben doch nicht erteilt werden kann.“ Tesla muss demnach in jedem Fall als Ersatz Wald an anderer Stelle pflanzen. Zudem gelten zahlreiche Auflagen zum Schutz der Umwelt und der Bevölkerung für die Zeit während der Arbeiten.
Der VLAB sprach in einer Mitteilung von einer „überfallartig begonnenen Rodung eines für den Klima- und Artenschutz wichtigen Waldgebiets“. Der Verein kritisierte vor allem den hohen Wasserverbrauch in einem sowieso schon trockenen Gebiet.
Tesla selbst hatte schon vor einigen Tagen Maßnahmen für den Umweltschutz in dem Waldstück und der Gegend vorgestellt. Demnach ließ das Unternehmen nach eigenen Angaben unter anderem alle Bäume in dem Bereich nach überwinternden Fledermäusen absuchen. Sie seien dabei lediglich auf zwei Bäumen gefunden worden: eine Höhle mit einer Zwerg- oder Mückenfledermaus sowie eine Höhle mit mindestens drei Abendseglern. Die beiden Bäume sollen nun vorerst nicht abgeholzt werden, betonte eine Sprecherin von Tesla am Freitag erneut.
Zudem seien zwei Ameisenhügel gefunden und markiert worden. Auch um diese herum sollen nach Angaben der Sprecherin keine Bäume gefällt werden. Außerdem sollen Zauneidechsen, die im Frühjahr ihre Winterquartiere verlassen, dann gefangen und umgesiedelt werden.
Die Vermarktung und der Verkauf des Holzes sei Sache des Unternehmens, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Zunk.
Auto-Produktion soll bereits 2021 beginnen
Das Tesla-Werk soll nach ursprünglichen Plänen im kommenden Jahr die Produktion aufnehmen. Bislang war unsicher, ob das Areal bis zum Beginn der Schutzzeit angesichts der Brutsaison Mitte März vollständig gerodet werden kann.
Nach Angaben der Polizeidirektion Ost waren am Freitag Beamte vor Ort, um die Situation zu beobachten. Von Störungen etwa durch Demonstranten sei zunächst nichts bekannt, teilte ein Sprecher am Morgen mit.
Die Pläne des Elektro-Autobauers für die erste europäische Fabrik hatten nach erster Begeisterung in Deutschland für Bedenken bei Umweltschützern gesorgt. Denn das Grundstück bei Grünheide im Landkreis Oder-Spree war zwar vor rund zwei Jahrzehnten schon für den Bau eines BMW-Werks vorgesehen. Seitdem breiteten sich aber Pflanzen und Tiere ungehindert in dem Lebensraum aus – und Umweltschützer forderten eine behutsame Prüfung der Lage statt einer schnellen Abholzung.
Die Tesla-Sprecherin betonte am Freitag, der Umweltschutz habe für Tesla oberste Priorität. Es werde nichts unternommen, das in irgendeiner Form der Umwelt schade. Tesla werde das Abholzen der Bäume anderswo ausgleichen – und zwar dreifach.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW
Sahras Knechte
Nach Hitlergruß von Trump-Berater Bannon
Rechtspopulist Bardella sagt Rede ab
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Bildungsforscher über Zukunft der Kinder
„Bitte nicht länger ignorieren“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
USA entwerfen UN-Resolution zum Krieg in der Ukraine ohne jede Kritik an Russland
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen