Geplante Hafenerweiterung im „Völli“: Wald ist zu wertvoll
Die Hamburger Wirtschaftsbehörde verbietet aus Naturschutzgründen Spaziergänge im Vollhöfner Wald, den sie für Logistikbetriebe fällen will.
Der Vollhöfner Wald ist ein 45 Hektar großes ehemaliges Spülfeld in Altenwerder. Weil es 50 Jahre lang sich selbst überlassen blieb, hat sich dort ein weitgehend unberührter Wald mit 23.000 Bäumen entwickelt. 2016 hat der rot-grüne Senat das Areal unter dem Namen „Altenwerder West“ zum Hafennutzungsgebiet erklärt, um dort Logistikeinrichtungen bauen zu können.
Die Umweltverbände Nabu und BUND klagen dagegen. Sie weisen darauf hin, dass der Wald ein Rückzugsraum insbesondere für gefährdete Vogel- und Fledermausarten sei. Überdies bilde er einen wichtigen Trittstein im Biotopverbund.
Für den Wald kämpft auch die „Klimaschutzinitiative Vollhöfner Wald“, die dort Spaziergänge veranstaltet hat. „Regelmäßig sonntags haben diese naturkundlichen Führungen die Bevölkerung auf fachlich hohem Niveau über den hohen Naturschutzwert des Vollhöfner Waldes informiert“, schreibt die Initiative.
Spazieren verboten, Bohren erlaubt
Dagegen dass die Hafenbehörde HPA diese und auch alle anderen Spaziergänge verboten hat, haben mehrere Anwohner Widerspruch bei der Wirtschaftsbehörde eingelegt, die auch für den Forst zuständig ist. Die hat die Behörde jetzt abgelehnt. „Die Sperrung dient dem Schutz des Waldes“, heißt es darin.
Paradox ist diese Auskunft deshalb, weil die Hafenbehörde im Vorgriff auf eine mögliche Rodung selbst in den Wald eingegriffen hat. An 30 Punkten brachte sie Probebohrungen nieder. Dafür sei „ein Wegenetz von ca. 2 Kilometern Länge angelegt“ worden, teilte sie mit.
Den Widerspruch der Spaziergänger wehrte sie mit einem Hinweis auf eine Baumbesetzung im Herbst ab, mit der gegen die geplante Zerstörung des Waldes protestiert wurde. Es gelte „weitere Waldschäden abzuwehren und der Natur die erforderliche Zeit für die Reparatur der Schäden einzuräumen“, heißt es in dem Bescheid. Der alte Senat hatte Arbeiten am Wald bis zur Bürgerschaftswahl im Februar auf Eis gelegt.
Die Klimaschutzinitiative äußerte sich erfreut darüber, dass die Oberste Forstbehörde den hohen Stellenwert dieses Naturwaldes anerkannt habe. Jetzt erwarte sie, „dass Taten folgen und der Wald in einen dauerhaften Schutzstatus überführt wird“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“