Geplante Gaspreisbremse: Für viele bleibt es zu teuer
Egal wie die Gaspreisbremse aussehen wird: Sie wird Ungerechtigkeiten mit sich bringen. Es braucht Hilfe.
W er noch nicht die letzte Gasabrechnung aus den Unterlagen herausgesucht hat, wird das wohl jetzt tun. Denn nachdem die Expert:innen-Kommission für eine Gaspreisbremse am Wochenende getagt hat, wird sich abzeichnen, wie die Bürger:innen konkret entlastet werden sollen – und jede:r kann sich ausrechnen, was das für ihn oder sie bedeutet. Die Bürger:innen sollten nicht zu viel erwarten, hat die Vorsitzende der Kommission, die Wirtschaftsweise Veronika Grimm, bereits gewarnt. Das lässt nichts Gutes ahnen.
Egal, welches Modell die Kommission der Bundesregierung empfehlen wird, jedes wird Ungerechtigkeiten mit sich bringen: Eine pauschale Einmalzahlung berücksichtigt nicht die relativ gesehen viel höhere Belastung der Haushalte mit niedrigem Einkommen. Bei einem subventionierten Grundverbrauch gilt: Die Bewohner:innen einer top-sanierten Eigentumswohnung mit Superdämmung haben es mit 3.000 subventionierten Kilowattstunden Gas sehr viel länger warm als die Mieter:innen in einer zugigen Wohnung, auf deren Isolierung sie keinen Einfluss haben. Eine Orientierung am Vorjahresverbrauch bestraft alle, die bereits in der Vergangenheit sehr sparsam gewesen sind. Wenn sie das aus Geldgründen waren, haben sie jetzt keinen Spielraum mehr.
Eines steht fest: Die Wirkung der Preisbremse wird begrenzt sein, sehr viel teurer wird es für die Allermeisten auf jeden Fall. Trotz der Subventionierung werden viele überfordert sein. Der Staat wird nachschärfen müssen. Es wird zum Beispiel höchste Zeit, den Energieunternehmen die Sperrung der Strom- und Wärmeversorgung zu verbieten, weil Kund:innen die Rechnung nicht zahlen können. Doch das allein wird nicht reichen.
Rund 40 Prozent der Bürger:innen haben keine finanziellen Reserven. Sie drohen aufgrund hoher Abschläge und Preise in eine Verschuldungsspirale zu geraten – wenn sie denn überhaupt auf die Schnelle Geld leihen können. Der Staat muss mit weiteren gezielten Hilfen dafür sorgen, dass diese Haushalte gar nicht erst in die Bredouille kommen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Höfliche Anrede
Siez mich nicht so an
US-Präsidentschaftswahl
50 Gründe, die USA zu lieben
Bundestag reagiert spät auf Hamas-Terror
Durchbruch bei Verhandlungen zu Antisemitismusresolution
Grundsatzpapier des Finanzministers
Lindner setzt die Säge an die Ampel und an die Klimapolitik
Klimaziele der EU in weiter Ferne
Neue Klimaklage gegen Bundesregierung
Serpil Temiz-Unvar
„Seine Angriffe werden weitergehen“