Geoffrey Mutai siegt beim Boston-Marathon: Der falsche Weltrekord

Der Boston-Marathon gilt als schwierige Strecke. Der Kenianer Geoffrey Mutai lief sie in Weltrekordzeit. Doch der Weltverband erkennt den Rekord nicht an.

Geoffrey Mutai lief den Boston-Marathon in der schnellsten Zeit, die je gemessen wurde: in 2:03:02 Stunden. Bild: dpa

BERLIN taz | Der Boston-Marathon ist ein Mythos. Er gilt nicht nur als der älteste Stadtmarathon der Welt, auch die Strecke ist berühmt-berüchtigt. Sie gilt als schwer, schwerer als die Kurse in Rotterdam, Berlin oder London. Gefürchtet ist der Ostwind, der vom Atlantik her weht, und der Heartbreak Hill in der Mitte des Rennens. Wer in Boston eine Zeit unter zwei Stunden und acht Minuten für die 42,195 Kilometer brauchte, der galt als Held.

Im Vorjahr wurde der Kenianer Kiprono Cheruiyot gefeiert, weil er den Streckenrekord um 1:22 Minute gedrückt hatte. Seine Zeit: 2:05:52 Stunden. Experten waren der Meinung, dass diese Leistung Bestand haben würde, mindestens ein paar Jahre lang. Doch schon ein Jahr danach pulverisierte Cheruiyots Landsmann Geoffrey Mutai die Bestleistung. Er kam am Montag nach sage und schreibe 2:03:02 Stunden ins Ziel. Es ist die schnellste jemals gelaufene Zeit auf dieser Distanz. Auch der große Läufer Haile Gebrselassie brauchte 2008 in Berlin 57 Sekunden mehr für den Marathon.

Zunächst vermeldeten die Nachrichtenagenturen einen neuen Weltrekord, doch sie mussten sich bald schon korrigieren. Der Äthiopier Gebrselassie bleibt Weltrekordler, Mutai darf allenfalls von sich behaupten, der schnellste Mann von Boston zu sein. Wie kann das sein, wenn Boston doch als schwerer Kurs gilt?

Die Strecke, die in östlicher Richtung von Hopkinton über Brookline zur Bostoner Boylston Street führt, geht bergab, sogar ziemlich stark. Der Start liegt 145 Meter über dem Meeresspiegel, das Ziel nur drei Meter. Nach dem Start geht es schön runter, dann wird es wellig, bis es wieder zum Ziel hin abfällt. Und weht der Wind wie am Montag auch noch von Südsüdwest, dann schiebt er die Läufer quasi zum Ziel.

Der internationale Leichtathletikverband IAAF ist nun der große Spielverderber, denn in seinen Statuten steht, dass nur ein bestimmtes Gefälle bei Marathonläufen erlaubt ist. Im Detail geht es um die Regel 117: Das Gefälle zwischen Start und Ziel darf das Verhältnis von durchschnittlich 1:1000 nicht überschreiten, das heißt: ein Meter pro Kilometer.

Außerdem darf der Start und das Ziel nicht so weit auseinander liegen wie in Boston; das soll verhindern, dass der Wind, wie am Montag geschehen, ständig von hinten weht - oder im unangenehmeren Fall nur von vorn. Konkret heißt das: Start und Ziel der Strecke dürfen in Luftlinie nicht weiter als 50 Prozent der Streckenlänge voneinander entfernt liegen. Die IAAF hat diese Regeln aufgestellt, um eine Vergleichbarkeit der Stadtmarathons zu ermöglichen.

"Letztendlich ist es ein Downhill-Kurs"

Boston müsste den Streckenplan ändern, aus dem West-Ost-Kurs einen Rundkurs machen, doch diesen Traditionsbruch wird es in Boston nicht geben. Amby Burfoot, dem Sieger des Laufs aus dem Jahre 1968, war schon immer klar, dass Boston schnell ist. "Letztendlich ist es ein Downhill-Kurs. Richtig schnell wirds bei gutem Wetter. Die Strecke ist nicht so hart, wie man immer dachte, außerdem ist das Feld stärker geworden."

Das betrifft aber nicht nur Boston, bei fast allen Frühjahrsmarathons wurden enorm schnelle Zeiten gelaufen. Emmanuel Mutai aus Kenia lief in London 2:04:40 Stunden schnell, Benjamin Kiptoo (Kenia) 2:06:31 auf der eher anspruchsvollen Strecke in Paris. Das Niveau der Langstreckler ist rapide gestiegen, und man fragt sich, woran das liegt. Nun muss man, bevor man die Ausdauerathleten zu Unrecht beschuldigt, bedenken, dass alle Läufe bei recht gutem Wetter stattgefunden haben. Aber ist das die alleinige Erklärung?

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