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Genossen machen die tazNicht meckern, sondern machen!

Freitag, der 13. – und Sie wollen wieder nur schlechte Nachrichten lesen? Von wegen: Heute gibt es einmal nix zu meckern, heute reden wir einfach nur über das Machen.

Optimistisch: Einfach loslegen. Bild: tilla eulenspiegel / photocase.com

Horror, Unglück, alles geht daneben? Auf diese Meckermeldungen hatten wir mal einen Tag lang keine Lust. Wenn Sie heute schlechte Nachrichten aus dem Inland lesen wollten – Pech gehabt. Denn es gibt genug Gründe, auch einmal schwungvoll in die Zukunft zu blicken. Wenn wir optimistisch bleiben wollen, müssen wir uns schließlich selbst auch gute Gründe nennen.

Ich zum Beispiel, Frank Böhringer, habe als ehrenamtlicher DGB-Vorsitzender in meiner Heimatstadt Esslingen mit anderen Engagierten vor einem Monat ein Bündnis gegen gRechts ins Leben gerufen. Das war auch bitter nötig. Bei uns in der Region tauchen immer öfter Nazigruppen in der Öffentlichkeit auf – und wollen mit vermeintlich sozialen Themen Zuspruch erlangen. Dahinter stecken rassistische und menschenverachtende Gedanken.

Ein Verein aus der Stadt, das Interkulturelle Forum Esslingen, stand sogar auf der Adressliste des rechtsextremen Terrortrios NSU. Als wir das erfahren haben, gründeten wir aus Solidarität mit dem Verein das Bündnis „Courage gegen Rechtsextremismus“. Inzwischen haben wir schon über 150 Unterstützerinnen und Unterstützer dafür gewinnen können. Nun wollen wir Multiplikatoren schulen und Infoveranstaltungen für Sportvereine, Schulen und Betriebe anbieten. Dabei wollen wir vermitteln, wie sich die „neuen Rechten“ heutzutage darstellen, die man ja längst oft nicht mehr an ihren Glatzen oder Springerstiefeln erkennt. Damit wir die Rechten erkennen können – und bekämpfen.

Oder ich, Achim Gsell, bin als Software-Entwickler vor 12 Jahren aus Deutschland in die Schweiz gezogen. Ich engagiere mich nun ehrenamtlich als Trainer beim Seeclub Sursee, wo ich die Juniorinnen und Junioren betreue. Zweimal die Woche geht es mit Ruderboot, Skull oder Riemen raus auf den See. Die Arbeit mit Jugendlichen bereitet mir sehr viel Freude. Der Club hat mir viel soziale Kontakte gebracht, als ich in die Schweiz gekommen bin – mit meinem Engagement will ich etwas zurückgeben. Gerade sind Schulferien, da wird nicht trainiert. Aber übernächste Woche geht es wieder los. Wird auch Zeit.

Ich bin Gerlinde Seidel und Patentanwältin. Bei uns im Ort haben wir mit vielen Menschen eine Zukunftswerkstatt durchgeführt. Dabei geht es darum, das Leben in der Gemeinde attraktiver zu machen. Dabei geht es oft auch um kleine Sachen wie die Verschönerung des Ortes und die Einführung eines Ortsbusses – damit auch die älteren Menschen im Ort mobiler sind.

Ich beteilige mich außerdem an der kostenlosen Erfinderberatung der Industrie- und Handelskammer Mannheim. Die dient dazu, auch Leuten, die kein Geld haben, einen Anreiz zu geben, erfinderisch, aktiv und kreativ zu bleiben. Die Arbeit gibt auch Einblicke in viele soziale Probleme. Manche Menschen sind in existenzielle Nöte geraten und hoffen, mit einer Erfindung reich zu werden. Aber nicht jeder kann den Fischer-Dübel erfinden. Oft kann ich Menschen aber auch Mut machen und konkret helfen.

Mir, Walter Lochmann, hat der Slogan „Arbeiterkinder an die Unis“ damals selbst für meinen Werdegang geholfen. Heute werden viele Jugendliche diskriminiert, nur weil sie anders aussehen. Dagegen setze ich mich ein. Ich bin ehrenamtlich als Antirassismusbotschafter und Integrationsbeauftragter im regionalen Sportverband engagiert. Dabei geht es darum, auch Jugendlichen mit Migrationshintergrund Beteiligungsmöglichkeiten als Jugendtainer, Schiedsrichter oder in Vereinsvorständen zu ermöglichen. Wir wollen, dass dabei alle gemeinsam auf Augenhöhe agieren können. Dazu gehört zum Beispiel auch, dass Schiedsrichter, die offen rassistisch gepfiffen haben, jetzt keine Spiele mehr pfeifen dürfen.

Sonst sind solche Beispiele oft keine große Nachricht wert. Heute machen wir es mal anders: Damit wir uns gegenseitig ermutigen können. Überall dort, wo es darauf ankommt!

Dies ist ein Text aus der Sonderausgabe „Genossen-taz“, die am 14. April erscheint. Die komplette Ausgabe bekommen Sie am Samstag an Ihrem Kiosk oder am eKiosk auf taz.de.

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