piwik no script img

Generalstreik in Griechenland„Kämpft, sie trinken euer Blut“

Die Griechen antworten mit einem Generalstreik auf die weiteren Sparvorgaben der Geldgeber-Troika. Die Proteste seien nur der Beginn von weiteren Aktionen.

In Griechenland haben die Gewerkschaften zum Generalstreik gegen die Sparmaßnahmen aufgerufen. Bild: dpa

ATHEN taz | Es war der fünfte landesweite Generalstreik in diesem Jahr und der allererste gegen die neue Koalitionsregierung unter dem konservativen Regierungschef Antonis Samaras: Zehntausende Griechen demonstrierten am Mittwoch gegen das neue Sparpaket in Gesamthöhe in Höhe von 11,5 Milliarden Euro, das als Voraussetzung für die Auszahlung der nächsten Kredittranche aus dem laufenden Rettungspaket für Griechenland gilt.

Zu den Protestaktionen hatten die beiden größten Gewerkschaften des Landes aufgerufen. „Leute kämpft, sie trinken euer Blut“, skandierten über 50.000 Menschen am geschichtsträchtigen Verfassungsplatz, direkt vor dem griechischen Parlament. 5.000 Polizisten waren im Einsatz, um Ausschreitungen zu verhindern.

Es hat nicht ganz geklappt: Am Mittwochnachmittag gingen die Beamten mit Tränengas und Blendgranaten gegen randalierende Jugendliche vor. Erstmals erschienen fünf Wasserwerfer am Athener Verfassungsplatz, sie kamen allerdings nicht zum Einsatz.

Wie üblich hat die orthodoxe Kommunistische Partei Griechenlands (KKE) am Mittwochvormittag zu einer separaten Protestversammlung aufgerufen, zu der nicht mehr als 5.000 Menschen kamen. Im griechischen Parlament kam es unterdessen zu einem kleinen Eklat während der Debatte über das neueste Sparprogramm: Abgeordnete der Kommunistischen Partei verließen lautstark den Saal mit der Begründung, sie wollten sich den Demonstranten auf der Straße anschließen. Ihrem Beispiel folgten die Volksvertreter der rechtspopulistischen Splitterpartei „Unabhängige Griechen“.

Diese Protesthaltung hat allerdings nicht viel gebracht: Am Mittwochnachmittag hat die Koalitionsregierung das umstrittene Sparpaket in Höhe von 11,5 Milliarden Euro verabschiedet, spätestens Anfang Oktober soll auch das griechische Parlament darüber abstimmen.

Durch Abwesenheit glänzte der Chef der größten griechischen Gewerkschaft GSEE Jannis Panagopoulos. Er hatte allerdings einen gewichtigen Grund dafür: Der Gewerkschaftsführer weilte im Ausland, um Allianzen für künftige paneuropäische Protestaktionen zu schmieden. Sein Ziel: Arbeitnehmer in Griechenland, Spanien und Italien sollten sich an gemeinsamen Streiks beteiligen, um ein Zeichen zu setzen gegen die Austeritätspolitik in Europa.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • CG
    Clemens Gutsche

    Herr Juncker, Frau Merkel, was sagen sie dazu??!

    Ich denke mal in die andere Richtung . . .

    Folgendes Szenario:

    Griechenland verläßt die Eurozone, kehrt zur Drachme zurück, darf jetzt sogar - falls erforderlich - Geld drucken, das wunderschöne Land mit seinen vielen traumhaften Inseln wird nun (wieder) äußerst attraktiv für den Tourismus, es geht aufwärts, die Wirtschaft fängt wieder an zu blühen, und Portugal, dessen ansichtig, fragt sich plötzlich, was machen wir eigentlich noch in der Eurozone, und verläßt diese ebenfalls. DAS ist der Dominoeffekt, den die EU-Oligarchen, allen voran wohl Jean-Claude-Juncker, in Wahrheit fürchten, so kurz vor dem Ziel, wenn nämlich der jeglicher Kontrolle von außen entzogene ESM endlich in Luxemburg einzieht, dem Ort in den vorderen Rängen auf dem Schattenfinanzindex der weltweit schmutzigsten Finanzzentren, an dem sich auch bereits - im Zuge der sich immer mehr ausweitenden Krise im Euroraum - der z.Z. vermögendste Grieche, Spiros Latsis, geschäftlich niedergelassen hat und dort von der Krise in seiner Heimat profitiert: Über den Eurorettungsschirm pumpen die Europäer Milliarden in seine EFG-Bank, während die kleine Rente, die Bauern in Griechenland erhalten, im Zuge der Umsetzung der von Brüssel/Berlin diktierten Sparauflagen von 360 Euro auf 330 Euro gekürzt werden soll . . .