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Geldprämien für AusbildervereineNicht mehr als ein Schulterklopfen

Fußballvereine, die erfolgreiche Profis in ihrer Jugend begleitet haben, bekommen eine Ausbildungsentschädigung. Ein Beispiel ist der SVG Göttingen.

Steile Karriere: Ansgar Knauff, hier im Juli 2021 im Gespräch mit BVB-Trainer Marco Rose (l.) Foto: dpa / David Inderlied

Göttingen taz | Ein kleiner Geldsegen für den Fußball-Landesligisten SVG Göttingen 07: Der Verein hat von der Deutschen Fußball Liga (DFL) 36.000 Euro für die Ausbildung von Ansgar Knauff erhalten. Der 19-Jährige spielte von 2006 bis 2015 in Göttingen. Nach einem Jahr in der Jugend von Hannover 96 kickt er seit dem Sommer 2016 für Borussia Dortmund. Beim BVB durchlief er die Jugend- und Juniorenmannschaften, am 20. März 2021 kam er beim Spiel gegen den 1. FC Köln zu seinem ersten Bundesligaeinsatz.

Eine sogenannte Ausbildungsentschädigung steht Amateurvereinen unterhalb der 3. Liga zu, wenn von ihnen ausgebildete Spieler in einer der beiden höchsten deutschen Spielklassen ihr Profidebüt geben. Insgesamt schüttete die DFL diesmal für 61 Spieler, die 2020/21 ihren ersten Ligaeinsatz als Lizenzspieler absolvierten, mehr als 1,7 Millionen Euro aus. Die Namensliste reicht von Shinta Appelkamp (Fortuna Düsseldorf) über Florian Wirtz (Bayer Leverkusen) bis zu Björn Zempelin (Jahn Regensburg).

Das Honorierungssystem kam erstmals in der Saison 2017/18 zur Anwendung. Zunächst waren nur die fünf zurückliegenden Jahre ab Wirksamkeit des ersten Lizenzspielervertrags entscheidend. Seit einer Reform werden alle Amateurklubs ab dem 6. Lebensjahr des betreffenden Spielers berücksichtigt. In Summe wurden seit 2017/18 knapp sieben Millionen Euro ausgezahlt.

Das Geld von der DFL liege bereits auf dem Vereinskonto, berichtet der sportliche Leiter der SVG Göttingen, Thorsten Tunkel: „Jetzt machen wir uns Gedanken, wie wir es sinnvoll einsetzen. Wir wollen das Geld zum Beispiel in die Jugendarbeit oder in die Trainerausbildung investieren.“ Auch die Infrastruktur der SVG gehöre überholt, so Tunkel zur taz: „Wir reden hier in einem Gebäude, das zu Teilen 70 bis 80 Jahre alt ist.“

36.000 Euro, das sei einerseits „für uns ’ne große Summe“, sagt der SVG-Vorsitzende Karl Würzberg. „Andererseits aber auch wieder nicht. Wir freuen uns riesig darüber, aber ganz große Sprünge können wir damit auch nicht machen.“

Astronomische Summen

Im Vergleich zu den sonst über den Tisch gehenden Summen im Profifußball handele sich bei der Ausbildungsprämie eher um „Peanuts“: „Es ist ja ohnehin die Frage, ob es so gut ist, dass ein 19-Jähriger schon drei Millionen wert sein kann. Oder ein Messi 700 Millionen.“

Mit drei Millionen Euro beziffert das Portal Transfermarkt den aktuellen Marktwert von Ansgar Knauff. „Basis des ganzen Geschäfts sind doch die Vereine, die solche Leute rausbringen“, sagt Tunkel. „Auch ein Cristiano Ronaldo hat irgendwann mal in einem Verein angefangen wie Ansgar Knauff bei uns. Wenn da jetzt wie für Ronaldo 150 Millionen Euro als Ablösesumme geboten wurden, dann ist es eigentlich auch richtig, dass die Vereine, die dafür gesorgt haben, dass der betreffende Spieler mal so gut wird, einen Teil davon abkriegen.“

Ansgar Knauff wuchs in Göttingen bei seiner alleinerziehenden Mutter auf. Er begann bei „Bambini“ der SVG und blieb dort bis zur C-Jugend. Sein damaliger Trainer Helge Kerl habe früh erkannt, „dass Ansgar ein außergewöhnliches Talent war“, berichten Tunkel und Würzberg. Kerl seien vor allem Knauffs Schnelligkeit und Spielintelligenz aufgefallen.

Die SVG-Oberen erzählen, wie Ansgar bei einem Pokalturnier in Nordrhein-Westfalen als bester Spieler ausgezeichnet wurde. Die Siegerehrung nahm der damalige BVB-Trainer Jürgen Klopp vor, der den 12-Jährigen prompt zum Probetraining nach Dortmund einlud. Dortmund-Fan Tunkel traut dem ehemaligen SVG-Spieler durchaus noch mehr zu. „Ich glaube, er ist im richtigen Verein, um sich in den nächsten Jahren weiterhin gut zu entwickeln“, sagt er. „Am liebsten wäre mir, der BVB wird Meister und Ansgar schießt das entscheidende Tor.“

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