Geiselnahme in Istanbul: Tod eines Staatsanwaltes angedroht
Eine linksextreme Gruppe hat in Istanbul einen Staatsanwalt als Geisel genommen. Er ist der Ankläger im Fall des bei den Gezi-Protesten getöteten Berkin Elvan.
ISTANBUL ap/afp/dpa | Eine linksextremistische Gruppe hat in der türkischen Metropole Istanbul einen Staatsanwalt als Geisel genommen. Zu der Tat am Dienstag im zentralen Justizgebäude im Stadtteil Caglayan bekannte sich türkischen Medienberichten zufolge die DHKP-C. Bei dem Staatsanwalt handelt es sich um den Ankläger im Fall des Jugendlichen Berkin Elvan, der bei den Gezi-Protesten 2013 von einer Tränengaskartusche der Polizei tödlich verletzt worden war.
Die DHKP-C forderte den Berichten zufolge unter anderem, die Polizisten, die für den Tod Berkin Elvans verantwortlich seien, müssten öffentlich ein Geständnis ablegen. Ermittlungen gegen Demonstranten, die wegen des Todes Berkin Elvans protestiert hatten, müssten eingestellt werden. Sollten die Forderungen nicht erfüllt werden, werde der Staatsanwalt getötet.
Kritiker werfen der Justiz seit langem vor, die Ermittlungen gegen die mutmaßlichen Verantwortlichen für Elvans Tod zu verschleppen. Elvans Vater appellierte an die Geiselnehmer, den Staatsanwalt freizulassen.
Die Nachrichtenagentur DHA meldete, ein Spezialkommando sei in das Gebäude eingedrungen. Schüsse seien zu hören. Berkin Elvan war nach der Verletzung ins Koma gefallen und im März vergangenen Jahres gestorben, ohne das Bewusstsein wieder erlangt zu haben. Die Ermittlungen in dem Fall haben bislang keine Fortschritte gemacht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
Pistorius wird nicht SPD-Kanzlerkandidat
Boris Pistorius wählt Olaf Scholz