Geht‘s noch?: Kein Plantsch für Wuff
DÜRFEN HUNDE BADEN, WO MENSCHEN DAS UNBEHELLIGT TUN WOLLEN? NATÜRLICH NICHT. ABER WARUM NICHT AUF DEM RECHTSWEG GASSI GEHEN?
Es gibt noch Politiker in Berlin: Die Umweltstadträtin des Bezirks Steglitz-Zehlendorf will an dem von ihr verhängten Aufenthaltsverbot für Hunde an zwei innerstädtischen Seen festhalten – wuff!
Diese Nachricht ist Ihnen bis hierhin, geneigte LeserIn, zu banal und hauptstadtzentriert? Sie haben völlig recht. Aber das zuständige Verwaltungsgericht hat in dieser Woche der Sache „grundsätzliche Bedeutung“ attestiert und deshalb eine Berufung gegen sein eben jenes Hundeplanschverbot aufhebende Urteil zugelassen.
Der Hund, so heißt es, sei der älteste Begleiter des Menschen. Eine Zeit lang scheint die Sache auch ganz gut gegangen zu sein. Erst Mensch, dann Tier. Mensch spricht, Hund folgt. Mensch badet, Hund wartet.
Dann änderte sich etwas. Nicht so sehr das Verhältnis von Mensch zu Hund und natürlich überhaupt nicht bei allen, ja sogar eher lediglich bei einer allerdings nicht zu übersehenden Minderheit, damit das ganz klar ist, wuff! Was sich auf leisen Pfoten verschoben hat, ist das Verhältnis von Mensch zu Mensch. Hundehalter sind da nicht anders als SUV-Fahrer: Da sie zu normalen zwischenmenschlichen Kontakten nicht in der Lage sind, haben sie sich in ein Paralleluniversum zurückgezogen, in dem die Rechte ihres Fetischs, ob Köter oder Karre, mehr zählen als die von, zum Beispiel, Menschenwelpen.
Für alle Menschen in diesem Teil der Galaxie ist völlig klar, dass, wer meint, sein Hund habe ein Menschenrecht, dort zu baden, wo Menschen baden, selbst zu heiß gebadet ist. Dass in unmittelbarer Nähe zu den beiden als EU-Badestelle zertifizieren Menschenseen bereits ein extra Hundesee ausgewiesen wurde – der sein EU-Zertifikat dann wegen der Verschmutzung durch Hundekot prompt verlor –, war dabei wahrscheinlich schon zu viel des Entgegenkommens: Man kennt den schmalen Grat von Bestätigung und Abgrenzung von der teilnehmenden Auseinandersetzung mit paranoiden Demenzpatienten.
Die Umweltstadträtin heißt übrigens Christa Markl-Vieto. Schöner wäre natürlich, wenn sie Markig-Veto hieße – und weiterhin nicht nur spielen wollte. Ambros Waibel
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen