piwik no script img

Geheimdienste in KolumbienSpitzeln geht es an den Kragen

Der berüchtigte Geheimdienst DAS wird zum Ende des Jahres aufgelöst. Er hatte unter anderem illegal mit paramilitärischen Gruppen zusammen gearbeitet.

Macht dem Geheimdienst DAS den Garaus: Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos. Bild: dpa

BUENOS AIRES taz | "Wir lösen den Geheimdienst auf. Das ist keine Umbildung und keine Reform." Mit diesen Worten gab Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos das Ende des umstrittenen Geheimdienstes Departamento Administrativo de Seguridad (DAS) bekannt. "Jeder in Kolumbien weiß, warum wir das tun," sagte Santos am Montag auf einer Pressekonferenz.

Der unmittelbar dem Präsidenten unterstellte Geheimdienst war während der Amtszeit des früheren Präsidenten Álvaro Uribe (2002-2010) in Verruf geraten. Uribe wird vorgeworfen, den DAS zum Ausspionieren unliebsamer Richter, Oppositionspolitiker, Journalisten und sozialer Organisationen benutzt zu haben.

Die illegale Zusammenarbeit des DAS mit den paramilitärischen Gruppen ist vom Obersten Gerichtshof bestätigt. Im September verurteilten die obersten Richter den früheren DAS-Chef, Jorge Noguera, zu 25 Jahren Gefängnis. Sie befanden Noguera nicht nur der "mittelbaren Urheberschaft des Mordes" in mindestens einem Fall für schuldig, sondern bestätigten das Zusammenspiel zwischen dem DAS mit den Paramilitärs. "Noguera hat seine Stellung genutzt, um den ,Bloque Norte de las Autodefensas' zu unterstützen und dessen delikate Aktivitäten zu erleichtern," Es ist unbestreitbar, dass in der Amtszeit von Noguera die Vorstrafenregister und Haftbefehle gelöscht oder verändert wurden, heißt es in der Urteilbegründung.

Am 31. Dezember soll nun Schluss sein. Von den knapp 5000 Mitarbeitern sollen künftig 3000 bei der Ermittlungsabteilung der Staatsanwaltschaft, 1400 beim Außen- und Innenministerium sowie 400 bei der Bundespolizei angesiedelt werden. "Die Archive des Geheimdienstes sollen unter staatlicher Aussicht ebenfalls auf dafür in Frage kommende Behörden verteilt werden.

"Ungereichte Verteufelung"

"Viele Leute des DAS wurden ungerechtfertigt verteufelt," versuchte Santos einer Kritik an der Personalverschiebung zuvor zukommen. Die große Mehrzahl der Aufrichtigen dürfe nicht für wenige Sünder bezahlen, so Santos. Gegen den vom Präsidenten mit der Abwicklung beauftragen Felipe Muñoz läuft eine Untersuchung wegen illegaler Weitergabe von Informationen des DAS. "Mein Auftrag ist, das DAS endgültig aufzulösen und den Weg für eine neue Institution frei zu machen, mit besseren Kontrollen und mehr Respekt der Menschenrechte," so Muñoz.

Präsident Santos hat damit einen Tag nach seinem Erfolg bei den Kommunalwahlen und wenige Tage bevor die außerordentliche Vollmacht durch den Kongress ausläuft, die ihm erlaubt solche Einschnitte per Dekret vorzunehmen, reagiert. Er hat sich damit weiter von seinem Amtsvorgänger Álvaro Uribe abgesetzt, dessen Verteidigungsminister er von 2006 bis 2009 war.

An die Stelle des vor 58 Jahre gegründeten DAS soll ab Januar eine neue nationale Geheimdienstagentur treten. Die konkrete Ausgestaltung der "Agencia Nacional de Inteligencia Colombiana" scheint noch unklar. Angeblich soll sie zivilen Charakter haben, dezentral angelegt sein, jedoch weiter unter der Leitung des Präsidialamts stehen. Regierungssprecher Juan Mesa hat für Donnerstag weitere Dekrete des Präsidenten angekündigt

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • VD
    valeria damiroxa

    Santos kommt aus einer Wirtschaftsoligarchenfamilie und "geht mit der Zeit": Alles und alle in Lateinamerika bewegen sich zu der nationalen "Mitte": Santos schiebt Kolumbien von rechts in Richtung "Mitte", waehrend sein "amigo" Hugo Chavez das benachbarte Venezuela von links in Richtung "Mitte" schiebt. Das haben beide von den "alten Herren" kopiert: Brasiliens Lula da Silva und Argentiniens Nestor Kirchner - die "Befreier" Lateinamerikas im 21sten Jahrhunderts...: Im Dezember versammelt sich das neue Lateinamerika zur Gruendung von CELAC - der Gemeinschaft der Nationen Lateinamerikas und der Karibik. Adios Yankis!

  • PS
    Peter Strack

    "...Präsident Santos hat damit einen Tag nach seinem Erfolg bei den Kommunalwahlen", welcher Erfolg?

  • E
    Escalope

    wow, Juan Manuel Santo überrascht bisher außerordentlich positiv. Bis jetzt hat er sich als sehr guter Präsident gezeigt.