Gehälter im öffentlichen Dienst: Tarifverhandlungen gestartet
Rund eine Million Beschäftigte im öffentlichen Dienst fordern 10,5 Prozent mehr Lohn. Am Donnerstag haben die Verhandlungen begonnen.
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Der Verhandlungsführer der Länder, Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel, bezifferte die Höhe der Forderungen auf 20,7 Milliarden Euro. „Das können die Länder nicht leisten“, sagte der SPD-Politiker. „Deshalb müssen wir jetzt am Verhandlungstisch ringen und gucken, dass wir bis Weihnachten eine Lösung bekommen.“
Der Vorsitzende der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Frank Werneke, verwies auf die hohe Inflation, die den Beschäftigten einen hohen Kaufkraftverlust beschere. Es gebe aus seiner Sicht kein Argument, warum die Beschäftigten der Länder schlechtergestellt werden sollten als der öffentliche Dienst beim Bund und bei den Kommunen. Für deren Beschäftigte war im April nach Warnstreiks und Schlichtung ein Tarifabschluss erzielt worden, der nach Verdi-Berechnungen für die meisten Beschäftigten – je nach Entgelthöhe – eine schrittweise Erhöhung von 11 bis gut 16 Prozent vorsieht. Die Anhebungen verteilen sich aber auf zwei Jahre, während die Gewerkschaften – wie nun auch für die Länder – eine Laufzeit von nur zwölf Monaten gefordert hatten.
„Wir haben eine Blaupause, eine Benchmark“, sagt der Chef des Deutschen Beamtenbundes (dbb), Ulrich Silberbach. „Das ist die Tarifrunde mit Bund und Kommunen Anfang des Jahres.“ Für die Länder müsse gelten, im Wettbewerb um Beschäftigte auf Augenhöhe weiterzumachen: „Sonst verlieren wir Menschen, die dann von einem Arbeitgeber zum anderen wechseln.“
Mit einem Angebot der Arbeitgeber in der ersten Runde wurde nicht gerechnet. Für die Tarifgespräche sind drei Runden angesetzt. Sie werden nach dem Auftakt in Berlin am 2./3. November und am 7./8. Dezember in Potsdam fortgesetzt. Die Verhandlungen betreffen nach Verdi-Berechnungen rund 3,5 Millionen Menschen. Neben den rund 1,1 Millionen Tarifbeschäftigten der Länder (außer Hessen) seien auch knapp 1,4 Millionen Beamte und rund eine Million Pensionäre betroffen.
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