Gegen den Willen der Hinterbliebenen: US-Regierung gibt FBI-Dokumente zu Martin Luther King frei
Das FBI hatte massenhaft Daten über den berühmten Bügerrechtler gesammelt, um ihn zu diskreditieren. Kings Kinder fordern nun einen respektvollen Umgang.

Aus früher veröffentlichten Akten geht hervor, dass das FBI unter seinem damaligen Chef J. Edgar Hoover Kings Telefonleitungen abgehört, seine Hotelzimmer verwanzt und Informanten eingesetzt hatte, um Informationen gegen den Baptistenprediger zu erhalten. Kings Kinder kritisierten, ihr 1968 ermordeter Vater habe „unerbittlich im Visier einer invasiven, räuberischen und zutiefst beunruhigenden Desinformations- und Überwachungskampagne“ gestanden, die das FBI orchestriert habe.
Ziel dieser Eingriffe in die Privatsphäre „war nicht nur die Überwachung, sondern auch die Diskreditierung, Demontage und Zerstörung von Dr. Kings Ruf und der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung im Allgemeinen“, erklärte die Familie. In diesem historischen Kontext müssten die Akten bei aller öffentlichen Neugier betrachtet werden. „Wir bitten diejenigen, die sich mit der Veröffentlichung dieser Akten befassen, dies mit Einfühlungsvermögen, Zurückhaltung und Respekt für die anhaltende Trauer unserer Familie zu tun“, fügten sie hinzu.
Wissenschaftler, Geschichtsinteressierte und Journalisten warten gespannt darauf, die Überwachungsdokumente zu studieren, um neue Informationen über Kings Ermordung am 4. April 1968 in Memphis zu finden. Auch die Southern Christian Leadership Conference, die King 1957 mitbegründete, war gegen die Freigabe.
Den Mord gestanden hat James Earl Ray, der dieses Bekenntnis später aber nicht wiederholte und bis zu seinem Tod 1998 seine Unschuld beteuerte. Kings Angehörige und andere haben in Frage gestellt, ob Ray allein gehandelt hat oder ob er überhaupt an dem Mord beteiligt war.
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