Geflüchtete in Bangladesch: Zwangsumsiedlung auf die Insel
Die Regierung lässt Hunderte Rohingya nach Bhashan Char verlegen. Menschenrechtsorganisationen kritisieren die Aktion scharf.
Von Chittagong aus sollten die Menschen demnach mit einem militärischen Landungsfahrzeug auf die 52.000 Quadratkilometer große Insel Bhashan Char im Golf von Bengalen gebracht werden. Nach Polizeiangaben sollten weitere Busse im Laufe des Tages nach Chittagong starten. Insgesamt war während einer ersten Phase die Verlegung von 2500 Rohingya-Flüchtlingen auf die Insel geplant.
Menschenrechtsorganisationen verurteilten die Verlegung der Flüchtlinge auf die Insel. Amnesty International forderte am Donnerstag in einer Mitteilung, die Überführungen sofort zu stoppen. Zurzeit sei keine unabhängige Beobachtung der Lage vor Ort möglich, da Hilfsorganisationen die Insel nur mit vorheriger Erlaubnis betreten dürften.
„Die Regierung von Bangladesch verstößt damit gegen ihr Versprechen an die Vereinten Nationen, keine Flüchtlinge auf die Insel Bhasan Char umzusiedeln, bis humanitäre Experten grünes Licht geben“, sagte der Asienchef von Human Rights Watch, Brad Adams. Wäre die Regierung von der Bewohnbarkeit der Insel überzeugt, wäre sie damit transparent umgegangen und hätte die UN nicht außen vor gelassen, betonte er. Die UN hatten zuvor erklärt, man sei in die Vorbereitungen und das Verfahren nicht involviert.
Nicht freiwillig
Besorgt äußerte sich auch die Organisation Fortify Rights: Regionalchef Ismail Wolff erklärte, Befragungen von Rohingya hätten ergeben, dass diese nicht freiwillig gingen, sondern genötigt wurden. Ohne Wissen der Betroffenen seien deren Namen auf den Listen zur Verlegung erschienen. Aus Angst seien einige Rohingya untergetaucht.
Bangladeschs Außenminister A.K. Abdul Momen bezeichnete die Kritik der Menschenrechtsgruppen als „verdammte Lüge“. Seine Regierung habe entschieden, rund 23.000 Familien auf freiwilliger Basis nach Bhashan Char zu verlegen. Die Unterkünfte, in denen die Menschen derzeit lebten, seien sehr überfüllt, betonte er.
In Bangladesch leben Hunderttausende Rohingya in Camps. Die meisten sind 2017 vor Militärgewalt in dem Nachbarland Myanmar (früher Birma) geflohen. Die Vereinten Nationen bezeichnen die Verfolgung der muslimischen Minderheit dort als anhaltenden Völkermord.
Viele Rohingya verloren durch ein 1983 erlassenes Gesetz die Staatsbürgerschaft. Das Militär von Myanmar und die Regierung unter der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi stehen wegen der Verfolgung international in der Kritik. Etliche Rohingya wollen in ihre Heimat zurückkehren. Aber die Verhandlungen der Vereinten Nationen mit Myanmar verlaufen schleppend.
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