Geflüchtete aus der Ukraine: Mit Hund und Katze auf der Flucht

Viele Geflüchtete kommen mit Haustieren. Aber fast alle Bundesländer verbieten Tiere in den Unterkünften. Tierschutzverein appelliert, das zu ändern.

Bichon Frisé aus der Ukraine auf dem Berliner Hauptbahnhof

Bichon Frisé aus der Ukraine auf dem Berliner Hauptbahnhof Foto: plu

BERLIN taz | Da liegt ein kleiner weißer Bichon Frisé in der Transportbox und betrachtet das Treiben auf dem Berliner Hauptbahnhof. Vor vier Tagen seien sie aus Kiew geflohen, erzählt die Hundebesitzerin in gebrochenem Englisch. Wenn es nicht anders ging, habe sich Gucci im Zug auf einer eigens dafür mitgeführten Decke erleichtert. Niemals hätte sie das Tier in der Ukraine zurückgelassen, betont die junge Frau, die mit ihrem siebenjährigen Sohn und der Oma am Montag weiter nach Hamburg will.

Man kennt sie, die Bilder von erschöpften Flüchtlingen, die am Berliner Hauptbahnhof ankommen. Meist sind es Frauen, viele haben Kinder dabei, aber auch Körbchen mit Katzen und Hunden sind oft zu sehen. Annette Rost, Sprecherin des Tierheims Hohenschönhausen, schätzt, dass mit den Geflüchteten pro Tag rund 100 Haustiere nach Berlin kommen. In der Hauptstadt sei es zum Glück so, dass die Erstunterkünfte die Mitnahme der Tiere in der Regel erlaubten. In anderen Bundesländern – auch Brandenburg – seien Vierbeiner aber verboten.

„Das ist ein Riesenproblem“, sagt Rost. „Berlin ist für viele ja nur eine Zwischenstation.“ Tierheim und Tierschutzverein hätten deshalb an alle Bundesländer appelliert, die Hausordnungen in den Aufnahmeeinrichtungen an die besondere Lage anzupassen. „Ukrainer sind wahnsinnig tierlieb“, hat Rost festgestellt. Die Menschen seien hoch traumatisiert. Sich auch noch von ihrem Haustier trennen zu müssen, wäre „unvorstellbar für sie“.

Privatquartiere, wo auch Tiere willkommen seien, würden deshalb mit Hochdruck gesucht. Es gebe aber auch Fälle, wo nichts anderes übrig bleibe, als die Tiere im Tierheim unterzubringen. Das erste Mal betraf nach Angaben von Rost eine Rattenfamilie. In einer Plastikbox seien die Nager von ihren Haltern quer durch die Ukraine und Polen bis nach Deutschland geschleppt worden, inzwischen hat sich der Bestand im Tierheim auf acht Ratten vermehrt. Auch eine Hündin samt Welpen, die auf der Flucht geboren wurden, befindet sich im Tierheim.

„Animal Care“ in Notunterkunft

In der Notunterkunft im ehemaligen Flughafen Tegel hat das Tierheim am Montag einen „Animal Care Point“ eingerichtet. Täglich von 15 bis 21 Uhr steht dort laut Rost eine Tierärztin bereit. Alle Tierhalter bekämen eine Erstausstattung wie Leine, Futternapf, Körbchen und Transportbox geschenkt. Die Tiere würden auch geimpft – in der Ukraine gebe es schließlich noch Tollwut.

460 Menschen sind derzeit in dem ehemaligen Flughafengebäude in Tegel untergebracht. 15 von ihnen haben nach Angaben von DRK-Sprecherin Regina Kneiding Tiere mitgebracht. Beschwerden in den Schlafräumen habe es deshalb noch keine gegeben. Mittelfristig sollen in Tegel 3.000 Geflüchtete untergebracht werden. Auch dann seien Vierbeiner willkommen, versichert Kneiding. „Menschen, die alles hinter sich gelassen haben, gibt ein Haustier ungemeinen Halt.“

Auch Auslauf gibt es auf dem Ex-TXL genug. Das einzige Manko aus Hundesicht: Auf dem Rollfeld fehlen beim Gassigehen die Bäume.

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