: Gefangene gefangen
■ Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Aufständische von Glasmoor
Nach der Beendigung eines Gefangenenaufstandes im Abschiebeknast Glasmoor (taz berichtete) ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Gefangenenmeuterei. Zehn Abschiebehäftlinge, Türken kurdischer Herkunft, hatten sich am Sonntagnachmittag stundenlang in einem Raum des Gefängnisses verschanzt und sich mit Teilen zerschlagenen Mobiliars bewaffnet. Nach rund vier Stunden stürmten Beamte des Mobilen Einsatzkommandos Hamburg und des Sondereinsatzkommandos Schleswig-Holstein den Raum und nahmen die acht Gefangenen fest.
Ein Sprecher der Kieler Staatsanwaltschaft sagte gestern, die Gefangenen hätten ihre Abschiebung verhindern wollen. Jetzt werde geprüft, ob ein Ermittlungsverfahren wegen Gefangenenmeuterei eingeleitet werden müsse. So lange das läuft, ist die für gestern geplante Abschiebung eines Kurden ausgesetzt, teilte Simone Käfer, Sprecherin der Hamburger Justizbehörde mit.
Anders als ihr Kollege aus Schleswig-Holstein sagte sie, essei nach wie vor nicht klar, was der Anlass für den Aufstand gewesen sei. „Die Forderungen waren sehr allgemein, die Gefangenen behaupteten, Abschiebehaft sei rechtswidrig“, sagt Simone Käfer. Möglicherweise war die für gestern vorgesehene Abschiebung des einen Mannes der Anlass, „vielleicht haben sich die anderen mit ihm solidarisiert“, vermutet Käfer. Aber das sei nicht mehr als Spekulation.
Einer der Gefangenen hatte den Raum freiwillig verlassen und befindet sich nach wie vor in Glasmoor. Einen anderen hatten die Polizisten aus dem Saal gebracht. Die anderen Gefangenen sitzen jetzt in Untersuchungshaft, jeder für sich. Gegen 18 Uhr hatten die Polizisten den Raum gestürmt. Dabei erlitt einer der Gefangenen eine Schnittverletzung am Knie. san
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