Gedicht zur Frauen-WM: Retrojubel
Obwohl ihn keiner richtig kennt, / spricht man nur vom Video-Assistent! Hier ein wenig Fußball-Lyrik, die laut VAR nicht im Abseits steht.
Im Fußball wird in diesen Wochen
vor allem über eins gesprochen:
Obwohl ihn keiner richtig kennt,
spricht man vom Video-Assistent!
Fernab des Spiels darf er entscheiden,
ob Spieler jubeln oder leiden.
Doch nun zum Spiel – egal wo’s läuft
und wo sich diese Szene häuft:
Der Sturm trägt einen Angriff vor
und trifft nach Flanke glatt ins Tor!
Der Jubel danach kennt kein Halten:
Die einen strecken die geballten
und außen tätowierten Hände,
die andren sprinten ins Gelände
und auf der Trainerbank bepatschen
sich alle mit High five und klatschen.
Doch was ist das? Der Schiri rennt
vom Feld zum Video-Assistent
und drückt den Knopf im Ohr ganz fest,
damit der sich auch hören lässt.
Nach Studium der Bildausschnitte
rennt dann der Schiri nicht zur Mitte!
Die Hände formen ein Quadrat –
das steht für Fernsehapparat.
Der Pfiff danach macht allen klar,
dass dieses Tor wohl Abseits war,
und die noch jubelwarme Meute,
die sich soeben derart freute,
muss nun die Stimmung wieder trüben
und sich in Postverzweiflung üben.
Nicht mal der Psychologe kennt
den Fluch vom Video-Assistent!
Wie nimmt man Jubel denn zurück?
Wie löscht man Taumel, Schrei und Glück?
Da muss es neue Gesten geben,
um mit der Korrektur zu leben.
Ein erster Vorschlag könnte sein:
Nach innen, nicht nach außen schrein!
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