Gedenkkultur: Der Bunker der Fledermäuse
Kulturstaatsminister Bernd Neumann will keine Gedenkstätte Bunker Valentin finanzieren. In Bremen hofft man, dass das Geld irgendwie aus Berlin kommt
Der Kulturstaatsminister Bernd Neumann wird überall in der Republik freundlich empfangen, weil er Geld zu verteilen hat - mehr als sein Vorgänger. Heute Abend wird Neumann im Bremer Presseclub über seine Arbeit reden, eingeladen von der Liberalen Gesellschaft. Aber in dem wesentlichen offenen Konflikt zwischen Bremen und dem Kulturstaatsminister, der Finanzierung einer Gedenkstätte im Bunker Valentin, wird es wohl keine Annäherung geben: "Ihr in Bremen meint ja immer, der Bund muss alles zahlen", hat Neumann einmal den Sachverhalt formuliert. Aber: "Für Gedenkstätten sind die jeweiligen Länder zuständig, nicht der Bund. Dafür haben die Länder im Rahmen der Föderalismusreform gekämpft." Wenn Bremen aber den ganzen Bunker zur Gedenkstätte machen wollte, "dann würde ich sagen: völlig abenteuerlich. Es hilft nichts, wenn in Bremen gesagt wird, das ist so ein großer Bau und da hat der Bund Verantwortung", kontert Neumann. Vom Kulturstaatsminister jedenfalls gebe es nur Projektzuschüsse - keine Grundfinanzierung für die Unterhaltung der Gedenkstätte.
"Das ist das Pokerspiel zwischen Bremen und dem Bund", sagt Herbert Wulfekuhl dazu, der Leiter der Landeszentrale für politische Bildung. Er soll im Auftrag des Senats ein Konzept für die Gedenkstätte Bunker Valentin erarbeiten. Für ihn ist der Bund verantwortlich, weil der Bunker im Januar 2011, wenn die Marine raus ist, in die Zuständigkeit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) fällt.
Der für Bremen zuständige BIMA-Mann Max Stumpf kann sich nicht wirklich vorstellen, dass man den Bunker verkaufen kann. Derzeit werde mit Bremen darüber verhandelt, ob Bremen den Bunker nutzen will. Und finanzieren.
Überraschenderweise haben sich Fledermäuse in das Spiel eingemischt. Rund 4.500 Fledermäuse nutzen den Bunker als Winterquartier. Der Naturschutzbund Nabu will deswegen das Bunkerinnere für Menschen sperren, um die Tiere nicht zu stören. Das würde gleichzeitig das Gedenkstätten-Konzept so preiswert machen, dass der Kulturstaatsminister zum Fledermaus-Fan werden könnte.
Neumann ist übrigens eingeladen worden von der Liberalen Gesellschaft um den früheren FDP-Vorsitzenden Horst-Jürgen Lahmann, die sich den meist jüngeren, in der FDP aktiven Liberalen "zum Teil ganz unerwünscht" (Lahmann) als Politik-Berater anbietet. Oliver Möllenstedt, der neue Landesvorsitzende, sei "auf dem bescheidenen Niveau der FDP-Fraktion der Beste", meinte Lahmann. Er werde auch auf der kulturpolitischen Veranstaltung der Liberalen Gesellschaft das Wort ergreifen. "Man wird dann hören, ob die FDP kulturpolitische Vorstellungen hat", so Lahmann.
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