Gedenken in Tschechien: Totengräber der Samtenen Revolution
Präsident Miloš Zeman missbraucht den Feiertag der Meinungsfreiheit, um vor ausgesuchtem Publikum gegen Flüchtlinge zu hetzen.
Und es war hier, wo 50 Jahre später eine Gedenkdemonstration zur Samtenen Revolution wurde, die den Lauf der tschechischen Geschichte verändern sollte.
Es war auch am Albertov-Campus, wo die Samtene Revolution an ihrem 26. Geburtstag zu Grabe getragen wurde. Ihr Totengräber: Präsident Miloš Zeman. Denn der missbrauchte diesen Feiertag der Meinungsfreiheit, um die Spaltung, die sich seit seiner Wahl 2013 in der tschechischen Gesellschaft auftut, weiterzutreiben.
Zeman hatte sich entschlossen, den Jahrestag der Revolution damit zu verbringen, rechtspopulistische Kräfte des „Blocks gegen den Islam“ bei einer Kundgebung am Albertov-Campus zu unterstützen. Das hatte nicht nur zur Folge, dass der Ort schon Stunden zuvor hermetisch von der Polizei abgeriegelt wurde. Denn die Staatsmacht musste den Präsidenten vor seinem eigenen Volk beschützen, das ihn bei den Feiern 2014 mit Eiern beworfen hatte. In diesem Jahr durften nur ausgesuchte Gäste in die Nähe des Podiums: ausgewiesene Fans von Zeman, Mitglieder des Blocks gegen den Islam.
Die Kundgebung war ein Affront gegen die Ideen der Revolution von 1989, zu denen auch der Wunsch gehörte, „zurück nach Europa“ zu gelangen. Es war eher ein zentralasiatisches Flair, das Zeman und der Block gegen den Islam in diesem Jahr nach Albertov brachten. Auf dem Podium prangte die Losung „Lang lebe Zeman“. Davor der Präsident mit Martin Konvička, dem Führer des Blocks gegen den Islam, der Putin-Lobbyist Martin Nejedlý, der zu Zemans Beratern gehört, sowie die obligatorischen klatschenden Zeman-Freunde.
In seiner Rede setzte Zeman Flüchtlinge mit Terroristen gleich und erklärte all diejenigen, die nicht mit ihm konform gingen, zu einer „brüllenden Herde“. Mit im Publikum saßen auch Mitglieder der Führungsriege von Pegida. Die Dorfstammtische Mitteleuropas haben sich gefunden.
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