Gedenken an Elizabeth II. in Berlin: Eine Winke-Queen als Erinnerung
Auch in Berlin gedenken zahlreiche Menschen der verstorbenen britischen Monarchin. Koloniale Schattenseiten ihrer Regentschaft spielen keine Rolle.
„Meine Mutter war schon immer großer Fan der Queen“, berichtet eine Frau um die 50, komplett in schwarz gekleidet. Als sie Kind war habe ihre Mutter sie zu einem Besuch der Queen in Stuttgart mitgenommen. „Meine Mutter hat ihre Hochachtung für die Queen an mich weitergegeben“, sagt sie.
Kaum eine*r auf der Straße vor der Botschaft erhebt die Stimme. Es wird geflüstert, Menschen rücken nach und nach vor, um Blumen vor dem Eingang niederzulegen. Auf Nachfrage flüstert eine der Trauernden, sie wäre immer von der Disziplin von Elizabeth II. beeindruckt gewesen. Schon als Kind habe sie sie bewundert, in ihrem Wohnzimmer stehe eine Sammlung von Queen-Figuren.
Eine ältere Frau, die gerade einen Blumenstrauß niedergelegt hat, zeigt sich vor allem beeindruckt von der „Tradition“, die Elizabeth aufrechterhalten hatte. Sie meint jene Tradition, bei der Elizabeth II. stets pflichtbewusst ihren Aufgaben als Monarchin nachgekommen sei. Das ganze Königreich habe sie mit ihrer Präsenz zusammengehalten. Die koloniale Geschichte der gesamten Royal Family einschließlich der verstorbenen Königin, die mit dieser „Tradition“ einhergehen, sind bei den Anwesenden kein Thema.
Fast forward in die Arndtstraße nach Kreuzberg, wo sich der Laden „Broken English“ für british foods and gifts befindet. Von Earl Grey Tea über Seife bis hin zu winkenden Plastikqueens gibt es hier fast alles an englischen Produkten. „Heute habe ich vor allem Winke-Queens verkauft“, sagt Antje Blank, Besitzerin des Ladens.
Zwiespältiges Verhältnis zur Queen
Zu Ehren der gestorbenen britische Königin Elizabeth II. wird in Berlin das Brandenburger Tor in den Farben der britischen Flagge angestrahlt. Dies solle am Freitagabend von 20 Uhr bis 24 Uhr erfolgen, teilte die Senatskanzlei mit. Der Senat ordnete zudem Trauerbeflaggung an den Senatsverwaltungen und Rathäusern der Bezirke an. Die Fahnen werden auf halbmast gesetzt und Banner mit Trauerflor versehen, teilte die Senatsinnenverwaltung mit. Für den Tag der offiziellen Trauerfeierlichkeiten und der Beerdigung am 19. September ist eine berlinweite Trauerbeflaggung geplant. Die britische Botschaft legte ein Kondolenzbuch aus. (dpa)
Am Donnerstagabend habe sie die Nachricht vom Tod der Regentin gehört und sei noch schnell in den Laden gefahren, um entsprechend neu zu dekorieren. Im Schaufenster brennen nun einige Teelichter. Natürlich sei der Tod der Queen an diesem Freitag Gesprächsthema Nummer eins im Laden. Blank weist jedoch auch auf einen Zwiespalt hin: „Viele fühlten sich ihr nahe und bewunderten ihre Aufopferung und Disziplin.“ Andererseits gehöre sie auch zu der privilegiertesten und reichsten Familie des ganzen Landes. „Und das, während sich andere Brit*innen Sorgen machen, wie sie im Winter essen, geschweige denn heizen sollen.“
Die gebürtige Münchnerin steht hinter ihrem Verkaufstresen und verkauft eine Packung Earl Grey. “Die ganze Familie ist ja auch völlig out of touch mit der eigenen Kolonialgeschichte“, sagt sie. “Die ganze Geschichte ist null aufgearbeitet, wird null hinterfragt.'‘ Die Ladenbesitzerin sei damals wegen des Jobs ihrer Eltern in Malaysia auf eine private britische Schule gegangen. “Damals konnten nur Kinder die Schule besuchen, die mindestens ein Elternteil hatten, das nicht malaiisch war.'' So weit ist die Kolonialzeit eben doch nicht weg.
Blank denkt nicht, dass sich der Hype um die Royal Family noch lange halten wird. Gerade junge Menschen seien eher auf der Seite von Harry und Meghan, die sich von der Monarchie losgesagt haben, sagt sie. Dann dreht sie die Queen-Winkefiguren im Schaufenster um, damit sie besser zu sehen sind.
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