piwik no script img

GeburtenCzaja reißt die Klappe auf

Der CDU-Gesundheitssenator, will eine Babyklappe auch im Ostteil der Stadt. Ein Affront gegen Bundesministerin Kristina Schröder sei das nicht, so Mario Czaja.

Auch im Osten der Stadt sollte es eine Klappe für Babys geben, findet Senator Mario Czaja. Bild: AP

Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) hält nicht nur an den vier bestehenden Babyklappen in Berlin fest, er will noch eine weitere im Vivantes-Klinikum im Friedrichshain eröffnen. Auch für die Möglichkeit der anonymen Geburt sprach sich der Politiker am Dienstag aus.

Damit liegt Czaja quer zur bundespolitischen Linie seiner Partei. Laut einem Gesetzentwurf von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) sollen keine neuen Babyklappen mehr errichtet und die existierenden nach einer Übergangszeit abgeschafft werden. Statt anonymen will sie „vertrauliche“ Geburten ermöglichen, bei denen die Mütter ein Pseudonym erhalten und ihre Daten nur bis zum 16. Geburtstag des Kindes geheim bleiben.

Aus Czajas Sicht müssen die anonymen Angebote jedoch weiterbestehen. Ohne sie kämen manche schwangere Frauen in Notsituationen nicht ins Krankenhaus, erklärte der Senator: „Die positive Erfahrung der letzten zehn Jahre zeigt, dass sich durch Aufklärung über 90 Prozent der Mütter dann doch für eine vertrauliche Geburt statt einer anonyme entschieden.“

Anonym rettet Leben

Klaus Vetter, Chefarzt für Geburtsmedizin am Neuköllner Klinikum, teilt Czajas pragmatische Sicht: „Anonyme Geburten können Leben retten.“ Die vertrauliche Geburt à la Schröder sei eine „Mogelpackung“, da Mütter aktenkundig würden.

„Rettung in letzter Not“ sind Babyklappen nach Ansicht der Krankenhausseelsorgerin Gabriele Stangl. Sie richtete im Jahr 2000 die erste Berliner Klappe im Zehlendorfer Krankenhaus Waldfriede ein. Oftmals seien Schwangere in Krisen von der Geburt überrumpelt und würden sich komplett verschließen, berichtet Stangl. Deshalb müsse es „Orte der Sicherheit“ geben.

Ein Affront gegen die Bundesregierung sei seine Haltung nicht, versicherte Czaja am Dienstag. In der vergangenen Woche hatte er sich in einem der taz vorliegenden Brief an Schröder für die anonyme Kindabgabe und Geburt ausgesprochen. Allerdings befürwortete er wie Schröder einheitliche Normen für Babyklappen.

Einen „Vorstoß gegen Schröder“ sehen dagegen die Grünen. Heiko Thomas, gesundheitspolitischer Sprecher der Fraktion, begrüßte Czajas Positionierung. Ein Verbot von Babyklappen und anonymen Geburten könnten lebensbedrohliche Folgen für Mutter und Kind haben.

Abschließend gefallen ist die Entscheidung für die Friedrichshainer Klappe noch nicht: Dorothea Dreizehnter, Geschäftsführerin des Vivantes-Klinikmanagements, verwies auf laufende Gespräche. Die Entscheidung hänge von der Belegschaft ab. Es wäre nach Neukölln, Tempelhof, Spandau und Zehlendorf die erste Klappe im Osten der Stadt.

Seit 2002 wurden in Berlin 57 Neugeborene in Babyklappen gelegt, es gab 18 anonyme Geburten. 2011 wurden sechs Kinder in einer Klappe abgelegt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

1 Kommentar

 / 
  • WB
    Wolfgang Banse

    Weitere Babyklappe wärte zu begrüßen

    Eine Bundeshauptsstadt wie Berlin sie ist,mit 3,5 Millionen Einwohnern kan auch eine 5 Babyklappe,die im Ostteil der Stadt angegliedert ist tragen.

    Wünschenswert wärees,wenn Babyklappen nicht in Anspruch genommen werden müssten.