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Geberkonferenz für AfghanistanGlobales Armdrücken und kaum Hilfe

Ulrike Herrmann
Kommentar von Ulrike Herrmann

Die Konferenzen zu Afghanistan in China sollten eigentlich dem Land helfen. Stattdessen wurde um den strategischen Einfluss über das Land geschachert.

Taliban-Soldaten im Mes-Aynak-Tal, dem zweitgrößten unerschlossenen Kupfervorkommen der Welt Foto: Ahmad Halabisaz/ap

E in verbreitetes Bonmot lautet, China habe keine Außen-, sondern nur eine Wirtschaftspolitik, die vor allem externe strategische Rohstoffquellen erschließen solle. Dass die Führung in Peking auch reine Außenpolitik macht, zeigen die internationalen Treffen in Tunxi, mit denen sie sich derzeit als internationaler Chefdirigent in Sachen Afghanistan inszeniert.

Zwar geht es dabei auch um Rohstoffe. Peking bot den ebenfalls eingeladenen Taliban an, ihr Land, nun, da der Krieg dort vorüber ist, über Pakistan an seine eurasische Road-and-Belt-Initiative anzuschließen. So käme man auch an eines der weltgrößten, unerschlossenen Kupfervorkommen nahe Kabul. Dafür erwarben chinesische Staatsfirmen schon die Konzession, konnten das Projekt wegen des Krieges aber nicht umsetzen.

Das war schon damals den Amerikanern ein Dorn im Auge, da sie – vergebens – erwartet hatten, die von ihnen gestützte Regierung in Kabul würde US-Firmen präferieren. Haben nun wieder die Chinesen die Nase vorn, wäre das für Peking ein wirtschafts- wie außenpolitischer Sieg. Die Führung in Peking will die USA auch generell weiter aus der Region drängen. Dafür nutzt sie den beträchtlich größeren Spielraum nach dem nicht nur militärischen Abzug der USA aus Afghanistan sowie Präsident Bidens ostentatives Desinteresse am weiteren Schicksal der 34 Millionen Menschen dort.

Sie will die internationale Initiative für Afghanistan in die von ihr (so jedenfalls der Plan) dominierte Region ziehen und so ein Thema besetzen, das seit dem sowjetischen Einmarsch 1979 weit oben auf der Aufmerksamkeitsskala der Weltpolitik stand. Wenn auch abgeschwächt, wird das auch weiter so sein, nicht zuletzt, weil Länder wie China und Russland – trotz pragmatisch-guter Beziehungen zu den Taliban – die Furcht schüren, sie könnten dschihadistischen Terrorgruppen Freiraum gewähren.

Im Rahmen der in Tunxi erneut beschworenen strategischen Allianz mit Russland kann sich Peking dabei der Unterstützung des Duos Putin-Lawrow sicher sein. Allerdings liegt der Schlüssel zur Entwicklungsfinanzierung und damit einer langfristigen Stabilisierung Afghanistans weiter bei der US-Regierung. Sie dominiert die internationalen Finanzorganisationen und hat die afghanischen Auslandsguthaben eingefroren, um sie den Taliban zu entziehen. Damit löste Biden eine Wirtschaftskrise aus, die fast alle Afghan:innen, die bisher noch nicht unter der Armutsgrenze lebten, ebenfalls dorthin stieß.

China aber zeigte sich bisher über etwas humanitäre Hilfe hinaus noch nicht Willens, auch die von den USA gerissene Finanzlücke zu schließen. Insofern helfen die Treffen in Tunxi den Af­gha­n:in­nen aktuell wenig.

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Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).
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