Gastronomie: Wirte wollen Image aufpolieren
Italienische Gastronomen gehen in die Offensive: Mit der Imagekampagne "Mafia? Nein danke!" möchten sie gegen Vorurteile und Vergleiche mit Mafiosi ankämpfen
"Wir haben das nicht verdient", empört sich Pino Bianco. Der Gastronom des italienischen Restaurants Trattoria a Muntagnola in der Fuggerstraße hat die Mafiavergleiche, mit denen er sowie seine Landsleute und Kollegen zu kämpfen haben, satt. Mit der Initiative "Mafia? Nein danke!", die am Dienstag im Restaurant Il pane e le Rose in Prenzlauer Berg vorgestellt wird, wollen sich rund 20 Gastronomen und die Union der Italiener in der Welt (UIM) von den kriminellen Machenschaften der italienische Mafia distanzieren. Vor dem Hintergrund des sechsfachen Mordes in Duisburg sei es an der Zeit, "ein Zeichen zu setzen", so die UIM.
"In den letzten Jahren haben wir versucht zu zeigen, dass die Italiener ihren Platz in der deutschen Gesellschaft gefunden haben. Wir haben das Bedürfnis, laut zu sagen, dass wir mit diesen kriminellen Kulturen nichts zu tun haben", sagt Bianco. Der seit 20 Jahren in Berlin lebende Wirt hat nach eigenen Angaben keine Angst vor der Mafia. Er habe hier noch nie Fälle von organisierter Kriminalität gegen italienische Gastronomien erlebt, und einen geschäftlichen Schaden habe sein Restaurant auch nicht genommen. "Meistens sind es Kleinigkeiten, aber dass wir als Italiener - manchmal auch eher scherzhaft - als Mafiosi bezeichnet werden, stört uns sehr", sagt er.
Klaus-Dieter Richter, Vizevorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes Berlin (Dehoga), wehrt jedoch ab: "Es findet keine Gleichstellung von Italienern und Mafiosi in den Köpfen der Gäste statt." Dehoga vertritt in Berlin gut 30 italienische Gaststätten, die bisher noch keine Probleme mit organisierter Kriminalität gemeldet hätten, so Richter. Mit Umsatzeinbußen rechnet er nach den Vorfällen in Duisburg ebenfalls nicht.
Laut Initiatorin der Kampagne, Laura Garavini, steht die Mitgliedschaft in der Anti-Mafia-Vereinigung jedem offen. Tatsächlich finden sich jedoch hauptsächlich gehobenere Küchen unter den teilnehmenden Restaurants. "Natürlich handelt es sich hierbei um eine reine Imagekampagne", gibt Bianco zu.
Das Motto der Kampagne lautet: "Menschen, die sich der Mafia beugen, sind Menschen ohne Würde." Das findet Franco Francucci, Mitglied bei der Ciao Italia, einer Vereinigung italienischer Gastronomen, etwas realitätsfern. "Für die Menschen in Italien, die jeden Tag mit der Mafia umgehen müssen, hat das nichts mit Würde, sondern mit Ausweglosigkeit zu tun." In Deutschland gebe es keine organisierte Kriminalität in dieser Form, glaubt Francucci. Gäste in italienischen Restaurants müssten deshalb auch keine Angst haben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!