piwik no script img

Gastkommentar Cannabis-FreigabeGechillt Kiffen bringt mehr Sicherheit

Kommentar von Raed Saleh und Thomas Isenberg

Rauchzeichen aus Berlins SPD-Fraktion: Die unsinnige Verfolgung von Cannabis-Konsumenten halte Polizei und Justiz von der Arbeit ab.

Auch bei Berlins SPD ist Cannabis-Grün jetzt eine Farbe der Hoffnung Foto: dpa

D as Thema polarisiert: Soll Cannabiskonsum generell erlaubt werden oder nicht? Auf den ersten Blick scheint die Legalisierung ein Zugeständnis an die Konsumentinnen und Konsumenten zu sein: ein Freibrief für den Rausch – ohne Angst vor Strafverfolgung. Neben Alkohol und Zigaretten stünde damit ein weiteres, legales Suchtmittel zur freien Verfügung.

Warum sollte die Politik das wollen? Anders als den Grünen geht es uns Sozialdemokraten nicht darum, einer bestimmten Lifestylegruppe das Leben zu erleichtern. Wir sind keine Fans von Kiffer-Romantik, Marihuana-Mythos oder einer Zulassung des Eigenanbaus à la Cem Özdemir. Uns schwebt eine kontrollierte Abgabe an Erwachsene vor, um so den unkontrollierten Schwarzmarkt mit allen negativen Begleiterscheinungen endlich zu beseitigen. Und es geht uns um die Entkriminalisierung mehrerer Millionen Menschen in Deutschland.

Denn wir müssen angesichts der gescheiterten repressiven Drogenpolitik, die in ihrem Geist noch weit im vergangenen Jahrhundert fußt, endlich die gesellschaftlichen Kollateralschäden erkennen. Weder in der Gesundheits- und Präventionspolitik noch in Sicherheitsfragen haben sich die Strafbarkeit des Cannabisbesitzes bzw. fehlende staatlich kontrollierte Vertriebswege bewährt.

So paradox es klingen mag: In unseren Augen würde unsere Gesellschaft durch „erlaubtes Kiffen“ nicht gefährlicher, sondern sicherer. Das ist unser Hauptargument! Deswegen arbeiten wir mit der rot-rot-grünen Koalition an einem Modellprojekt für die kontrollierte Abgabe von Cannabis.

Zu der Überzeugung, dass das der bessere Weg ist, sind wir nicht leichtfertig gekommen. Seit mehr als einem Jahr beschäftigen wir uns in der SPD-Fraktion intensiv mit dem Thema. Wir haben eigens Konferenzen mit Experten und Betroffenen dazu abgehalten, haben Fachleute immer wieder gehört oder ihren Rat eingeholt. Auch mit Polizisten stehen wir intensiv im Kontakt. Und die sagen immer wieder das eine: Wir wollen lieber echte Verbrecher jagen als kiffende Touristen!

Denn die Verfolgung von Konsumentinnen und Konsumenten bindet wichtige Ressourcen, die an anderer Stelle fehlen. Nutzen und Kosten stehen heute in keinem Verhältnis zueinander. Jedes Jahr gibt es in Deutschland über 150.000 Ermittlungsverfahren im Zusammenhang mit Cannabis, die fast alle im konsumnahen Bereich geführt werden. Drei Viertel dieser Fälle werden letztlich eingestellt. Ein immenser Aufwand ohne Wirkung!

Wir sind keine Fans von Kiffer-Romantik. Uns schwebt eine kontrollierte Abgabe an Erwachsene vor
Bild: dpa
Raed Saleh

Raed Saleh

ist seit Dezember 2011 Vorsitzender der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus. Er gilt als politischer Gegenspieler von Michael Müller

Wenn wir aus der Statistik wissen, dass in manchen Alterskohorten fast jeder zweite Jugendliche Erfahrungen mit Cannabis gemacht hat, dann dürfen wir auch dieses Faktum nicht verdrängen. Wir können doch nicht knapp die Hälfte unseres Nachwuchses kriminalisieren und in die Illegalität schieben.

Eben das sieht inzwischen auch die Polizei so. Entsprechend forderte jüngst sogar der Bund Deutscher Kriminalbeamter, Kiffen endlich zu erlauben und sieht die bisherige Drogenpolitik als nicht zielführend an, ja als gescheitert. Eine repressive Cannabispolitik hält die Bevölkerung nicht vom Konsum ab, dafür aber unsere Polizei und Justiz von ihrer Arbeit.

Bild: dpa
Thomas Isenberg

Ein weiterer Punkt, der für die „regulierte Legalisierung“ spricht, sind die positiven Effekte für die Gesundheitspolitik und Präventionsarbeit. Solange Marihuana rauchen verboten ist, kommen wir viel schwerer an die Betroffenen heran. Dies gilt insbesondere für die stark gefährdete Gruppe der Jugendlichen, denn gerade in diesem Alter kann der Cannabiskonsum die Gehirnentwicklung negativ beeinflussen. Und das muss dringend in den Schulen stärker thematisiert werden.

Daher nochmal: Ein Verbot führt nicht zwingend zu mehr Schutz, sondern kann genau den gegenteiligen Effekt haben und die gesundheitlichen Gefahren für die betroffenen Menschen erhöhen.

Natürlich soll es auch zukünftig ein uneingeschränktes Abgabeverbot für Cannabis an Kinder und Jugendliche geben. Das ist beim Alkohol – völlig zurecht – ja nicht anders. Zudem muss der Jugendschutz gestärkt werden. Aber die Stigmatisierung von Marihuana hat noch keinem suchtgefährdeten Jugendlichen weitergeholfen und wird dies auch in Zukunft nicht tun.

Stattdessen verhindert das Verbot den Zugang von Jugendlichen zur Prävention, was Pädagogen immer wieder beklagen. Die Fachstellen für Suchtprävention kritisieren zurecht, dass die vorherrschende Rechtslage das Erreichen ihrer Zielgruppen erschwert. Es ist für uns daher ein Gebot des gesunden Menschenverstandes, in Suchtfragen nicht die Strafe, sondern die Fürsorgepflicht in den Mittelpunkt der Politik zu stellen.

Das Modell der Amsterdamer Coffee-Shops ist nicht geeignet für einen staatlich regulierten Cannabiskonsum

Letztlich zeigen die Kriminalstatistiken auch, dass ein Cannabis-Verbot weder das Angebot verringert, noch die Nachfrage senkt. Konsumenten sind derzeit dem unkontrollierten Schwarzmarkt ausgeliefert. Von diesem profitieren dubiose Schwarzhändler, die zudem den Stoff auf Kosten der Gesundheit ihrer Kunden mit Blei oder Kleber strecken.

Wir lassen zu, dass Konsumentinnen und Konsumenten auf dem Schwarzmarkt gepanschtes Cannabis beziehen und dort auch schnell in Kontakt zu härteren Drogen kommen, angefixt durch zwielichtige Dealer im Halbdunkel unserer U-Bahnstationen. Auch deshalb brauchen wir für Marihuana seriöse Abgabeorte mit seriöser Beratung wie beispielsweise in Apotheken oder anderweitigen staatlichen Abgabestellen. Eine so regulierte Legalisierung würde dem Schwarzmarkt die Grundlage entziehen und gleichzeitig mehr Verbraucherschutz bieten.

Bei allen Vorteilen muss jedoch deutlich gesagt werden: Eine Legalisierung ohne Regeln, Grenzen und Kontrollen kommt für uns Sozialdemokraten nicht in Frage. So ziehen wir eine klare Grenze beim Thema Cannabiskonsum und Autofahren. Wer berauscht fährt – ob nun durch Bier oder Gras – gefährdet sich und andere.

Wir sind außerdem davon überzeugt, dass das Modell der Amsterdamer Coffee-Shops nicht geeignet ist für einen staatlich regulierten Cannabiskonsum. Wir wollen keinen Drogentourismus in der Stadt haben!

Was wir mit einem Modellprojekt testen wollen ist eine kontrollierte Abgabe von kontrolliert angebautem Marihuana. Vielleicht vergleichbar den staatlichen Alkoholgeschäften in Norwegen. Bestehende Werbeverbote werden wir dabei erhalten, denn wir wollen mitnichten eine neue boomende Kifferindustrie schaffen und genauso wenig die gesundheitliche Aufklärung unterlaufen.

Auf Rezept gibt es Cannabis bereits Foto: dpa

Zur Wahrheit gehört allerdings, dass das geplante Modellprojekt ohne eine umfassende Reform des Bundesrechts nicht einfach umsetzbar sein wird. Es wird also darauf ankommen, wie sich der Bundestag zukünftig in der Frage verhält. Hier wird die bestehende Gesetzeslage wohl geändert werden müssen – ist sie doch bald 50 Jahre alt.

Aber die Gesellschaft hat sich seither geändert und dem müssen wir als Gesetzgeber Rechnung tragen. Eigentlich geht es um einige wenige Fragen: Bietet die bestehende Gesetzeslage den bestmöglichen Schutz für die Bevölkerung? Ist das Gesetz förderlich für die Suchtprävention? Und ist das Cannabisverbot gesellschaftlich sinnvoll?

Wir beantworten diese Fragen mit einem klaren Nein. Das bestehende Cannabisverbot schadet unserer Sicherheit und unserer Gesundheit. Es ist kein Paradox, sondern vernunftbasierte Drogenpolitik: Legales Gras schafft mehr Sicherheit. Seien wir mutig, genau das einzusehen und brechen wir auch in Deutschland auf, eine neue Cannabispolitik zu machen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

12 Kommentare

 / 
  • Leider haben wir CannaPhobe Abgeordnete im Bundestag.

     

    SPD hat aber nicht genug Power, um diese Aussagen zurecht zurücken.

    Dennoch, jeder sollte sehen wie krankhaft Cannaphob die Union ist.

     

    Alexander Krauß, CDU/CSU

    Bundestag Rede vom 22 Feb. 2018

    "San Francisco hunderte und hunderte von Obdachlosen die überall rumliegen und wie Müll behandelt werden, es riecht überall nach Cannabis und Urin.

    Jede Woche in den USA 1000 Opiattote.

    Gesundheitlicher Notstand wurde ausgerufen. Drogen Epidemie durch harte Drogen weil eine liberalisierte Cannabis Politik dazu geführt hat.

    Verbote verhindern schlimmeres.

    Die beigefügten Zusätze seien nicht das gefährliche, sondern das Cannabis schadet der Gesundheit.

    Der Staat muss Gesetze aufstellen, damit sich die Leute daran halten.

    Drogendealer werden bei einer Legalisierung nur noch an minderjährige verkaufen und Crystal Meth anbieten.

    Dealer werden nicht arbeitslos.

    ca.1 Milliarde zusätzliche Kosten durch Cannabis Konsum für Gesundheit und Sozialsystem.

    19500 Krankenhaus Behandlungen jedes jahr durch Cannabis."

     

    Natürlich werden alle Fakten von der Union verdreht und Panik geschürt wo es nur geht.

    So auch der Zusammenhang von Schmerzmittel auf Opium Basis, die in den USA die letzte große Heroin-Junkie-Welle auslöste.

    Legal High User die in Cannabis Statistiken die KH Behandlungzahlen pimpen.

    Streckmittel die für unbedenklich erklärt werden.

     

    Die SPD kann sich jetzt klar positionieren.

    Zu

    Links Grün Liberal

    oder

    CannaPhob Glyphosat treu

  • 9G
    96208 (Profil gelöscht)

    An sich ja ein sehr vernünftiger Beitrag, und ich begrüße die Aufgeschlossenheit der SPD in diesem Fall.

    Doch gerade als große Partei, die natürlich ernst genommen werden möchte, sollte ein Fehler, wie zu behaupten der Konsum von Cannabis sei illegal, nicht passieren.

    Der Konsum von Cannabis ist nicht weiter strafbar. Lediglich der Besitz davon ist verboten.

  • @garretjax und warum zum Geier sollen wir uns die scheiße hier nüchtern geben? Welcher Ethos liegt dem zugrunde? Ich gehe arbeiten in diesem System, warum muss ich das nüchtern machen, wenn es bekifft viel netter ist? Meine Leistungsfähigkeit gehört ja wohl mir. Ich entscheide, wie und wann ich sie verwerte. Ich habe meinen Abschluss und ich scheiße auf Karriere.

  • Ein Kiffer verbraucht sparsam am Tag mindest ein halbes Gramm. Das wäre der Feierabendjoint. Machen wir uns nix vor es werden zwei Joints, also ein Gramm. D.h. wenn ich mich nicht täusche, cir. 8€ täglich. Kiffen nur an den Wochenenden, wie z.B. es der Alkohol trinkende tut ist auszuschließen. Die Suchtwirkung beim THC ist ungleich höher, ebenso die Kontigenz. Alkohol mit THC in seiner Suchtwirkung zu vergleichen geht nicht. (weiß nur der Fachmann, wie Ich).

    Fazit: Gegen den Hunger in der Welt hilft der tägliche Cannabiskonsum des Wohlstandsbürgers nicht. Ja , das Recht auf Rausch, kostet woanders eine Schale Reis zum Überleben.

    Ich denke, dass ganze Projekt Legalisierung funktioniert nur mit einer perfekten Doppelmoral. Bitte Vorschläge.

    • @lulu schlawiner:

      Wie bitte? Wer hat Ihnen denn den Bären aufgebunden? Mit einem guten Vaporisator braucht es für den Abendgenuss etwa 0.05g = 0.35g pro Woche. Drei Tage Pause und jegliche Gewöhnung ist wieder auf Null gesetzt. Ich kenne genug, die nach über 30 Jahren vernünftigen Gebrauchs von heute auf morgen aufgehört oder eine längere Pause eingelegt haben.

      • @Random String:

        Wer hat Ihnen den den Bären aufgebunden. Ich kenne genug die es beim kiffen nicht belassen haben und weitere Substanzen konsumiert haben.

        Mal sachlich. Der übliche Werdegang ist folgender: Cannabis in der Peergroup ab 14 Jahre. Nach zwei Jahren merken die Konsumenten das Cannabis eher passiv macht. Fazit- es werden antriebsteigernde Substanzen ausprobiert wie Amphetamin, Crystal , Ecstasy, Kokain. Cannabis ist , ja ist EINSTIEGSDROGE. Punkt aus fertig. Woher ich das weiß? Als Psychotherapeut habe ich in knapp zwanzig Jahren einige Tausend Suchtanmnesen erstellt, von gescheiterten jungen Menschen, die nicht immer aus total verwahrlosten Elternhäusern kamen. Wer Drogen als Bewältigungsstrategie benutzt, und das tut jeder User irgendwann, der erhöht die Dosis.

    • @lulu schlawiner:

      Ihre Sichtweise ist einfach falsch bzw. teils überzogen, Lulu Schlawiner. Zunächst gibt es kaum Konsumierende (sogar unter Cannabispatient_innen), die sich täglich in diesen Höhen berauschen. Mir selbst sind Fälle bekannt, in welchen sogar der häufige Konsum von Einzelpersonen innerhalb einer Woche nur in Ausnahmefällen 0,1-0,2g pro Konsumabend (und das obgleich mehrerer Einzeldosen(!)) übersteigt. Das entspricht eines Kostenumfangs von etwa 1-2€. Für den Preis finden Sie vielleicht ein Oettinger. Bedenken Sie bitte zudem, dass es nicht nur einen einzigen Applikationsweg (Cannabiszigaretten) gibt, womit eine Zuführung des Stoffes weitaus besser dosierbar (und gesünder) wird und bedenken Sie bitte auch, dass nicht jede/r Konsument/in süchtig ist oder ausschweifend genießt. Selbst bei vielen (beinah-)täglichen oder schlicht regelmäßigen Konsumierenden ist es nicht der Regelfall, sich eine derart hohe Dosis in einen einzelnen werktäglichen (!), allein zu konsumierenden Feierabendjoint zu packen. Die von Ihnen angegebene Menge entspricht, je nach Cannabinoidzusammensetzung des Ausgangsmaterials, einer sehr potenten Einzeldosis, die selbst Personen mit einer gewissen Wirkstofftoleranz nicht kalt lassen wird.

      Zudem bezeichnen Sie sich als "Fachmann" und vertreten, dass THC ein höheres Suchtpotenzial als Alkohol (Ethanol) besäße. Das ist falsch und mittels Fachliteratur herauszufinden (die Wahrscheinlichkeit, nach Probieren einer Droge abhängig zu werden, liegt bei Alkohol bei 15%, bei Marihuana bei 9% (vgl. Myers 2014: 121). Myers (ebd.: 120) führt daneben sogar aus, dass es vielleicht 10% der Drogenkonsumierenden sind, die ein problematisches Konsummuster entwickeln und dass die Mehrheit einen unproblematischen Konsum aufweist - ähnlich niedrige Quoten lassen sich sogar für Kokainkonsum innerhalb von 10 Jahren finden.

      Unterschlagen Sie bitte auch nicht diejenigen Alkoholkonsumierenden, die sich gerade in dieser Jahreszeit auch mal unter der Woche ein Bier bestellen!

      • @Merely:

        Die Vergleiche zum Alkohol hinken immer. Die Zahlen die Sie aufführen bezüglich der Gefahr des abhängig werdens sind skeptisch zu betrachten. Sie vergleichen dabei Substanzen, die auf der einen Seite illegal sind und auf der anderen Seite (Alkohol) sogar werbemäßig angepriesen werden dürfen. Wenn illegale Drogen der gleichen einfachen Beschaffung unterliegen würden wie Alkohol, würden die Prozentzahlen in die Höhe schnellen.

        Des weiteren läßt sich Alkohol grundsätzlich besser dosieren als z.B. Cannabis. Kontrollierter Alkoholkonsum wird vom überwiegenden Teil der Bevölkerung praktiziert. Die meisten Menschen kennen ihr Maß und wissen wann Schluss ist. Nach 15 Jahren Eigenkonsum von THC ist es ein Erfahrungswert, dass so bisschen bekifft nicht funktioniert. Habe auch in Jahrzehnten niemanden kennen gelernt, der gesagt hat, "oh laß mich nur einmal ziehen, ich muss morgen arbeiten". haha Sie auch nicht.

        Last not least. Nachweisbar ist der gestiegene Anstieg von drogeninduzierten Psychosen, vorzugsweise durch THC. Das Zeug ist seit 1968 einfach besser geworden, insbesondere der Anteil an Halluzinogenen. Persönlich habe ich berufsbedingt viele Menschen kennen gelernt die alleinig durch Cannabiskonsum eine Psychose bekommen haben. Latent liegt die Gefahr eine Psychose zu bekommen in vielen Menschen. Cannabis ist hierzu eine sichere Starthilfe.

        Schlussendlich interessiert mich nach jahrelanger Auseinandersetzung mit diesem Thema, zu dem jeder seine Theorie aufstellen darf, mitlerweile nur noch der moralische Aspekt. Die Frage nach der Doppelmoral. Ist der Schrei nach Legalisierung nur der Ausdruck ein dekadenten Gesellschaft die bekifft zuguckt, wenn andere hungern oder wegen Lebensmittel anstehen? Brauchen wir wirklich Cannabis um uns glücklich zu fühlen? Wenn ja,- dann ist das ärmlich.

        • @lulu schlawiner:

          Auch belegen meine Zahlen, dass man sich darüber einig ist, dass die meisten Menschen substanzübergreifend (Alkohol und Cannabis, teilweise auch härtere Drogen) einen "kontrollierten" Konsum aufweisen. So, wie Sie jedoch argumentieren, funktioniert kein wissenschaftlicher Diskurs, wie @LARS angemerkt hat: Sie lesen belegte Aussagen und revidieren deren Aussagekraft mit Ihren subjektiven Eindrücken. Das ist ein wissenschaftlich nicht legitimierbares Vorgehen.

          Eine Droge, die übrigens eine der stärksten suchterzeugenden Substanzen enthält und damit für viele Nutzer_innen unkontrollierbare Konsumausmaße mit sich bringt, ist übrigens legal (und im Gegensatz zum Alkohol auch bezüglich Ihres Gefahrenpotenzials ausreichend gekennzeichnet): Tabak. Viele (aber auch nicht alle) Raucher_innen werden zumindest täglich etwas konsumieren müssen, damit unangenehme Entzugserscheinungen ausbleiben (auf 30% Raucher_innen in Deutschland kommen 24% mit täglichem Konsum). Diesen (zumindest mitunter) Konsumzwang aus dem Grund, um unangenehme Effekte einer Abstinenzphase zu vermeiden, werden Sie beim Gros der Cannabiskonsumierenden nicht finden, da hier Entzugserscheinungen nicht nur deshalb seltener auftreten, weil Gelegenheitskonsum statt Dauerkonsum bloß aufgrund des niedrigeren Suchtpotenzials weitaus häufiger ist (70-80% der Tabakraucher_innen sind abhängig), apotheken-umschau/nikotinsucht. Vorstellbar ist auch, dass sich Tabak auch viel leichter in einen Arbeitsalltag (quasi als drive-by-drug) integrieren lässt. Das Groteske ist dabei halt, dass Tabak als Stimulanz die Ausschüttung von Neurotransmittern bewirkt und der Konsum mit höheren Depressionsraten korreliert (vgl. Myers 2014: 125). (Natürlich bewegen wir uns dabei im Bereich von Korrelationen und nicht Kausalitäten, aber eine Verteufelung von insbesondere THC ist nach derzeitigem Forschungsstand bei Konsumstart im Erwachsenenalter nicht angezeigt, da kogn. Defizite dort wahrscheinlich als temporär angesehen werden müssen.)

        • @lulu schlawiner:

          Nachweislich hält die Illegalität bei Millionen von Cannabiskonsumierenden nicht vom Konsum ab. Jugendliche geben in Befragungen an, leichter an Cannabis als an Alkohol zu gelangen, weil der/die Dealer/in keinen Ausweis verlangt (zdfzoom/ZoffumsKiffen). Auch gilt, wer nicht konsumieren will, der konsumiert auch nicht, wenn eine Substanz legal ist - man vergleiche nur mal die Zahlen der Nichtraucher_innen und Antialkoholiker_innen! Zudem: warum sind die Zahlen skeptisch zu betrachten, wenn sie heutzutage aktuell an Universitäten (Fachbereich Psychologie) gelehrt werden? Liegt Ihnen Gegenteiliges vor (Fachliteratur)?

          Dass Sie diesbezüglich gehäuft auf Menschen treffen, die ähnlich agieren wie Sie, ist ja nicht unbedingt ungewöhnlich, wenn Ihr Umfeld und Sie eine gewisse Passung zueinander aufweisen (oder/und sie sich wechselseitig sozialisiert haben). In gewissen Ecken Sachsens wird man auch mehr Menschen finden, die einen äußerst problematischen Bezug zu Alkohol oder Flüchtlingen aufweisen als anderswo in Deutschland. Übertragen Sie diese (Ihre) Annahmen allerdings auf die Grundgesamtheit aller Konsumierenden (=alle haben ein Cannabis-/Alkoholproblem, weil das in meinem Umfeld so ist), unterliegen Sie sowohl beim Alkohol als auch beim Cannabis einem false consensus. Ist Ihnen zudem die Spannweite möglicher Alkoholpsychosen bekannt oder das neurotoxische Potenzial schon geringer Alkoholmengen, während Komponenten im Cannabis (CBD und teilweise THC) sogar mehr und mehr Hinweise auf neuroprotektives Potenzial liefern? Wussten Sie, dass die meisten Krankenhausbehandlungen aufgrund psychotroper Substanzen aufgrund von Alkohol (>300k), dann Opioiden (27k) und dann erst wegen Cannabinoiden erfolgen (11k)(sucht.de)? Und was glauben Sie, was häufiger konsumiert wird - Heroin oder Cannabis? Die Antwort dürfte relativ klar sein, wenn Cannabis als die am häufigsten konsumierte illegale Droge gelistet wird. Auch fordert keine Legalisierungspartei Werbekampagnen! Im Gegenteil.

    • @lulu schlawiner:

      Wie wäre es denn mit belastbaren Quellen(da sie sich ja gerade zum Fachmann ausgerufen haben). Sie stellen wilde Behauptungen auf und "belegen" mit der Behauptung Fachmann zu sein. A) Quelle dafür das Kiffen automatisch zum täglichen Konsum führt B) Quelle das die Suchtwirkung von THC gegenüber Alkohol ungleich höher ist(zumal Sie nach der Behauptung im nächsten Satz plötzlich meinen das dies nicht vergleichbar ist, was denn nun?). Und natürlich sollten die Quellen halbwegs seriös sein.

       

      Ich bin gespannt