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„Gartenstadt Boltwiesen, hmm“

Rahlstedt: Durch geschütztes NS-Portal ins Wohngebiet Graf-Goltz-Kaserne  ■ Von Heike Haarhoff

Ja, es soll gebaut werden. Die Rahlstedter heißen ihre neuen Nachbarn in Zivil sogar willkommen. Nur über den Namen der Siedlung, den die Wandsbeker Stadtplaner dem künftigen Wohngebiet für 1000 Menschen auf dem Gelände der stillgelegten Graf-Goltz-Kaserne geben wollen, machen sie sich so ihre Gedanken: „Gartenstadt Boltwiesen, hmm.“

Der Anwohner am Mikrophon weiß nicht recht, wie er diesen Vorschlag der Verwaltung während der öffentlichen Plandiskussion am Montag abend finden soll. „Irgendwie fein“, sagt er schließlich. „Aber wäre nicht Neu-Rahlstedter-Graben besser? Da würde wenigstens Rahlstedt drin vorkommen.“Die Erwähnung des alten Ortskerns, das weiß der Mann, könnte identitätsstiftend auf die künftigen Bewohner wirken.

420 Wohnungen in 250 Reihenhäusern und 15 Doppelhäusern sind geplant. Ursprünglich sollten es 800 werden, aber „diese Verdichtung haben Sie ja sympathischerweise zurückgenommen“, lobt ein Anwohner den politischen Druck der Wandsbeker Bezirksversammlung auf die Verwaltung. Sämtliche Backstein-Gebäude der ehemaligen Graf-Goltz-Kaserne sollen – mit Ausnahme der Sporthalle, des denkmalgeschützten Portals und der beiden Eingangsgebäude – abgerissen werden. „Die wurden sowieso nicht mehr wirtschaftlich genutzt“, so Karl-Heinz Ulmen von der Stadtplanungsabteilung.

Eine Schule wird es in dem neuen Wohngebiet an der östlichen Hamburger Stadtgrenze vorerst nicht geben; „bei Bedarf“, so Ulmen, könne aber die Grundschule im Neu-Rahlstedter Weg „erweitert werden“. An die Planung eines Ortskerns mit Einkaufsmöglichkeiten hat man bislang keinen Gedanken verschwendet. „Möglich wäre das auf dem ehemaligen Exerzierplatz. Aber oft finden sich ja keine Läden“, schätzt Ulmen die Nachfrage pessimistisch ein. Die rund 50 Teilnehmer der Plandiskussion stört das wenig. Gibt es nicht das Einkaufszentrum von Großlohe gleich nebenan?

Und so machen sie sich das Leben derweil mit anderen Sorgen schwer: Wie „die Verwaltung eigentlich Eigenheimbesitzer zu finden“gedenke, höhnt ein Mann, „wenn da weiterhin das Asylantenheim im Eingangsgebäude der Kaserne ist?“„Das Asylbewerber-heim bleibt, und das Studentenwohnheim auch“, stellt der Bezirk klar. Ob das Portal mit den Fresken aus der Nazi-Zeit wirklich erhalten werden müsse, fragt ein anderer.

„Ja.“Manfred Fischer, Hamburgs oberster Denkmalschützer, will das NS-Bauwerk samt Wandreliefs mit faschistisch verklärter Darstellung diverser Militäreinmärsche und -überfälle unter Schutz gestellt haben: als Erinnerung, als Mahnmal. Nur „unkommentiert“sollen die Fresken nicht bleiben, verspricht Fischer. „Wir haben da ein Beschilderungsprogramm.“

Wandsbeks grünem Fraktionschef Wolf-Dieter Rösler reicht das nicht. Bereits vor einem Jahr hatten Studierende der Hochschule für Bildende Künste Vorschläge gemacht, wie das Portal umgestaltet und kommentiert werden könne (taz vom 3.6.1996): „Nur mit Schildern“, sagt Rösler, „geben wir uns nicht ab.“

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