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■ Ganz im Geiste Bernhard Grzimeks durch Wälder, Wiesen und durch AuenDer kleine Tierfreund

Im Jahr 1987 wurden die deutschen Rundfunknutzer von zwei herben Schicksalsschlägen getroffen: Bernhard Grzimek, der berühmte Fernsehzoologe, verstarb und machte Platz für Tiere, derweil in den ostwestfälischen Fluren ein junger Germanistikstudent daranging, seine grob profilierten, schweren Gummistiefel in die Fußstapfen jenes großen, alten Mannes der Feld-, Wald- und Wiesenforschung zu heben. Geschult an den klassischen Hörspielen des WDR, sprach der ins Leben entlassene Akademiker gewisse naturwissenschaftliche Beobachtungen auf Band. Fünf Folgen kamen zustande, „ohne Verwertungsinteresse, einfach nur so für Bekannte“.

Eine Kunst- respektive Comedyfigur war geboren: „Der kleine Tierfreund“, laut Dietmar Wischmeyer „eine Zusammenführung von Tieronkel, Radiosprecher, Antiradio“. Der zunehmenden Beschleunigung des Mediums – die Privatsender waren noch jung in jenen Jahren, voller Sturm und Drang und stets in Eile – setzte Wischmeyer einen zäh dozierenden, der Zivilisation entfremdeten Einsiedler entgegen, der durch heimische Wälder und Auen streift, Arten und Unarten der Fauna belauscht und seine Beobachtungen in recht eigenem Jargon zum Vortrage bringt. Die holprigen Exkursionsprotokolle wurden zum Dauerbrenner ausgerechnet dort, wo Atempausen ansonsten verpönt waren: im privaten Rundfunk.

Beim niedersächsischen Radio ffn fand „Der kleine Tierfreund“ nicht nur offene Ohren, sondern auch einen offenen Kanal, in dem er fortan regelmäßig zum besten gab, was er über die Lebensgewohnheiten des „Müffels“, die Gefährlichkeit der bestialischen „Raubwanze“ und anderes Gezücht und Geziefer in Erfahrung gebracht hatte. Ein Herzensanliegen war ihm die Rettung der „wilden Brieftaube“, die den widernatürlich sich vermehrenden „Faxen“ zum Opfer zu fallen drohte. Auch machte der wackere Streiter im Tiergarten des Herrn aufmerksam auf das schwere Schicksal des possierlichen „Futons“, der, seiner tropischen Heimat gewaltsam entrissen, in liederlichen deutschen Studentenbuden bedrückt vor sich hinvegetiert.

Bald schon reichten die wenigen frühmorgendlichen Landfunkminuten nicht mehr aus, der Nachfrage Herr zu werden. Die Welt wollte mit Hörkassetten versorgt werden, Compactdiscs folgten, zusätzlich üppig illustrierte Lehrbücher, die teils in Zusammenarbeit mit dem ebenfalls der Tierwelt heftig zugeneigten (Wolf!)-Rüdiger Marunde entstanden. Schließlich mußte der eher verschlossene Fährtenleser gar selbst hinaus in die Unwirtlichkeit der Städte, andächtig lauschende Zuhörerschaften via Lichtbildervortrag in gehöriges Staunen zu versetzen.

Der größtmögliche Triumph aber ereilt den engagierten Waldläufer erst in diesen Tagen. Zehn Jahre nachdem sein Idol Bernhard Grzimek in die ewigen Jagdgründe einging, wird „Der kleine Tierfreund“ dessen Platz vor der Fernsehkamera einnehmen. Das Sat.1- Frühstücksfernsehen stiftet fortan zweimal pro Woche ein paar Minuten, in denen der drei- bis vierschrötige Schrat uneingeschränkt zugunsten der einheimischen Tierwelt aussagen kann. Damit haben Eugen Schuhmacher, Heinz Sielmann und Horst Stern, die Pioniere der naturkundlichen Fernsehunterhaltung, nach langer Zeit endlich einen würdigen Erben gefunden. Harald Keller

„Der kleine Tierfreund“, mittwochs um 6.20 Uhr und freitags um 7.03 Uhr auf Sat.1

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