piwik no script img

Gabriel würdigt Ägyptens Sisi„Beeindruckender Präsident“

Tausende Ägypter sind am Freitag gegen al-Sisi auf die Straße gegangen. Mit Sigmar Gabriel versteht sich der Diktator bei einem Treffen in Kairo aber bestens.

Mit Wirtschaftsvertretern am Nil: Sigmar Gabriel zu Besuch bei Abdelfattah al-Sisi am Sonntag Foto: dpa

Kairo dpa | Vizekanzler Sigmar Gabriel traut dem wegen massiver Menschenrechtsverstöße umstrittenen ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi eine Stabilisierung des Landes zu. „Ich finde, Sie haben einen beeindruckenden Präsidenten“, sagte Gabriel am Sonntag nach einem fast zweistündigen Gespräch mit dem General i.R. bei einer Pressekonferenz in dessen Präsidialpalast.

Deutschland sei bereit, Ägypten etwa bei der Sicherung seiner Grenze zu Libyen gegen Waffenschmuggel zu helfen. Kairo, das bereits vier deutsche U-Boote erhält, setzt auf deutsche Grenzschutzanlagen und Rüstungsgüter. Auch bot Gabriel dem bevölkerungsreichsten arabischen Land internationale Unterstützung gegen die Finanzklemme an.

Der SPD-Chef kritisierte in Kairo deutlich die schlechte Menschenrechtslage und mahnte Verbesserungen für Nichtregierungsorganisationen, Gewerkschafter, Presse und ausländische Stiftungen an. Zehntausende Regimegegner sind in Haft. Italien hat seinen Botschafter aus Kairo zurückgerufen, nachdem ein 28-jähriger italienischer Wissenschaftler in Kairo unter ungeklärten Umständen zu Tode gefoltert worden war.

Al-Sisi sei mit der Kritik „bemerkenswert offen umgegangen“ und habe das Menschenrechtsthema von selbst angesprochen, sagte Gabriel. Ägypten habe sich auf den schwierigen Weg gemacht, das 90-Millionen-Land Schritt für Schritt zu demokratisieren. Deutschland und Europa hätten „ein Rieseninteresse daran, dass das Land stabil bleibt“ – nicht zuletzt wegen der Flüchtlingskrise und des Kampfes gegen den islamistischen Terror.

Demos gegen Insel-Deal

Noch am Freitag waren landesweit Tausende Ägypter gegen Al-Sisi auf die Straße gegangen. Der Präsident hatte bei der Opposition und Bürgern Empörung ausgelöst, weil Ägypten zwei strategisch bedeutsame Inseln am Golf von Akaba an Saudi-Arabien abtritt. Dafür gibt das saudische Königshaus weitere Milliarden-Finanzhilfen.

In Absprache mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bot Gabriel in Kairo an, Deutschland könne als Vermittler gemeinsam mit der EU, dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und dem Pariser Club der Gläubigerstaaten nach Finanzierungslösungen für Kairo suchen. Die ägyptischen Währungsreserven sind arg geschrumpft, das Staatsdefizit ist gewaltig.

Weil wegen der Terrorgefahr die Zahl der Touristen – auch aus Deutschland – eingebrochen ist, kommen zu wenig Devisen ins Land. Gabriel bestätigte, dass eine offizielle Einladung Al-Sisis an Merkel zu einem Besuch in Kairo auf dem Weg nach Berlin sei. Der Bundeswirtschaftsminister wird von fast 100 Wirtschaftsvertretern begleitet, die auf neue Großaufträge am Nil hoffen. Am Montag reist Gabriel nach Marokko weiter.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • 1G
    1714 (Profil gelöscht)

    Warum hält dieser Dilettant nicht einfach mal die Schnauze?

    • @1714 (Profil gelöscht):

      ...weil er glaubt, wenn er sich den Wirtschaftsbossen anbiedert, dann hat er gute Chancen irgendwann Bundeskanzler wird. Er ist zwar ein guter Redner aber er kann nicht wie Schröder alle Werte der Spd verkaufen, weil seinen wir ehrlich. Fur was steht diese Partei? Schauen wir uns das Innenleben dieser Partei sieht man auf vielen Stuhlen Freunde und Kinder älterer Parteigenossen. Wer mir nicht glaubt, kann sich ja selbst umhören. Sie verwalten und suchen nach ihrem Vorteil und haben es verpasst den Strukturellen Anpassungsprozess für die Gegenwart zu volbringen

      • 1G
        1714 (Profil gelöscht)
        @Azad:

        Natürlich kann er nicht die Werte der SPD verkaufen - da ist nix mehr...