GTA VI erneut verschoben: Endlich weiter warten
„Grand Theft Auto 6“ kommt erst im November 2026. Das ist eine gute Nachricht für Entwickler*innen. Und für Fans, die noch ihren Gaul bürsten müssen.
E s ist fantastisch, dass Grand Theft Auto VI (GTA 6) schon wieder verschoben wurde. Denn meine Steam-Library quillt eh schon über mit dutzenden ungespielten Games. Und dann will das letzte Game von Rockstar Games, das Western-Epos Red Dead Redemption 2, ja auch nochmal durchgespielt werden. Allein das Bürsten meines Gauls wird mich viele Stunden kosten.
GTA 6 sollte eigentlich im Mai 2026 erscheinen. Am Donnerstagabend hieß es von Rockstar Games nun: Daraus wird nichts, wir verschieben das Teil ein weiteres Mal. Das neue Datum, das sich viele Gamer:innen jetzt auf ihre blassen Waden tätowieren lassen können, ist der 19. November 2026.
Als Spieler bin ich langes Warten ja gewöhnt. Um die jahrelange Wartezeit beim Hüpf- und Erkundungsspiel Hollow Knight: Silksong abzukürzen, hätte ich mich fast für einen Parcours-Workshop angemeldet, habe mich dann aber zum Glück doch für den Vorgänger entschieden.
Früher nahm mich das lange Warten ganz doll mit. Als 35-jähriger Gaming-Opa sage ich jetzt: Nimm die Wartezeit gelassen. Nie wieder wird GTA 6 so gut sein wie in deiner Fantasie. Abgesehen von meinen und den Befindlichkeiten vieler Fans hat die erneute Verzögerung gravierende Auswirkungen auf die gesamte Branche. Wie schon bei der ersten Verschiebung werden andere Hersteller:innen ihre Games ebenfalls verschieben. Kein Studio ist so verrückt und will im gleichen Monat wie GTA 6 erscheinen. Denn dass der Titel ein Blockbuster wird, steht fest – egal, wie gut er am Ende wirklich ist.
Wie geht's eigentlich den Entwickler:innen?
Während sich die Presse und Fans auf die Verschiebemeldung stürzen, übersehen sie einen viel wichtigeren Punkt: Wie es eigentlich den Entwickler:innen geht. Dabei sind sie es, die Tag für Tag das digitale Miami samt sumpfigen Everglades, die Spielwelt von GTA 6, zusammenzimmern. Bei Rockstar Games zu arbeiten, ist kein Spaß: Schon in der Vergangenheit wurden die katastrophalen Arbeitsbedingungen kritisiert.
Crunch-Time, also unbezahlte Überstunden und Arbeitswochen von mehr als 100 Stunden über mehrere Monate, waren keine Ausnahme, sondern die Regel. In Red Dead Redemption 2 versteckten Entwickler:innen sogar eine geheime Botschaft, wie hart die Arbeitsbedingungen waren. Menschen, die daran zerbrachen oder es nachvollziehbarerweise einfach nicht einsahen, so lange zu arbeiten, wurden aus dem Abspann der Spiele gestrichen. Die meisten Spieler:innen interessiert das nicht.
Auch Gewerkschaften sieht man bei Rockstar Games offenbar nicht gern. Die Independent Workers Union of Great Britain, die Arbeitnehmer:innen in der Gaming-Branche vertritt, gab an, dass Ende Oktober 31 Mitarbeiter:innen aus den britischen Studios von Rockstar entlassen wurden. Die Muttergesellschaft von Rockstar Games Take-Two Interactive widerspricht und sagt, die Mitarbeiter:innen seien wegen der Weitergabe vertraulicher Informationen entlassen worden. Mit den gewerkschaftlichen Aktivitäten stehe das in keinem Zusammenhang. Natürlich nicht. Höchste Zeit, das gerichtlich zu klären.
Es geht um ein möglichst fehlerfreies Game
Allerdings sollen sich laut dem Branchenexperten Jason Schreier die Arbeitsbedingungen bei Rockstar in den letzten Jahren verbessert haben. Flexiblere Arbeitszeiten und ein Umbau des Managements sollen extreme Crunch-Zeiten vermeiden. Schreier analysiert, dass die Verschiebungen von GTA 6 auch deshalb stattfinden, um die Entwickler:innen zu schonen. Wobei die Arbeitsbedingungen mit Sicherheit immer noch verdammt hart sind.
Den neuen Kurs vollzieht der Take-Two-Konzern nicht aus Nächstenliebe, sondern um eingearbeitetes Personal zu halten und am Erscheinungstag ein möglichst fehlerfreies Game abzuliefern. Durch den Blockbuster GTA 5, der allein im Jahr 2022 eine halbe Milliarde US-Dollar eingespielt hat, ist das finanzielle Polster dafür da.
Meinen Mustang in Red Dead Redemption 2 zu Bürsten ist übrigens ein kontemplatives Erlebnis. Damit die Entwickler:innen nicht verschlissen werden, würde ich auch noch ein paar weitere Jährchen warten. Genügend andere Spiele gibt es ja.
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