GROSSFLÄCHIG IMPFEN STATT MASSENHAFT TOTSCHLAGEN: Schlachthaus Europa
Wie viele Tiere will man noch umbringen? Eine Million? Zwei Millionen? Zehn Millionen? Darf’s noch etwas mehr sein? Jeden Tag bricht die Maul- und Klauenseuche auf 40 britischen Höfen aus. Wie Eiterpickel übersäen die bis jetzt 488 betroffenen Betriebe die Landkarte. Die Seuchenpolizisten rennen mit der Keule hinterher, doch ihre Schlag-tot-Strategie ist längst gescheitert.
„Großbritannien wird mit der Seuche nicht fertig“, resümiert die FAZ. Wenn man dennoch behauptet, die Lage im Griff zu haben, bezieht sich das nur noch auf die Erfassung der Katastrophe. Jeder neue Fall wird mustergültig addiert, so weit ist tatsächlich alles unter Kontrolle. Doch überall türmen sich die Kadaver. Die Logistik ist trotz Militäreinsatz überfordert. Abtransport und Verbrennung kommen nicht mehr nach. Das Virus ist schneller.
In dieser Situation hat der niederländische Ministerpräsident Wim Kok endlich das erlösende Wort gesprochen: Schluss mit den Massentötungen. Großflächig Impfen! Man hätte sich diese Intervention von Renate Künast gewünscht. Doch die grüne Verbraucherschutzministerin hat angeblich noch nie ein vernünftiges Argument für die Impfung gehört. Da gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder sie fragt niemanden oder die Falschen.
Wollen Künast und Agrarkommissar Franz Fischler Europa in ein Schlachthaus verwandeln? Wollen sie weiter, monatelang in immer mehr Ländern, auf immer mehr Höfen die Ausrottung fortsetzen? Die Tierverachtung und Ignoranz gegenüber dem Mitempfinden der Menschen ist beispiellos. Niemand, der die Scheiterhaufen und Leichenberge noch ertragen könnte. Es muss endlich Schluss damit sein. Bayer hat 600.000 Impfdosen in Bereitschaft und kann in fünf Tagen eine weitere Million liefern. Damit könnte das Impfprogramm morgen beginnen. Bauernverband, Amtstierärzte, eine Reihe von Wissenschaftlern sind dafür. Die deutschen Agrarminister haben sich gestern immerhin auf Notimpfungen verständigt. Doch immer mehr Seuchenexperten verlangen eine grundsätzliche Änderung der Strategie: eine Rückkehr zur flächendeckenden Impfung. Abermillionen toter Tiere und ein halber Kontinent im Ausnahmezustand sind ein zu hoher Preis.
Hauptargument gegen die Impfung ist der Hinweis, dass der Fleischexport gefährdet sei, weil Japan und die USA keine geimpften Tiere akzeptieren. Hier wird suggeriert, der Fleischexport in diese Länder sei ein Bombengeschäft. In Wahrheit sind das kleine, hoch subventionierte Mengen. Das Abschlachten muss aufhören! MANFRED KRIENER
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