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GEHT‘S NOCH?Fleisch sticht

Die EU beschließt die Netzneutralität, doch das interessiert kaum jemanden, denn die Aufmerksamkeit lag diese Woche woanders

Montag war toll. Jeden Witz über Fleisch konnte man endlich mal abfeuern. Oder einfach noch mal erzählen. Oder twittern. Oder in Überschriften packen. Frei von der Leber – höhö – weg. Wen juckt es da noch, dass tags drauf darüber entschieden wird, wie viel Internet noch rauskommt, wenn wir an unseren Flatrate-Strohhalmen saugen.

Netzneutralität ist ein schlimmes Wort für eine Angelegenheit, die jeden betrifft, der im Internet etwas schaut, spielt, liest oder sendet. Es geht mal wieder darum, wie wir kommunizieren. Um Freiheit und Gleichheit. Aber wie immer beim Thema Internet ist es ein bisschen komplizierter als: Fleisch essen – ja oder nein – und dazu dumme Sprüche direkt vom Stammhirn ins Netz zu meinen.

Weswegen kaum einer sich darüber lustig machte, dass die EU Millionen in die Förderung von Internet-Innovationen steckt – nur um dann mit dem Arsch alles einzureißen, indem man eine Regelung beschließt, die den Markteinstieg für Start-ups erheblich erschwert. Kaum jemand ist wütend, dass Internetprovider für ihr Geheule darüber, dass sie den teuren Netzausbau bezahlen müssen, nun damit belohnt werden, dass sie einfach nur „Spezialdienste“ rufen müssen – und schon dürfen sie auf Netzneutralität pfeifen und bestimmte Daten schneller senden, wie es die Telekom prompt angekündigt hat.

Geht es darum, dass Regeln beschlossen werden, wie Internetanbieter künftig doppelt kassieren (nämlich bei Kunden für Flatrates und bei Anbietern fürs schnellere Durchleiten ihres Traffics), schnarchen alle weiter vor sich hin. Daran sind natürlich leider auch viele Medien nicht unschuldig. Der Blogger Wolfgang Michal prägte kürzlich den Begriff der „Los-Wochos-Strategie“ im Journalismus: Großereignisse, auf die alle Wucht der Berichterstattung geworfen wird, während andere Themen hinten runterfallen. Beispiel Griechenlandkrise, Flüchtlinge, Charlie-Hebdo-Attentat, NSA, Ostukraine – zumindest so lange, bis die Aufmerksamkeit verebbt und das nächste Superthema alles dominiert.

Darauf einen Fleischwitz? Come on – das ist sooo last week! Meike Laaff

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