G20-Gipfel in London: Krawall gegen das Kapital
Rund 5000 Menschen demonstrierten am Mittwoch in den Straßen von London. Die Royal Bank of Scotland wurde gestürmt, die Bank of England belagert. Ein Demonstrant kam zu Tode.
LONDON afp/ap/dpa/taz Bereits vor Auftakt des G-20-Gipfels hat es am Mittwoch heftige Proteste und Zusammenstöße mit der Polizei gegeben. Nach Polizeiangaben gingen insgesamt rund 5000 Menschen auf die Straße. 10.000 Polizisten sollten die Teilnehmer des Gipfels von den Demonstranten abschirmen.
Obwohl viele Gebäude im Bankenviertel verbarrikadiert und viele Straßen gesperrt waren, gelang es Demonstranten die Fenster der Royal Bank of Scotland zu zerstören. Später drangen einige Randalierer in das Gebäude ein und warfen Mobiliar hinaus. Erst Sondereinheiten der Polizei gelang es, die Bank wieder zu räumen.
Auch die Bank of England wurde belagert. Nachdem es am Nachmittag zunächst ruhiger geworden war, versuchten am Abend Demonstranten die Polizeisperren zu durchbrechen. Einem, der als Osterhase verkleidet war, gelang dies sogar. Die Polizei kesselte mehr als 1000 aufgebrachte Menschen vor der Bank of England ein. Sie durften nur in kleinen Gruppen nach Hause gehen.
Mann tot zusammengebrochen
Unweit der Bank of England ist am Abend ein circa 30 Jahre alter Mann bewusstlos zusammengebrochen und gestorben. Die Ursache ist derzeit nicht bekannt. Als Polizisten ihm helfen wollten, wurden sie mit Plastikflaschen beworfen.
Die Proteste richteten sich zentral gegen die Sitze und Träger des Kapitals. Um einen als Sensenmann verkleideten Demonstranten versammelte sich eine Gruppe, die forderte, Premier Gordon Brown und die Investmentbanker auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen.
An einem Laternenpfahl wurde eine Puppe aufgehängt, die einen Banker darstellt. Gesprühte Parolen bezeichnen die Banker als Gauner, Diebe oder fordern auf, die Reichen zu essen.
Die Banker selbst zogen sich, dank gelockerter Bekleidungsvorschriften, aus der Affäre. Sie dürfen, mit offizieller Genehmigung der Londoner Handelskammer, dieser Tage in Jeans und T-Shirt zur Arbeit erscheinen. Ja sie wurden sogar dazu gedrängt.
Eine weitere Demonstration vor der US-Botschaft richtete sich gegen den Krieg im Irak. Nach Angaben der Polizei wurden am Mittwoch 90 Demonstranten festgenommen, ein Polizist verletzt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Neue Milliardenkredite für Verteidigung
Union und SPD wollen Schuldenbremse reformieren
Der Pazifismus der Linkspartei
Mehr Rationalität wagen
US-Waffenhilfe für die Ukraine
Wir sind dann mal raus
Amokfahrt in Mannheim
Mit dem Auto in der Waffenverbotszone
Eingestellte US-Waffenlieferungen
Nicht nur die Ukraine droht zum Opfer zu werden
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Von der Leyen legt Milliarden-Plan zur Aufrüstung Europas vor