piwik no script img

G20-Gipfel in HamburgJournalisten gegen Presseamt

32 Journalist*innen war beim G20-Gipfel in Hamburg die Akkreditierung entzogen worden. Nun wird die erste Klage dagegen vor Gericht verhandelt.

Kein Zugang für Unbefugte – und einige Journalist*innen: Einlass am Tagungsort der G20 in Hamburg Foto: dpa

Hamburg taz | Vieles, was während des G20-Gipfels in Hamburg passiert ist, konnte zweieinhalb Jahre später immer noch nicht aufgeklärt werden. Unzählige Fälle von Polizeigewalt zählen ebenso dazu wie die Abwesenheit der Staatsmacht im Schanzenviertel, während dort Barrikaden brannten.

Ein Aspekt, der ebenfalls für viel Kritik und Diskussionen gesorgt hatte, war der Entzug von Akkreditierungen von 32 Pressevertreter*innen durch das Bundespresseamt gewesen. Zumindest hier könnte ein bisschen Aufklärung in Sicht sein: Am Mittwoch steht vor dem Berliner Verwaltungsgericht der erste Prozess von zwei der betroffenen Journalist*innen gegen die Bundesrepublik, vertreten durch das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, an.

Der freie Journalist und Autor Sebastian Friedrich und der freie Fotograf Rafael Heygster werfen dem Bundespresseamt vor, rechtswidrig gehandelt zu haben. Für Friedrich hat das Vorgehen aber auch eine politische Dimension: „Die zunehmende Einschränkung von Grundrechten ist besorgniserregend“, sagt er der taz. Gerade im Kontext der zunehmenden Verschärfung der Polizeigesetze in fast allen Bundesländern sei diese Entwicklung äußerst fragwürdig.

Der Verfassungsschutz ist schuld

Im Fall von Friedrich, der nicht vorbestraft ist und über den auch keine Polizeieinträge vorliegen, hatte eine Einschätzung des Berliner Landesamts für Verfassungsschutz zum Entzug der Akkreditierung geführt. „Er engagiert sich bzw. hat Kontakt zu gewaltbereiten Gruppen, die zu Protesten gegen G20 mobilisieren“, hatte der Verfassungsschutz dem Bundeskriminalamt übermittelt.

Für Friedrich rechtfertigt das noch lang nicht das Aussetzen der Pressefreiheit: „Natürlich habe ich als Journalist und Autor Kontakt zu allen möglichen linken Gruppen.“ Beim G20 war er für die bewegungsnahe Zeitung Analyse und Kritik im Einsatz.

Ein Urteil ist für den Prozesstag am Mittwoch noch nicht zu erwarten. Für die Klagen sieben weiterer Journalist*innen, denen die Akkreditierung entzogen wurde, stehen noch keine Termine fest.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Wie schon in der Lokalrunde Katharinas Lieblingsthema. Auch wenn es nicht viel gutes zum G20 gibt...