Fußballmeisterschaft für Bayern München: Am Tropf des Männerfußballs
Hinter einer erfolgreichen Frauen-Fußballmannschaft steht immer ein starker Männer-Fußballverein. Auch bei Bayern München. Eigentlich schade.
B ayern München gewinnt in Leverkusen und wird Deutscher Fußballmeister. Irgendein Depp, den man Weltgeist oder vielleicht doch eher Vollidiot nennen sollte, hat uns Sportjournalisten diese rhetorische Figur auf den Elfmeterpunkt gelegt: eine Analogie des Erfolgs der Spielerinnen des FC Bayern München mit der Stolpersaison der Männer dieses Clubs. Doch dies bedeutet doch vor allem eins: Man nähme den Sport der Frauen nicht als eigenständiges Phänomen ernst.
Seit zwölf Jahren hat kein anderer Club als der FC Bayern oder der VfL Wolfsburg die Meisterschaft gefeiert. Der letzte Verein war 2012 Turbine Potsdam, ein reiner Frauenclub, der letztes Jahr in die Zweite Liga abgestiegen ist. Bayern und der VfL sind die Kraftzentren der Bundesliga. Außer der SGS Essen sind nur noch Teams dabei, die unter dem Dach eines Männerprofiklubs kicken.
Der aktuell Drittplatzierte fusionierte 2020 als 1. FFC Frankfurt mit dem lokal ansässigen Big Player und wurde Teil der Eintracht Frankfurt Fußball AG. Nur so lässt sich aktuell Frauenprofifußball auf Topniveau betreiben. Das gilt auch international: Der FC Chelsea, FC Barcelona, Olympique Lyon – alle sind an Männerfußballkonzerne angedockt; in England schreibt das die Premier League sogar vor.
Das ist gut und schlecht zugleich. Gut, weil die Spielerinnen endlich mit professioneller Infrastruktur mit guten Rasenplätzen, Entmüdungsbecken oder Saunen trainieren. Schlecht aber ist es, weil in ökonomischen Krisenzeiten des Männerfußballs die Mittel für die Frauen schneller gekürzt oder gestrichen werden. Die jüngsten Zuschauerrekorde verdankten die Fußballerinnen dem gnädig gewährten Umstand, dass sie manchmal in den großen Stadien kickten, den heiligen Männerrasen betreten durften.
Gratulieren wir den Spielerinnen des FC Bayern zum Meistertitel. Und pflegen wir zugleich die nicht allzu realistische Hoffnung, dass der Fußball der Frauen zu einer größeren Eigenständigkeit findet, die Aufmerksamkeit und Geld auch dann generiert, wenn mal keine doofe Analogie auf dem Elfmeterpunkt liegt.
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